Schwerhörigkeit
Schwerhörigkeit betrifft heute oft auch schon junge Menschen. Lebensführung, Lärmbelastung, Veranlagung oder auch Rauchen haben einen negativen Einfluss auf unser Hörorgan. Im experteninterview klären wir die Ursachen von Schwerhörigkeit und ob sie heilbar ist oder nicht.
Schwerhörigkeit – Interview mit Prim. Dr. Arnoldner und dem Innungsmeister der Hörakustiker Oliver Svadlenak
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Prim Dr. Arnoldner ist Leiter der Hals-Nasen-Ohren Abteilung im Wiener Wilhelminenspital. Uns erklärt er anhand eines Modells die Anatomie des Ohres.
Schwerhörigkeit – Experteninterview mitPrim. Dr. Arnoldner und dem Innungsmeister der Hörakustiker Oliver Svadlenak
Dr. Arnoldner: Das ist das Modell eines Ohres mit der äußeren Ohrmuschel, dem Gehörgang, in dem der Schall weitergeleitet wird zum Trommelfell, also bis zum Mittelohr. Hier haben wir die Gehörknöchelchen, über welche Schall verstärkt zum Innenohr gebracht wird. In der Schnecke ist das corti’sche Organ, wo der Schall von einer mechanischen Schwingung zu einer elektrischen Erscheinung umgewandelt und hier am Hörnerv weitergeleitet wird.
Anmerkung: Schwerhörigkeit (Hypakusis) ist eine häufige Erkrankung und bezeichnet eine Einschränkung des Hörvermögens. Sie reicht von einer geringfügigen Beeinträchtigung bis zu totalem Hörverlust, kann vorübergehend oder dauerhaft sein. Die Therapie wie auch die Prognose richten sich nach der Ursache der Hörminderung.
Dr. Arnoldner: Es fängt oft so an, dass ein Schaden nicht bemerkt wird. Prinzipiell nimmt im ganzen Lebenslauf das Hören ab. Ein dreißigjähriger hört bereits schlechter als ein zwanzigjähriger, jedoch ist das nur in einem ganz hohem Frequenzbereich bemerkbar. Etwa im Alter von 65, aber mit einer großen individuellen Streuung, wird das Ganze so relevant, dass Aussprachen schlechter verstanden werden. Wobei die Lebensführung, Lärmbelastung, Veranlagung oder auch Rauchen negative Einflüsse sind.
Anmerkung: Schwerhörigkeit wird heute ein immer größeres Problem. Auch bei sehr jungen Menschen, da akustische Umwelteinflüsse wie laute Musik und eine ständige Geräuschkulisse unserem Ohr Extremes abverlangen.
Dr. Arnoldner: Wenn man Jugendliche oder junge Erwachsene audiometriert, haben viel mehr eine Schwerhörigkeit als früher. Es gibt sogar eine Studie aus Deutschland, in der bei Rekruten eine Audiometrie gemacht wurde. Von den Getesteten hatten 60% ein nicht normales Hörvermögen.
Anmerkung: Diesen Trend stellt auch der Wiener Innungsmeister der Hörakustiker Oliver Svadlenak fest. Obwohl in seinem Geschäft der überwiegende Teil seiner Kunden noch deutlich über 40 Jahre alt ist, kommen auch immer mehr Junge zum Hörtest. Dieser dauert 30 Minuten und gestaltet sich einfach.
Hr. Svadlenak: Primär wird eine Hörkurve gemessen. Es wird ein Audiogramm erstellt. Das ist eine Vermessung der Hörfähigkeit. So wie es die Sehschärfe bei den Augen gibt, wird hier die Hörschwelle gemessen, ab welcher Lautstärke etwas gut verstanden und gut gehört. wird. Es ist leider so, dass oft viele Leute zu lange warten. Eigentlich sollte man zum Akustiker oder HNO-Arzt gehen und überprüfen ob Schäden vorhanden sind, die behoben werden können, sobald man Anzeichen feststellt, wie zum Beispiel, wenn die Familie einem sagt, der Fernseher laufe zu laut, man das Telefon nicht läuten hört oder man öfter nachfragen muss, was jemand gesagt hat.
Anmerkung: Die Möglichkeiten sind heute vielfältig, aber zuerst erfolgt die Fachdiagnose durch den Facharzt.
Dr. Arnoldner: Erst einmal gibt es zwei große Gruppen von Schwerhörigkeit: Das ist erstens die Schallleitungsschwerhörigkeit. Dabei sitzt die Hörstörung entweder im Gehörgang, wie wenn man zu viel Ohrenschmalz hat, oder im Mittelohr Da kann es sich um eine Entzündung handeln oder um den sogenannten Tubenkatarrh. Den erkennt man dadurch, dass das Ohr beschlagen ist. Die andere große Gruppe ist die Schallempfindungsschwerhörigkeit, zu dieser zählen vor allem große Beispiele wie Altersschwerhörigkeit und Lärmschwerhörigkeit. Eventuell nimmt auch der Hörsturz zu.
Anmerkung: Ist die Notwendigkeit einer Operation gegeben, so sind die Verfahren weit fortgeschritten und Möglichkeiten die Hörfähigkeit wieder zu erlangen sind sehr groß. Bei Abnutzungserscheinungen im Alter helfen vor allem Hörgeräte. Diese sind technisch ausgereift und werden von der Sozialversicherung zur Gänze bezahlt. Es gibt sogar Hörgeräte, die völlig in der Ohrmuschel platziert werden oder mit denen man sogar das Mobiltelefon koppeln kann.
Hr. Svadlenak: Grundsätzlich unterscheidet man bei den Hörgeräten, die man anpassen kann zwischen Geräten die im Ohr, und denen, die hinter dem Ohr liegen. Da gibt es wie bei aller Technik eine Minimalisierung der Größe. Die Geräte werden immer kleiner, immer leistungsfähiger und es sind mittlerweile sogar kleine Computer eingebaut.
Anmerkung: Ob eine operative Versorgung oder die Verordnung eines Hörgeräts, es zählt das Wiedererlangen des Hörvermögens. Denn ein Hördefizit ist in aller Regel auch mit sozialer Isolation verbunden.
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