Ragweed Ratgeber – was tun gegen den eingeschleppten Allergieauslöser?
Ragweed ist eine hoch allergene Pflanze, die ursprünglich aus Nordamerika stammt und aufgrund ihrer starken Pollenproduktion und weitreichenden Verbreitung Heuschnupfen und allergisches Asthma bei empfindlichen Personen auslösen kann.
Bei Ragweed handelt sich um einen sogenannten Neophyt, also eine Pflanzenart, die sich außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets angesiedelt hat.
Der eingeschleppte Allergieauslöser, stellt eine bedeutende Herausforderung für Allergiker in Europa dar. Besonders betroffen sind Frankreich, Italien und der östliche Teil Europas.
Die Intensität der Blüte von Ragweed in Europa hat sich während der Ragweedpollensaison in den letzten Jahrzehnten basierend auf den durchschnittlich gemessenen Tagespollenkonzentrationen durch die Ausbreitung der Pflanzen massiv erhöht.
In diesem Ratgeber finden Sie praktische Informationen zur Pflanze, Maßnahmen zur Eindämmung und Ratschläge, um Ihre Ragweed-Allergie zu bewältigen und Ihre Lebensqualität während der Ragweed-Saison zu verbessern.
Ursprung, Aussehen und Blütezeit in Österreich
Ragweed gehört zur Familie der Korbblütler und ist eine einjährige krautige Pflanze.
In Europa kommen insbesondere das als hochallergen bekannte Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia), seltener auch das Dreiblättrige Traubenkraut (Ambrosia trifida) und das Ausdauernde Traubenkraut (Ambrosia psilostachya) vor.
Ragweed zeichnet sich durch feingliedrige, gefiederte Blätter aus, die an das Aussehen von Farnblättern erinnern. Die Pflanze erreicht normalerweise eine Höhe von 30 bis 150 cm und entwickelt charakteristische grünliche Blütenköpfe, die von Juli bis Oktober blühen. In Österreich ist die Blütezeit von Ragweed etwa von August bis Oktober.
Die Bundesländer mit der stärksten Belastung und dem dem höchsten Ragweed-Vorkommen sind in Österreich Wien, das Burgenland, Niederösterreich und die Steiermark. Doch 2023 hat auch Kärnten immer mehr Funde gemeldet, zudem häufen sich seither auch Meldungen aus Tirol.
War man bisher ab 1.000 Meter Seehöhe vor Ragweed sicher, so hat sich auch das verändert, denn inzwischen hat sich die Pflanze so weit angepasst, dass sie selbst in hohen Lagen gut gedeihen kann.
Die starke Ausbreitung von Ragweed in Europa ist insgesamt auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter der weltweite Handel, die Veränderung von Lebensräumen und der Klimawandel.
Die Pflanze ist anpassungsfähig und kann sich in verschiedenen Umgebungen etablieren, insbesondere auf gestörten oder ungenutzten Flächen.
Wie erkennt man Ragweed?
Ragweed hat einige charakteristische Merkmalen, die bei der Erkennung helfen können:
Blätter: Die Blätter von Ragweed sind gefiedert und erinnern an das Aussehen von Farnblättern. Sie sind meistens lang und schmal mit tief eingeschnittenen Lappen. Die Blätter sind graugrün und haben oft eine behaarte Oberfläche.
Stängel: Ragweed-Pflanzen haben aufrechte Stängel, die eine Höhe von 30 bis 150 cm erreichen können. Die Stängel sind oft rot- oder purpurfarben.
Blütenstände: Die Blütenstände von Ragweed sind eher unscheinbar und bestehen aus kleinen grünlichen Blütenköpfen, die an den Spitzen der Stängel wachsen. Diese Blütenköpfe sind in männliche und weibliche Teile unterteilt.
Standorte: Ragweed ist häufig auf gestörten oder ungenutzten Flächen zu finden, wie Baustellen, Brachland, Feldrändern und Straßenrändern. Es bevorzugt sonnige Standorte.
Form und Wachstum: Ragweed kann oft eine buschige oder strauchartige Form haben und in dichten Beständen wachsen.
Pollenproduktion: Ein sehr charakteristisches, wenn auch wenig auffälliges Merkmal von Ragweed ist die hohe Pollenproduktion. Während der Blütezeit werden große Mengen an Pollen freigesetzt, die vom Wind über weite Entfernungen getragen werden. Dies trägt wesentlich zur Allergenverbreitung bei.
Ragweed – das Allergie-Unkraut
Ragweed wird oft als „Allergie-Unkraut“ bezeichnet, weil sie eine der Hauptursachen für Heuschnupfen (allergische Rhinitis) und allergisches Asthma ist. Die Pflanze produziert große Mengen an Pollen, die hochgradig allergen sind.
Die Pollen werden vom Wind über weite Entfernungen getragen und können bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen auslösen. Die Symptome können Niesen, verstopfte oder laufende Nase, juckende und tränende Augen sowie Atembeschwerden umfassen.
