Sportsucht
Es gibt Menschen, die sich regelrecht zwingen müssen, um überhaupt eine Sportart auszuüben. Dann gibt es die andere Seite der Medaille. Sport, Sport und nochmals Sport. Diese Sportfanatiker trainieren bis zum Umfallen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bis sie letztendlich in eine Abhängigkeit geraten. Was die Ursache für diese Verhaltensweise ist, darüber rätseln die Wissenschaftler noch immer. Fest steht, dass ein Betroffener unter dieser Sportsucht sehr leidet. Geht er dieser Aktivität nicht nach, dann kann es zu Entzugserscheinungen kommen.
Fast genauso wie bei einem Alkoholiker, der gerade nichts Hochprozentiges im Haus hat. Befindet sich der Sportsüchtige in diesem Teufelskreis, dann verspürt er den Drang nach immer mehr. Zudem nimmt er sein soziales Umfeld kaum wahr und gerät zugleich in eine sogenannte Isolation. Spricht man diesen Menschen auf sein Problem an, dann wird er seine Sportsucht abstreiten. Genauso, wie es ein Alkoholiker tun würde. In den USA beschäftigt man sich schon seit Mitte der 90er mit diesem Thema. Offiziell wird in Deutschland die Sportsucht nicht als medizinische Diagnose anerkannt.
Dies trifft ebenso für die Bereiche der Verhaltenssüchte, wie die Internet- oder Einkaufssucht zu. Folglich liegen kaum Ergebnisse über die Studienlage vor.
Wer ist von dieser Sucht besonders betroffen
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) vermutet, dass ungefähr ein bis drei Prozent der deutschen Sportler von dieser Sucht betroffen sind. Ebenfalls lässt sich nicht abstreiten, dass Sport süchtig machen kann. Im Jahr 2013 wurden 1089 Ausdauer-Athleten zu diesem Thema in einer Studie befragt. Im Endergebnis konnte festgehalten werden, dass ungefähr 4,5 Prozent als gefährdet galten. Die Zahl ist ziemlich gering, was natürlich wiederum ein Grund ist, dass zu dem Bereich Sportsucht nicht wirklich geforscht wird. Liegt jedoch diese Verhaltensstörung vor, dann kann das für den Betroffenen erschreckende Ausmaße annehmen.
Es liegen Erkenntnisse vor, dass es schon Einzelfälle gab, wo sich der Süchtige die Ferse bis auf den Knochen abgelaufen hat und trotzdem trainierte er weiter.
Negative Symptome werden ausgeblendet
Ein richtiger Sport-Junkie benötigt immer mehr Trainingseinheiten. Geht er dieser Aktivität nicht nach, dann entstehen Entzugserscheinungen. Nervosität, Unruhe, Aggressivität, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen können die Folge sein. Des Weiteren werden Schmerzen oder gar Verletzungen einfach ignoriert. Das sind typische Anzeichen für eine Sportsucht. Es wird immer wieder trainiert und dabei werden Erschöpfungssignale ausgeblendet. Der Körper wird letztendlich zum Gegner. Der ganze Lebensrhythmus gerät aus den Fugen. Der Sport steht ständig im Vordergrund und andere Bereiche werden immer unwichtiger. Die Fitnesseinheiten finden zu fast jeder Uhrzeit statt. Was mit der Zeit natürlich für viele Probleme sorgen kann. Die sozialen Kontakte werden vernachlässigt, Eheprobleme, Fehlzeiten am Arbeitsplatz oder sonstige Termine werden schlichtweg missachtet. Die Lust am Sport ist nicht mehr das Hauptaugenmerk, der Zwang hat sich ins Innere eingeschlichen.
Auf Dauer hat das Ganze selbstverständlich körperliche Konsequenzen.
Wird der Sport übertrieben, dann kann ein Verschleiß an den Bändern, Sehnen, Knochen und Gelenken die Folge sein. Zudem wird durch die ständige Belastung der Körper geschädigt und das Immunsystem geschwächt.
Das goldene Mittelmaß finden
Wo letztendlich die Grenze ist, das ist oft schwer auszuloten. Die Belastungsgrenzen sind oftmals ganz individuell verschieden. Den Körperkult sollte man ebenso nicht unerwähnt lassen. Unsere Gesellschaft vermittelt das Bild nach außen, von einem perfekten und makellosen Körper. Immer mehr Menschen möchten diesem Leitbild entsprechen und würden dafür sehr viel tun. Nur die wenigsten erkennen ihre Sucht erst dann, wenn es zu spät ist. Ist der innere Drang größer nach der Sucht, dann befindet man sich bereits über dem Limit.
Gefährdet sind oft junge Menschen
Natürlich wurden bestimmte Sportarten ein wenig genauer unter die Lupe genommen. Bei einer Studie wurde festgestellt, dass Triathleten am meisten Gefahr laufen, in eine Abhängigkeit zu geraten. Obendrein konnte vermerkt werden, dass offenbar jüngere Menschen häufiger davon betroffen sind. Persönlichkeitsmerkmale wie Leistungsmotivation und Perfektionismus tragen zu dieser Problematik bei. Selbst negative Lebenseinflüsse wie Stress im Beruf oder in der Partnerschaft sowie ein Todesfall in der Familie kann Sportler in diese verhängnisvolle Sucht treiben. Wirft man einen Blick auf die Geschlechter, dann lässt sich kein Unterschied ausmachen. Bei Frauen jedoch geht es mehr um die Gewichtsreduzierung. Mit dem Sporttreiben sollen immer mehr Kalorien verbrannt werden.
Wie wird man sportsüchtig?
Zu dieser Frage kann keine klare Antwort gegeben werden. Wissenschaftler sprechen von der Beta-Endorphin-Hypothese. Mit der körperlichen Anstrengung wird eine Ausschüttung von sogenannten körpereigenen Opiaten angeregt. Diese wäre für die Entstehung der Sucht verantwortlich. Jedoch wird diese These in verschiedenen Studien widerlegt und die Wirkung der Stoffe im Körper konnten keineswegs geklärt werden. Es wird angenommen, dass viele Faktoren und Erklärungsmuster bei der Sportsucht eine Rolle spielen.
Dem Teufelskreis entkommen?
Der Betroffene kann leider aus eigener Kraft diesem Teufelskreis nicht entfliehen. Eine Psychotherapie ist unbedingt notwendig. Ein erster Ansprechpartner ist der Haus- oder Facharzt. Spezialisierte Einrichtungen bieten Hilfe an und werden Sie entsprechend betreuen. Im Endergebnis müssen Sie nicht Ihr ganzes Leben lang auf Sport verzichten, aber Sie lernen in Therapien die sportlichen Aktivitäten in Maßen auszuüben. Regeneration und ein gesundes Gleichgewicht steht bei der Heilung im Vordergrund.