Mit Venenmythen aufräumen: Fakten gegen Fake News
Krampfadern sind nicht nur unansehnlich, sondern eine ernstzunehmende Gefäßstörung. Die Palette der Venenleiden reicht von meist harmlosen, aber hässlichen Besenreisern über Krampfadern bis hin zu richtigen Geschwüren. Erste Anzeichen sind meist schwere, geschwollene Beine die mitunter richtiggehend schmerzen. Doch rund um Venenerkrankungen ranken sich viele Mythen – sowohl was Ursachen als auch was Behandlungsmöglichkeiten betrifft.
Rund 90% der Bevölkerung leiden früher oder später unter Venenbeschwerden. Nur jede zwanzigste Frau und jeder siebte Mann über 20 hat Venen, die man als gesund bezeichnen kann. Doch was tun, wenn die Beine schmerzen? Was hilft wirklich und wie kann man vorbeugen? Wir haben die gängigsten Venenmythen unter die Lupe genommen.
Entstehung von Krampfadern
Unsere Venen leisten jahraus, jahrein Schwerarbeit. Sie müssen entgegen der Schwerkraft unser Blut zurück zum Herzen transportieren. Manche schaffen das besser, manche weniger gut.
Es mag zwar eine gewisse erbliche Vorbelastung geben, im Grunde sind Krampfadern aber ein Ergebnis der Schwerkraft, der wir alle ausgesetzt sind. Wenn Sie unter Venenproblemen leiden, dann schließen Ihre Venenklappen nicht mehr richtig. Das führt zu geschwollen Beinen und mittelfristig zu Krampfadern.
Frauen leiden übrigens häufiger unter Venenproblemen als Männer, da auch Hormone bei der Entstehung von Krampfadern eine Rolle spielen. Ebenso können Bindegewebsschwäche und Übergewicht die Neigung zu schweren Beinen beeinflussen.
Dass Wärme die Entstehung von Krampfadern fördert, ist hingegen nicht belegt. Im Gegenteil – Menschen in südlichen Gefilden leiden signifikant weniger oft an Venenproblemen. Eine Erklärung könnte der mediterrane Lebensstil sein: Siesta, wenn‘s am heißesten ist, und regelmäßig Füße hochlagern:-).
Abgesehen davon hilft regelmäßige Bewegung am Besten. Gerade Menschen mit Jobs, bei denen viel gesessen wird, leiden häufig unter Venenproblemen und sollten daher auf ausreichend Bewegung achten.
Nur wenige Krankheiten unterliegen solchen hartnäckigen Irrtümern, Mythen und beharrlichen Glaubensbekenntnissen wie Venenleiden. Und das ist nicht unproblematisch, denn immerhin leiden 90 Prozent der Frauen und Männer in Mitteleuropa unter Krampfadern und anderen venösen Veränderungen. Doch bei den Ursachen der Entstehen der knotig-erweiterten Venen, gehen nach wie vor die Meinungen auseinander.
Good to know: Fußbodenheizungen, heiße Vollbäder, Sauna oder Dampfbad sind übrigens nicht für Krampfadern verantwortlich. Es gibt keine Studien, die dies belegen.
Venenmythos 1 – Krampfadern sind hässlich, aber ungefährlich
Niemand ist glücklich mit hässlichen und schmerzenden Beinen. Doch Venenprobleme sind mehr als ein kosmetisches Problem. Vielmehr handelt es sich um einen „Strömungsdefekt“.
Besenreiser sind meist erste Vorboten und tatsächlich so etwas wie die Spitze des Eisbergs. Wenn Sie auch noch weitere Symptome, wie rote Äderchen im Knöchelbereich und häufig schwere Beine haben, sollten Sie das mit Ihrem Arzt besprechen. Hinter diesen „harmlosen“ Symptomen können sich ernste Probleme verbergen.
Mythos 2 – „da kann man halt nichts machen…“
Während man in früheren Zeiten tatsächlich erst in fortgeschrittenen Stadien operativ eingegriffen hat so rät man heute schon zu früheren chirurgischen Interventionen. Meist lassen sich erste Venenprobleme durch minimal invasive Eingriffe rasch und komplikationslos aus der Welt schaffen.
