Kleine Wunden richtig behandeln: 5 hilfreiche Tipps von der Wundexpertin!
Rasch ist es geschehen: bei der Küchenarbeit geschnitten oder als Kind hingefallen, schon fließt das Blut. Zwar handelt es sich meist nur um eine oberflächliche Wunde, die richtige Behandlung ist aber wichtig: Verzichtet man darauf, können sich schwere Infektionen entwickeln.
Was Sie jetzt tun sollten und was nicht, erklärt Nicol Schmidt-Dzialek. Sie ist ausgebildete Wundexpertin und kennt sich aus mit jeder Art von Platzwunden, Schürfwunden, Brandwunden, Schnitt- und Stichwunden. Mit diesen 5 Tipps gelingt die Wundversorgung in jedem Fall!
Erste Hilfe Grundausstattung
1. Die Wundversorgung kleiner Schrammen und Wehwehchen kommt in Haushalt und Garten bei Erste-Hilfe-Maßnahmen am häufigsten vor. Zu welcher Grundausstattung raten Sie jedem Haushalt?
Wichtig ist stets, dass die Wunde sauber bleibt. Am besten schaffen das moderne Desinfektionsmittel. Wir müssen aber zwischen zwei Arten der Desinfektion unterscheiden. Zunächst braucht es eine gute Wunddesinfektion, bevor die Wunde steril abgedeckt wird. Und bei der Arbeit sollten natürlich die Hände so sauber wie möglich sein und Handschuhe getragen werden.
Wund- und Schleimhautdesinfektion sorgt für eine erste Reinigung der Wunde. Dabei handelt es sich um eine wässrige, antiseptische Lösung, welche direkt auf die Wunde kommt. Auch Pflaster, Kompressen und Binden gehören in jede Hausapotheke.
Das ist der Unterschied: Während Pflaster die Wunde steril abdecken, saugen Kompressen die Wundflüssigkeit auf. Sollte ein Verband nötig sein, fixieren Binden ihn an Ort und Stelle. Wer an einer offenen Wunde arbeitet, braucht unbedingt saubere Hände. Hier eignen sich am besten Einmalhandschuhe, die nach Gebrauch entsorgt werden können. Eine Händedesinfektion reinigt zusätzlich und beseitigt viele Keime und Bakterien.
Was gehört zur erweiterten Hausapotheke?
2) Was gehört nicht zur Standardausstattung, ist aber sinnvoll als Teil der Hausapotheke?
Nicht zur Standardausstattung gehörig, aber dennoch sehr sinnvoll finde ich Wundauflagen und Zinkleimverbände. Wenn etwas stark blutet, sind Wundauflagen praktisch: Damit lässt sich die Blutung stillen. Zinkleimverbände wiederum helfen bei der Stabilisierung verstauchter Körperteile.
Schnittwunden, Schürfwunden, Brandwunden, Platzwunden und Stichwunden
3) Bitte um kurze Anleitung zur richtigen Versorgung von Schnittwunden, Schürfwunden, Brandwunden, Platzwunden und Stichwunden.
An erster Stelle steht die Händedesinfektion. Sie erfolgt daher vor allen weiteren Arbeiten. Anschließend streift der Durchführende sich Einmalhandschuhe in passender Größe über. Erst dann kann die Wundversorgung fachmännisch ausgeführt werden.
Eine gründliche Untersuchung folgt. Befinden sich noch Fremdkörper in der Wunde? Muss sie von Schmutz gereinigt werden? Auch wenn kein Schmutz zu sehen ist, sollte die Wunde vorsichtshalber mit der Wund- und Schleimhautdesinfektion behandelt werden. Anschließend muss die Wunde mit Mullbinde und Kompresse gegen das Eindringen von Bakterien und Keimen geschützt werden.
Klären Sie anschließend den Impfstatus, besonders die letzte Tetanusimpfung. Dieser Punkt ist sehr wichtig: Sind Sie selbst Eltern, suchen Sie den Impfausweis heraus. Tetanus ist Wundstarrkrampf und somit eine gefährliche Erkrankung. Bei akuten Verletzungen benötigen Betroffene aktuellen Impfschutz.
Suchen Sie anschließend am besten eine ärztliche Fachperson oder Wundexpert*in auf. Er oder sie wird Sie nach dem Impfstatus fragen und entscheiden, was weiter zu tun ist. Jede Art von Wunde, wie klein und unbedeutend sie auch erscheinen mag, kann Infektionen hervorrufen! Die ärztliche Fachperson klärt auch, ob Antibiose erforderlich ist.
