Spina Bifida
Trotz hervorragender Schwangerschaftsvorsorge und insbesondere dem Angebot der Pränataldiagnostik (wird durch die Krankenkasse aber nur für werdende Mütter ab einem Alter von 35 aufwärts kostenmäßig übernommen), kommt jährlich in Österreich bei 8 von 10.000 Neugeborenen die Diagnose „spina bifida“ – der offene Rücken zutage. Hierbei handelt es sich um die angeborene Form von Querschnittslähmung. Denn geschädigt ist das Rückenmark und die Wirbelsäule. Kombiniert sind die Symptome auch meist mit einem Wasserkopf oder Mongolismus. Das heißt ein Kind, das mit dieser Diagnose auf die Welt kommt, ist gleich mehrfach behindert. Die Fehlbildung zieht dabei einen langen Leidensweg für das Kind selbst und auch die Eltern nach sich.
Die Fehlbildung tritt dabei in mehreren Formen auf. Der Dermalsinus ist hierbei die leichteste Form der Spaltbildung. Dieser Spalt würde unbehandelt Eintrittspforte für Keime dienen, welche immer wiederkehrende Infektionen der Hirnhäute auslösen – und das endet für Babys meist tödlich nach kurzer Zeit. Ein neurochirurgischer Verschluss ist hier vorgesehen und angebracht. Bei Spina bifida occulta sind die Wirbelbögen gespalten, wobei das Rückenmark und auch die Hirnhäute nicht betroffen sind. Meist zeigt sich dieser Befund auch erst bei Röntgenuntersuchungen und verursacht keine Beschwerden. Diese Form der Fehlbildung kann rasche Ermüdung der Beine bzw. Problemen der Blasenentleerung nach sich ziehen. Bei Spina bifida aperta betrifft die Fehlbildung auch die Hirnhäute und natürlich das Rückenmark. Dabei liegt das Rückenmarksgewebe meist nicht im Wirbelkanal. Therapiert wird diese Form der Fehlbildung durch den Verschluss des offenen Wirbelkanals in den ersten Lebenstagen. Liegt dabei eine Fehlbildung des Rückenmarks vor, nennt man dies Myelomeningozele.
Symptome
Durch die Fehlbildung des Rückenmarks liegt eine unterschiedlich stark ausgeprägte Querschnittslähmung vor. Dabei bestimmt die Höhe der Spaltbildung die Nervenausfälle und ob das Kind vielleicht in späteren Jahren einmal auch kurze Wegstrecken oder Treppen mit Krücken überwinden kann. Dies trifft vor allem auf die Betroffenen zu, bei denen die Fehlbildung ab dem dritten Lendenwirbel nach unten hin verläuft. Die Gehfähigkeit bleibt zudem erhalten bei den Patienten bei dem die Fehlbildung im Bereich des vierten Lendenwirbels zu finden war und bei den meisten Betroffenen, die die Fehlbildung im Bereich des fünften Lendenwirbels haben.
Kinder, die an Spina bifida leiden haben meist Lähmungen der Beine und leiden unter Muskelschwund, aber auch unter Empfindungsstörungen sowie an neurogenen (nervenbedingten) Störungen der Blasen- und Mastdarmfunktion. Die Blasenstörung tritt entweder in der Form der Schlaffen Blase oder Spastischen Blase auf. Dabei ist häufigste Art der Blasenstörung bei Spina bifida eine schlaffe Blase, da diese durch eine Überdehnung der Blase entsteht, der sich extrem große Mengen Urin ansammeln, bevor sie ausgeschieden wird. Dabei tritt bei Spina bifida die Schlaffe Blase meist in Kombination mit einem Problem des Schließmuskels auf. Die Spastische Blase indes kann nicht so viel Urin aufnehmen, wobei sich diese nicht vollständig entleert und zum Nährboden für Bakterien wird. Bei einer schweren Fehlbildung kann zwischen der Niere und der Blase für das Urin ein künstlicher Abfluss geschaffen werden. Das bedeutet eine dauerhafter Katheterismus ist meist unumgänglich.
Spina bifida ist aber auch häufig mit Störungen des Hirnwasserkreislaufs verbunden. Hierbei wird der Abfluss des Nervenwassers am Übergang von Gehirn hin zum Rückenmarkskanal behindert. Häufig ragen auch Teile des Kleinhirns in den Rückenmarkskanal hinein oder Teile des Gehirns sind im knöchernen Hinterhauptsloch eingeklemmt. Dies beeinträchtigt natürlich lebenswichtige Funktionen, die das Gehirn steuert, wie die Atmung. Zudem bestehen auch beim Schlucken Probleme, was das Essen erschwert. Die ganzheitlichen Behandlungen erstreckt sich über das gesamte Leben des Betroffenen. Auch Therapien, wie Krankengymnastik und psychologische Betreuung müssen meist lebenslang erfolgen.
Lebenserwartung und Intelligenz
Kinder, die einer schweren Myelomeningozele zur Welt kommen, sind meist deutlich beeinträchtigt in ihre Mobilität, eigentlich bis zum Ende ihres Lebens auf einen Rollstuhl angewiesen. Außer den Lähmungen der Beine erschweren nämlich auch Fehlstellungen der Hüfte und Füße die Fortbewegung. Oftmalige Krankenhausaufenthalte wegen Lungenentzündungen oder Infektionen gehören auch dazu. Dennoch ist die Lebenserwartung kaum eingeschränkt. Und 70 Prozent der von Myelomeningozele betroffenen Kinder verfügen über eine normale Intelligenz. Doch diese kann durch häufige Hirnhautentzündungen beeinträchtigt werden. Kinder, die an Spina befida leiden haben aber häufiger Lernschwierigkeiten.