
L-Carnitin
Umgangssprachlich bezeichnet man das L-Carnitin einfach als „Carnitin“, bekannt ist es hauptsächlich bei Sportlern oder abnehmwilligen Menschen, da es die Leistung steigern soll und als Fatburner angepriesen wird. Bei Ausdauer- oder Konditionstraining oder in Verbindung mit kalorienarmer bzw. kalorienbewusster Ernährung wird es oft als Nahrungsergänzung eingenommen. Die Wirkung von Carnitin wurde in mehreren Studien getestet, die Ergebnisse sind jedoch kontrovers, weshalb keine allgemeingültige Aussage über Carnitin getroffen werden kann. Ein paar Informationen über Carnitin können jedoch eine Hilfe sein, bei der Frage, ob man es als Nahrungszusatz einnehmen möchte.
Was ist L-Carnitin?
Zwei russische Wissenschaftler entdeckten die Substanz L-Carnitin vor über 100 Jahren in Fleischextrakt. Man findet sie bei Menschen und Säugetieren im Muskelgewebe. Gebildet wird L-Carnitin im Körper in Gehirn, Nieren und Leber, wenn die Hilfsstoffe Eisen, Folsäure, Niacin, Vitamin C, B6, B 12 und Enzyme in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Hauptsächlich entsteht L-Carnitin jedoch durch Synthese, wenn durch die Nahrung die zwei essentiellen Aminosäuren Lysin und Methionin zugeführt werden. Ihren Namen bekam die Eiweißverbindung, da die beiden Aminosäuren, die zur Synthese benötigt werden, zum großen Teil in Fleisch enthalten sind und „Fleisch“ im Lateinischen „Carnis“ heißt. L-Carnitin ist unverzichtbar für unseren Organismus, da es zur Funktion der Muskeln benötigt wird. Die Gesamtmenge Carnitin im Körper liegt bei20 bis 25 Gramm, wobei Männer einen höheren Carnitin-Anteil haben als Frauen. Der Großteil der Carnitin-Reserven (ca. 98%) befindet sich in der Herz- und Skelettmuskulatur, vor allem in Gewebe mit hohem Fettsäuremetabolismus.
Die Wirkung von L-Carnitin
Viele Menschen versprechen sich durch die zusätzliche Einnahme von Carnitin eine Leistungssteigerung im sportlichen Bereich inkl. eines beschleunigten Muskelaufbaus. Zudem ist Carnitin als Fatburner bekannt, der die Fettverbrennung anheizen soll und dadurch zu schnelleren Abnehmerfolgen führt. Bei der Fettverbrennung spielt das L-Carnitin eine wichtige Rolle, da es im übertragenen Sinne, die Fettsäuren in die winzigen Öfen der Muskelzellen (Mitochondrien) befördert. Darauf gründet sich die Annahme, dass eine höhere Menge an L-Carnitin im Körper auch mehr überflüssiges Körperfett in die Mitochondrien befördert. Doch ganz so einfach funktioniert das im Körper nicht. Die Fettsäuren werden, bevor sie in die Mitochondrien geschleust werden, zunächst einmal aus dem Fett aufgespalten und zerlegt. Dazu wird das fettspaltende Enzym Lipase benötigt, welches sich bei seiner Arbeit nicht nach einer erhöhten Carnitin-Menge richtet.
L-Carnitin aus natürlichen Quellen
Wie oben erwähnt, findet man Carnitin hauptsächlich in Fleisch, vor allem in roten Fleischsorten, wie Lamm, Hirsch, Rind und Reh, jedoch ist es auch in kleineren Mengen in pflanzlichen Nahrungsmitteln und Milchprodukten enthalten. Die durchschnittliche Menge Carnitin, die wir durch die Nahrung zu uns nehmen, liegt bei 100 bis 300 Milligramm täglich, kann aber bei hohem Fleischkonsum auch bis zu einem Gramm am Tag betragen.
Kontroverse Studie zur Wirksamkeit von Carnitin
Wissenschaftler der Uni Hannover stellten 1994 fest, dass Carnitin keine Wirkung als Fatburner oder Abnehmhilfe hat. Zusätzliche Gaben von Carnitin führten zwar zum Anstieg der Werte im Blut, jedoch käme das Carnitin nicht in den Zellen an, wo es zur Fettverbrennung ja hilfreich wäre. Ein paar Jahre später wurde in der Uni Leipzig bei Forschungsarbeiten jedoch festgestellt, dass durch eine Nahrungsergänzung mit L-Carnitin langkettige Fettsäuren ihren Weg ins Innere der Mitochondrien finden können, was eigentlich nur mittel- bis kurzkettigen Fettsäuren möglich war. Die Forschungsergebnisse des Jahres 2002 der Uni Leipzig wurden zwischenzeitlich von einer Forschungsgruppe der Uni Rostock bestätigt.
Carnitin als Nahrungsergänzungsmittel
Die Wirkung von L-Carnitin als Fatburner oder zur Leistungssteigerung vor bzw. schnelleren Regeneration nach sportlicher Bestätigung, ist demnach nicht vollständig erwiesen. Jedoch nehmen Vegetarier durch ihre Ernährungsweise oftmals zu wenig Carnitin über die Nahrung zu sich, was zu Mangelerscheinungen führen kann. Durch eine Einnahme von L-Carnitin-Nahrungsergänzungen kann diesem Mangel und den Folgeerscheinungen vorgebeugt werden. Ob eine gesundheitsschädigende Wirkung bei Carnitin-Überdosierung auftritt wurde ebenfalls lange Zeit diskutiert. Inzwischen hält sich die Behauptung, dass zu viel Carnitin einfach mit dem Urin ausgeschieden wird.