Heuschnupfen – welche Therapien gibt es?
Wenn es um Allergiebehandlung geht, schwirren zahlreiche Begriffe im Raum: Allergieimpfung, Hyposensibilisierung, spezifische Immuntherapie (SIT), doch was ist was und was hilft wirklich wenn die Nase läuft und die Augen jucken?
Im Interview mit Priv. Doz. Dr. Fritz Horak (Ärztlicher Leiter des Allergiezentrums Wien West) und Uwe E. Berger MBA (Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes) geben die Experten Auskunft über aktuelle Thepieformen bei Heuschnupfen & Co.
Pollenallergien
An die 4.000 Pollen pro Kubikmeter schwirren in der Hochsaison durch die Luft. Doch für Allergiker genügen schon wenige der winzigen Pollenkörner um die unangenehmen Symptome wie rinnende Nase und juckende Augen hervorzurufen.
Verursacher der unangenehmen Symptome sind herumfliegende Pollen, die bei den Betroffenen eine allergisch bedingte Entzündung der Nasenschleimhaut hervorrufen.
Die Allergie bewirkt dabei eine Überreaktion des Immunsystems, welches gegen die in Pollen enthaltenen Eiweißstoffe vorgeht. Der Körper startet daraufhin eine Abwehrreaktion. Dabei wird Histamin freigesetzt, das bei den Betroffenen zu Juckreiz, Niesattacken, verstärkter Tränen- und Schleimsekretion sowie zu erschwerter Nasenatmung führt.
Ein Allheilmittel gegen Heuschnupfen gibt es bisher nicht – ebenso wie gegen viele andere Allergien. Verschiedene Behandlungen können Patienten jedoch Linderung verschaffen. Hier ein Überblick über die gängigen Therapien von zwei erfahrenen Allergie-Experten im Gespräch mit dem Portal vielgesundheit.at.
Interview: Heuschnupfen – welche Therapien gibt es?
Dr. Horak: Die allergische Reaktion läuft kurz zusammen gefasst so ab, dass das Immunsystem einen Stoff (das Allergen) erkennt und entscheidet, dass dieser Stoff möglicherweise gefährlich für den Körper ist und dann andere Zellen aktiviert, die daraufhin Botenstoffe ausschütten, wenn sie in Kontakt mit den Allergenen kommen. Und diese Botenstoffe führen dann zu den unangenehmen Reaktionen beim Patienten.
Anmerkung: Bei einer unbehandelten Allergie, können die Symptome von der Nase, Augen, Hals, bis zu den Bronchien und Lungen hinunter wandern. Dies kann zu allergischem Asthma führen, deshalb ist die frühzeitige Diagnose und Therapie von entscheidender Bedeutung.
Dr. Horak: Es gibt unterschiedliche Beschwerden, die eine Allergie auslösen kann. Am bekanntesten ist wahrscheinlich der Heuschnupfen, also eine Entzündung der Nase und der Augen. Diagnostizieren kann man die Allergien mit einer Reihe von Tests. Am häufigsten ist der Hauttest, bei dem die Allergene, die zu untersuchenden Stoffe auf den Unterarm aufgetragen und hier eingeritzt werden und woraufhin man das Ergebnis abgelesen kann. Ergänzend kann man auch einen Bluttest machen.
Anmerkung: Ist eine Pollenallergie festgestellt, kann diese mit einer Immuntherapie gut behandelt werden.
Heuschnupfen: Spezifische Immuntherapie
Dr. Horak: Das Prinzip der Immuntherapie ist, dass der Körper in steigender Dosis an das Allergen, auf das er reagiert gewöhnt wird. Es gibt hier grundsätzlich zwei verschiedene Formen, das Eine ist die subkutane oder auch Impftherapie, das Andere ist die sublinguale Therapie, dabei werden Tropfen oder Tabletten auf die Zunge gelegt, diese lösen sich dann auf und können dann geschluckt werden.
Die sublinguale Immuntherapie wird etwa zwei bis vier Monate vor der geplanten Pollensaison begonnen. Die Einnahme muss täglich erfolgen und die Einnahme wird dann bis zum Ende der Blüte der Saison fortgesetzt.
Anmerkung: Damit die Immuntherapie erfolgreich ist, sollte sie mindestens drei Jahre lang durchgeführt werden. Die Therapietreue des Patienten ist daher besonders wichtig.
Dr. Horak: Man muss mit dem Patienten gut besprechen, worauf er sich einlässt. Dass wenn er sich auf diese Therapie einlässt, er sie wirklich für drei Jahre täglich einhalten muss. Wird die Therapie früher abgebrochen, ist auch nicht zu erwarten, dass der selbe Erfolg eintritt und dass dieser Erfolg über mehrere Jahre anhält. Bei Kindern hängt das natürlich sehr von der Unterstützung durch die Eltern ab.
Anmerkung: Neben der kausalen Therapie ist natürlich das Vermeiden des Allergieauslösers von besonderer Bedeutung. Wie dem Pollenflug am besten ausgewichen werden kann, das können Patienten beim österreichischen Pollenwarndienst erfahren.
Hr. Berger: Der Pollenwarndienst erstellt aufgrund der Daten, die wir über unsere Pollenmessstellen bekommen, aktuelle Prognosen, die Allergikern helfen, den Belastungen auszuweichen und dementsprechend zu reagieren. Wir geben Textinformationen darüber aus, wie es mittelfristig und langfristig in den nächsten Tagen aussieht und welche Informationen wo abrufbar sind.
Wir haben grafisch aufgearbeitete Belastungskarten, die uns zeigen wie die Belastung an einem speziellen Ort in Österreich heute, morgen und übermorgen ausschaut. Wir haben Saisongrafiken, mit denen wir unseren Allergikern zeigen von wann bis wann welches Allergen im langjährigen Mittel bei uns blüht und haben auch Europakarten um zum Beispiel die Urlaubsplanung zu erleichtern.
Anmerkung: Informationen zur spezifischen Immuntherapie, stellt die Interessengemeinschaft Allergenvermeidung (kurz IGAV) zur Verfügung. In einem eigenen Forum beantworten Experten fragen zu diesem Thema. Allergien sind ernstzunehmende Erkrankungen, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten. Durch die Allergie-Impfung können die Beschwerden jedoch wesentlich verringert und die Lebensqualität gesteigert werden.
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Quellen:
¹ Wie wird Heuschnupfen behandelt? (Allergieinformationsdienst.de)
¹ Heuschnupfen – Therapien im Überblick? (Bayrischer Rundfunk)
Linktipps
– Allergien
– Ragweed Ratgeber – was tun gegen den eingeschleppten Allergieauslöser?
– Spielend Allergien im Kindesalter vorbeugen
– Kreuzallergien: Belastungspotenzial durch Pollen und Lebensmittel
– Immunsystem stärken mittels orthomolekularer Ernährungsmedizin?
– Manuka Honig