Behandlung von Kindern
4) Was ist bei der Behandlung von Kindern besonders zu beachten?
Kinder sind oft ängstlich, was für gewisse Schwierigkeiten sorgt. Sie fürchten sich vor Spritzen oder vor Blut, weshalb sie zunächst zu beruhigen sind. Auf keinen Fall sollten sie in Panik geraten, sonst gestaltet sich die Versorgung schwierig. Deshalb kann hier auf ausführliche Hygienemaßnahmen verzichtet werden.
Das hat noch einen weiteren Grund: Bei Verletzungen von Kindern sollte in jedem Fall eine ärztliche Fachperson oder Klinik aufgesucht werden.
Die häufigsten Fehler bei der Wundversorgung
5) Was sind die häufigsten Fehler bei der Wundversorgung und wie lassen sie sich vermeiden?
Ein sehr häufiger Fehler besteht darin, die Wunde zu unterschätzen. Oft werden kleine Wunden nicht ernst genommen, weil sie als Bagatelle abgetan werden. In der Folge entstehen schwere Infektionen, die im schlimmsten Fall mit einer Operation behoben werden müssen.
Darum immer den Status einer Wunde abklären lassen, am besten vom ärztlichen Fachpersonal. Ein weiterer Fehler besteht darin, einen Behälter in der Hausapotheke zu haben, der nicht korrekt beschriftet ist. Dann weiß man nicht mehr, was sich darin befindet, was zum Beispiel bei der Wundreinigung fatal enden kann.
Am besten vermeidet man das Umfüllen solcher Behälter ganz. Schließlich sollte man stets das Anbruchsdatum eines Behälters deutlich lesbar notieren. Bei der regelmäßigen Kontrolle der Hausapotheke stockt man dann auf, was nicht mehr zu verwenden ist. Es gilt aber auch, Verfallsdaten im Blick zu behalten, um den jeweiligen Artikel rechtzeitig auszutauschen.
6) Gibt es Eselsbrücken zur Behandlung bestimmter Verletzungen?
Wundversorgung wird manchmal zur hektischen Sache. Dann fällt es manchen Menschen schwer, sich zu konzentrieren. Zum Glück gibt es Eselsbrücken, die im Ernstfall helfen, sich rasch an die Abfolge der Arbeiten zu erinnern. Wundcare Berlin – Brandenburg hat eine gute Eselsbrücke gefunden. Hier ist sie: Das Wort ergibt „Heurika“, in Abwandlung des bekannten Ausrufs der Antike.
H – Händehygiene durchführen
E – Einmalhandschuhe tragen
U – Untersuchung der Wunde auf Fremdkörper und Schmutz
R – Reinigung der Wunde
I – Infektionsschutz, erfolgt durch steriles Abdecken
K – Klärung Impfstatus / Tetanusimpfung
A – Aufsuchen ärztliches Fachpersonal
Erste-Hilfe-Kurse
7) Inwieweit sind Erste-Hilfe-Kurse für unser Thema ratsam und wie oft sollten derartige Kurse aufgefrischt werden?
Zu kleineren Verletzungen kann es überall kommen, nicht nur im Haushalt. Daher ist es sinnvoll, dass Angehörige bestimmter Berufsgruppen regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse durchführen. Alle halbe Jahre sollten zum Beispiel Lehrer*innen und Erzieher*innen geschult werden.
Dabei handelt es sich um zielgruppenorientierte Kurse, also solche, die ihnen im Beruf helfen, da sie ja mit Kindern arbeiten. Den Arbeitsschutz sichern andere Kurse, die einmal im Jahr für festgelegte Mitarbeiter*innen stattfinden. Wie viele Menschen teilnehmen können, richtet sich nach der Unternehmensgröße: zwischen ein und drei Mitarbeiter*innen.
Fazit: Erste Hilfe bei Wundversorgung ist ganz leicht!
Mit diesen Tipps wird jede Versorgung kleinerer Wunden kinderleicht. Wichtig ist dabei sauberes Arbeiten, was durch gründliches Desinfizieren der Hände und der Wunde geschieht. Auf keinen Fall sollte man die kleine Verletzung unterschätzen: Damit riskiert man schwerwiegende Infektionen!
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Quellen:
¹ Erste Hilfe bei kleinen Wehwehchen
² Kinderchirurgie: Wundversorgung bei Kindern und Jugendlichen (springermedizin.de)
Linktipps
– Alle Notrufnummern in Österreich
– Erste Hilfe – richtiges Verhalten und Irrtümer
– 5 Tipps zur Behandlung von Schürfwunden
– Übertriebene Hygiene und Antibiotikaresistenzen