Entweder man entfernt die Krampfadern komplett oder man bindet die betroffenen Venen ab. Alternativ kann man sie auch mittels Spezialschaum oder Laser verkleben.
Nichts zu unternehmen ist jedenfalls definitiv nicht anzuraten, sonst riskiert man früher oder später ernsthafte Probleme, wie Ulcus cruris. Diese auch als offenes Bein bekannte Krankheit, ist nichts anderes als ein offenes, zumeist nässendes Geschwür am Unterschenkel, das lange nicht abheilt. Im schlimmsten Fall droht sogar eine Amputation, wenn man nichts dagegen unternimmt.
Diagnose von Venenleiden
Besenreiser und Krampfadern erkennt man mit freiem Auge. Manchmal sitzt das Problem aber auch bei den tiefer gelegene Venen. Diese sind nicht so einfach zu überprüfen. Ärzte können aber auch tiefer liegende Venenprobleme mittels Ultraschallgerät erkennen.
Die Duplex Sonographie ist eine weitere Möglichkeit um Venenleiden zu diagnostizieren. Hier misst der Arzt die Geschwindigkeit und Richtung des Blutflusses mittels Ultraschall. Ziel ist es, die Durchgängigkeit der Venen und die Funktion der Klappen zu überprüfen.
Ein weiterer nicht invasiver Funktionstest ist die Plethysmographie. Hier checkt der Arzt, wie gut das Blut bei Bewegung des Beines durch die Venen gepumpt wird. Die Untersuchung erfolgt liegend bei hochgelagerten Beinen. Anhand einer Manschette, die ähnlich wie beim Blutdruckmessen ums Bein gelegt wird, überprüft der Arzt den Blutfluss in den unteren Extremitäten.
Irrtümer, Mythen & Fakten zu Besenreisser & Co. Was hilft bei Venenproblemen wirklich?
Bewegung
Erwiesen ist, dass eine der effektivsten Methoden um Krampfadern und damit zusammenhängende Beschwerden zu bekämpfen schlichtweg ausreichend Bewegung ist. Ausschlaggebend für einen guten Venenzustand ist regelmäßige Bewegung der Beine, um die Venen zu aktivieren.
Good to know: Venenleiden sind – auch – eine Zivilisationskrankheit. Gerade Menschen mit sitzenden Berufen sollten Pausen zwecks Bewegung einlegen Sollte das nicht möglich sein, ist Beinbewegung auch im Sitzen eine Option: Drehen Sie das Sprunggelenk oder wippen Sie mit dem Fuß. Auch im Liegen können Sie Ihren Venen Gutes tun: Wenn Sie z.B. in der Luft radfahren, fördern Sie die Pumpfunktion.
Beine hochlagern
Die einfachste, aber eine höchst bewährte Entlastung für schmerzende Beine: Hochlagern! So kann schwerkraftbedingt das Blut besser zirkulieren.
Beine kühlen
Bei Kälte ziehen sich die Venen zusammen. Sehr effizient ist daher kaltes Abduschen der Unterschenkel von unten nach oben. Morgens angewandt, hält der Effekt einige Stunden lang an! Auch kneippen hilft! Zwischendurch wirken auch kalte Beinwickel abschwellend.
Kompressionsstrümpfe
Stützstrümpfe wirken mechanisch und stützen im wahrsten Wortsinn die Beine und unterstützen die Venenfunktion. Nachteil: Gerade im Sommer sind die meist wärmenden und eher unansehnlichen Strümpfe nicht angenehm zu tragen.
Wenn das alles nicht hilft, kann man sich die Krampfadern veröden oder operativ entfernen lassen. Beides allerdings keine sehr angenehmen Interventionen…
Alternative Behandlungsmethoden
Viele Betroffene suchen daher nach alternativen Behandlungsmethoden. Das Angebot in Apotheken, Drogerien oder im Internet ist riesig. Cremes und Lotions, Kapseln, Tabletten, Tropfen oder auch Tees sollen den Herstellern zufolge Linderung verschaffen – und das ganz „natürlich“. Wir haben die Faktenlage geprüft.