Das hohe allergische Potenzial von Ragweed ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:
Allergiker, die gegen Ragweed-Pollen empfindlich sind, leiden während der Blütezeit der Pflanze unter erheblichen Beschwerden. Die Symptome können von mild bis schwer reichen und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Schätzungen aus dem Jahr 2022 zufolge sind über 33 Millionen Menschen in Europa von Ragweed-Allergien betroffen.
Symptome einer Ragweed-Allergie und Kreuzallergien
Eine Ragweed-Allergie kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, die von milden Beschwerden bis hin zu schweren allergischen Reaktionen reichen können. Die typischen Symptome einer Ragweed-Allergie sind:
Allergische Rhinitis (Heuschnupfen):
– Niesen
– Verstopfte oder laufende Nase
– Juckende oder tränende Augen
– Juckender Rachen oder Gaumen
Allergisches Asthma:
– Atembeschwerden
– Husten
– Engegefühl in der Brust
Hautreaktionen:
– Hautausschlag (Urtikaria) oder juckende Haut
– Verschlimmerung von (bereits vorhandenen) Ekzemen
Kreuzallergien:
Ragweed kann auch zu Kreuzallergien führen, bei denen Menschen, die gegen Ragweed allergisch sind, ähnliche Reaktionen auf andere Pflanzen oder Lebensmittel zeigen. Einige der häufigsten Kreuzallergien im Zusammenhang mit Ragweed sind:
- Birkenpollen: Menschen mit einer Ragweed-Allergie könnten auch auf Birkenpollen allergisch reagieren, da beide Allergene ähnliche Strukturen aufweisen.
- Zucchini und Kürbis: Diese Gemüsesorten können ebenfalls Kreuzreaktionen verursachen.
- Melonen: Melonen wie Wassermelone, Cantaloupe und Honigmelone können bei Ragweed-Allergikern Reaktionen hervorrufen, da sie Proteine enthalten, die ähnlich denen von Ragweed sind.
- Banane: Ähnlich wie bei Melonen können die Proteine in Bananen allergische Reaktionen bei Ragweed-Allergikern auslösen.
Welche Therapie steht Ragweed-Allergikern zur Verfügung?
Generell gilt: um die Auswirkungen zu minimieren, sollten Allergiker ihre Exposition gegenüber Pollen reduzieren, indem sie beispielsweise Innenräume lüften, Kleidung nach dem Aufenthalt im Freien wechseln und antiallergische Medikamente verwenden.
Die Wahl der Therapie hängt natürlich von der Schwere der Allergie und den individuellen Bedürfnissen ab.
Eine Kombination aus Vermeidungsmaßnahmen, medikamentöser Behandlung und gegebenenfalls Immuntherapie kann dazu beitragen, die Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Hier sind einige der gängigen Therapieansätze in Kurzform:
1. Vermeidungsmaßnahmen:
- Reduzieren Sie die Zeit im Freien während der Spitzenzeiten der Ragweed-Blüte (normalerweise am Morgen).
- Vermeiden Sie es, Rasen zu mähen oder in trockenen und windigen Bedingungen im Freien zu arbeiten.
- Wechseln Sie nach draußen getragene Kleidung und duschen Sie, um Pollen zu entfernen, wenn Sie drinnen sind.
- Halten Sie Fenster und Türen geschlossen, um das Eindringen von Pollen zu minimieren.
- Verwenden Sie Luftfilter oder Luftreiniger in Innenräumen.
- Nutzen Sie Informationen über lokale Pollenprognosen und Apps zur Pollenüberwachung.
2. Medikamentöse Therapie:
- Antihistaminika: Diese Medikamente blockieren die Wirkung von Histamin, das bei allergischen Reaktionen freigesetzt wird, und lindern Symptome wie Juckreiz, Niesen und tränende Augen.
- Augentropfen: Spezielle Augentropfen können bei juckenden, tränenden Augen helfen.
- Nasensprays: Corticosteroid-Nasensprays können Entzündungen in der Nasenschleimhaut reduzieren und helfen, verstopfte oder laufende Nase zu lindern.
- Kombinationspräparate: Einige Medikamente enthalten eine Kombination aus Antihistaminika und abschwellenden Mitteln.
3. Immuntherapie (Allergenspezifische Immuntherapie, Hyposensibilisierung):
Diese Behandlung zielt darauf ab, das Immunsystem schrittweise an das allergieauslösende Allergen, in diesem Fall Ragweed-Pollen, zu gewöhnen.
Es handelt sich um eine Art Impfbehandlung, bei der eine steigende Dosis des Allergens über einen Zeitraum von 2 bis 3 Jahren unter die Haut gespritzt wird, um eine immunologische Toleranz zu erzeugen.
Dies geschieht durch regelmäßige Injektionen oder sublinguale Tropfen (unter die Zunge). Die Immuntherapie kann langfristige Vorteile bieten und dazu beitragen, die Schwere der Allergiesymptome zu reduzieren.
4. Notfallmedikamente:
Personen mit schweren allergischen Reaktionen, insbesondere mit allergischem Asthma, sollten immer einen Notfallplan haben und in der Lage sein, schnell wirkende Medikamente wie Epinephrin zur Hand zu haben.