Salben und Lotions
Schmieren, schmieren, schmieren… Viele Patienten hoffen auf Linderung durch Salben, Cremes, Lotions oder Gels. Die Präparate sind – obwohl meist recht teuer – sehr beliebt, da sie subjektiv Erleichterung verschaffen. Doch noch gibt es keine qualitativ hochwertigen und wissenschaftlich aussagekräftigen Studien, die belegen würden, dass diese Mittel tatsächlich nutzen.
Dass die Anwendung von vielen Betroffene dennoch als hilfreich empfunden wird, könnte an dem Massage- oder Kühleffekt liegen – oder ein Placeboefekt sein.
Kapseln und Tabletten
Auch hier gibt es noch keine endgültigen wissenschaftlichen Ergebnisse über die Wirksamkeit. Einige Studien deuten aber daraufhin, dass oral eingenommen pflanzliche Medikamente tatsächlich helfen könnten.
Juckreiz, unruhige oder geschwollene Beine, Schmerzen und Krämpfe ließen nach, erzählen Betroffene. Auch die Schwellung lässt in manchen Fällen nach. Ob hier nur Symptombekämpfung oder tatsächlich eine Verzögerung des Fortschritts des Leidens erfolgt, ist aber wissenschaftlich noch nicht geklärt.
Pflanzliche Wirkstoffe – effektiv, gefährlich, harmlos?
Zunächst gilt es zwischen zwei Wirkstoffkategorien zu unterscheiden.
Venentonisierende Arzneien, also solche, die bei typischen Venenproblemen Linderung versprechen, enthalten meist Extrakte aus den Samen der Rosskastanie, aus Steinklee oder Schafgarbe. Sie sollen die Venenwände stärken und die Durchblutung fördern.
Auch Arzneien auf Basis von
- Centella asiatica
- Diosmin
- Hidrosmin
- Ruscus aculeatus
- Rutosiden
sowie aus Extrakten der Kiefernrinde und Traubenkernen können Symptome mildern.
Ebenso können die synthetischen Substanzen Calciumdobesilat oder Aminafton gegen Juckreiz und unruhige Beine helfen und Schmerzen und Krämpfe lindern.
Ödemprotektiva, also solche, die gegen Schwellungen helfen, werden meist auf der Basis von Rotem Weinlaub hergestellt. Diese pflanzlichen Mittel enthalten Flavonoide, also sekundäre Pflanzenstoffe, die, in Venenwände eingelagert, Flüssigkeitsaustritt in das umliegende Gewebe verhindern sollen.
Laut Herstellern macht das die Venenwände weniger durchlässig und verhindert so Schwellungen.
Wichtig: Pflanzlich heißt nicht harmlos! Es gibt Wirkstoffe, die bei manchen Personengruppen unter Umständen mehr Schaden anrichten können, als Nutzen bringen.
Besonders Vorsicht ist z.B. bei Mitteln auf Basis des „stechende Mäusedorn“ (Ruscus aculeatus) geboten. Der enthaltene Wirkstoff kann den Bluthochdruck in die Höhe treiben.
Auch Schwangere, die häufig unter geschwollenen Beinen leiden, sollten wissen, dass noch nicht alle möglichen Auswirkungen von venenschmerzenlindernden Arzneien ausreichend untersucht wurden.
Fazit: Auch wenn Ihnen im Sommer vielleicht gerade wegen der schmerzenden Beine nicht nach Bewegung ist – die beste Methode um aufgrund von Venenproblemen schmerzende Beine zu beruhigen ist regelmäßige Bewegung!
Also überwinden Sie Ihren Venen zuliebe Ihren Schweinehund und machen Sie ausreichend Bewegung. Ihre Venen werden es Ihnen danken, denn schon ein regelmäßiger Spaziergang ist besser als nichts!!
————-
Quellen:
¹ Gesund.co.at: Krampfadern
² Österreichisches Gesundheitsportal: Krampfadern: Ursachen & Prävention
Linktipps
– Besenreiser
– Wir sitzen zuviel…
– Venenrekrankungen
– Welche Krankheiten entstehen durch Rauchen