Maßnahmen zur Eindämmung und das Ragweed-Gesetz in Österreich
Im Gegensatz zu anderen Neophyten gelangte Ragweed nicht absichtlich nach Europa. Es wurde vermutlich mit unreinem Saatgut und Vogelfutter von Nordamerika eingeführt.
Doch der Schaden war angerichtet, Ragweed ist nämlich invasiv, allergen und kostenintensiv.
Denn abgesehen vom Auslösen von Allergien können Ragweed-Pflanzen eine Reihe von ganz anderen Problemen verursachen.
An erster Stelle sind landwirtschaftliche Schäden zu nennen, denn Ragweed ist vor allem ein Unkraut, das in landwirtschaftlichen Nutzpflanzen konkurriert und diese beeinträchtigen kann. Es kann die Ernteerträge verringern und die Qualität der angebauten Pflanzen beeinflussen.
Weil Ragweed ein invasiver Neophyt ist, der sich oft auf ungenutzten oder gestörten Flächen ansiedelt, kann dies zu Veränderungen in natürlichen Ökosystemen führen und die heimische Pflanzen- und Tierwelt beeinflussen.
Die Ausbreitung von Ragweed kann dazu führen, dass natürliche Lebensräume von anderen Pflanzenarten verdrängt werden, was zu einer Verringerung der Biodiversität führt.
Auch wirtschaftliche Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen: Aufgrund der landwirtschaftlichen Schäden und der Beeinträchtigung natürlicher Ökosysteme können die wirtschaftlichen Auswirkungen durch die Bekämpfung und Kontrolle von Ragweed erheblich sein.
Auch Gesundheitsprobleme bei Nutztieren sind nachweisbar: In einigen Fällen können Nutztiere, die Ragweed fressen, negative gesundheitliche Auswirkungen erfahren. Pollen von Ragweed kann nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren Atemwegsprobleme verursachen.
Verschiedene Länder in Europa, darunter auch Österreich, haben Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung von Ragweed einzudämmen.
In Österreich wurde das Ragweed-Gesetz erlassen, das die Bekämpfung und Entfernung der Pflanze von landwirtschaftlichen Flächen und anderen betroffenen Gebieten vorsieht.
Auf EU-Ebene gibt es Bemühungen, die Ausbreitung von invasiven Pflanzenarten wie Ragweed zu bekämpfen und zu kontrollieren. Die Europäische Union hat Richtlinien und Maßnahmen entwickelt, um die Auswirkungen invasiver Arten auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit zu minimieren. Einige Länder haben nationale Strategien und Gesetze erlassen, um die Einfuhr und Verbreitung von invasiven Arten, einschließlich Ragweed, zu regeln.
Die EU-Invasive-Arten-Verordnung von 2014 zielt darauf ab, die Einführung und Ausbreitung invasiver nicht-heimischer Arten zu verhindern, zu minimieren und ihre Auswirkungen zu mildern. Dies umfasst die Verpflichtung der Mitgliedstaaten, Pläne zur Bekämpfung invasiver Arten zu entwickeln und umzusetzen, einschließlich Ragweed.
Trotz solcher Bemühungen gestaltet sich die Eindämmung schwierig, da Ragweed sich schnell verbreitet, schwer zu kontrollieren ist und sich auf verschiedenste Weisen ausbreiten kann, einschließlich des Windtransports von Pollen über weite Strecken.
Auch die fehlende Sensibilisierung ist ein Problem, da nach wie vor viele Menschen sind sich der Gefahren und Auswirkungen von Ragweed bewusst sind, was die Unterstützung von Maßnahmen zur Eindämmung erschweren kann. Sinnvoll ist es Ragweedvorkommen zu melden und öffentlich zu dokumentieren. Dies geschieht etwa mittels spezieller Hotlines oder Apps, die aufzuzeigen, wo die Belastung für Allergiker besonders hoch ist und Gegenmaßnahmen zu treffen sind.
Es gibt wohl Methoden, um Ragweed-Pflanzen zu bekämpfen, doch nachhaltig ist nur eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen:
– Manuelle Entfernung
– Mähen und Schneiden um die Samenproduktion zu unterbinden
– Biologische Kontrolle durch Einführung von natürlichen Feinden oder Krankheiten, die Ragweed angreifen
– Bodenbedeckung (Mulch oder Folien) kann das Wachstum von Ragweed hemmen
– der Einsatz von Herbiziden ist nur eingeschränkt sinnvoll, da umweltbelastend
– Beweidung: der Einsatz von Nutztieren kann sinnvoll sein, da sie die Pflanzen abweiden und somit die Ausbreitung Ragweed reduzieren
Die finanziellen Herausforderungen dafür sind allerdings beachtlich. Die Umsetzung von Maßnahmen zur Kontrolle von Ragweed kann finanziell aufwändig sein, insbesondere wenn es darum geht, die Pflanze auf großen Flächen zu bekämpfen.
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Quellen:
¹ Ragweed Finder App – ein Service des Österreichischen Polleninformationsdienstes
² Praxis-Tipps zur Ragweed-Bekämpfung | Handbuch
³ Was sind Neophyten?
Linktipps
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