
Mehr als eine Aids-Neudiagnose pro Tag
Noch 1996 gab es weltweit rund 3,5 Millionen HIV-Neuinfektionen. Die Welle erreichte damals ihren Höhepunkt. Seither ist die Zahl der Neuerkrankungen zurückgegangen. 2013 lag sie bei 2,1 Millionen weltweit. Auch wenn im Jahr 2014 insgesamt rund 37 Millionen Menschen eine HIV-Infektion hatten. Der Rückgang ist vor allem so deutlich, weil Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika immer weniger Fälle melden müssen, da die Prävention deutlich besser geworden ist. Die Infektionsraten in Osteuropa und Zentralasien sind allerdings in den letzten Jahren gestiegen – haben sich fast verdoppelt von 2001 bis 2010. Während 2004 aber noch rund 2,2 Millionen Menschen an AIDS starben, ist die Zahl bis 2010 erheblich zurückgegangen, auf rund 1,7 Millionen.
In Österreich leben rund 7.000 bis 8.000 Menschen, die HIV infiziert sind. Andere Schätzungen sprechen allerdings auch von 10.000 bis 12.000 Infizierten. Die Zahl der an AIDS erkrankten Menschen in Österreich lag 2014 bei ca. 2.700 Fällen. Dabei entfallen ca. die Hälfte der Neuerkrankungen jährlich auf homosexuelle Kontakte und um die 10 Prozent auf die Folgen von Drogenkonsum. Viele neu diagnostizierten Patientinnen und Patienten in Österreich befinden sich dabei schon in der Spätphase der HIV-Infektion und haben bereits AIDS-Indikatorerkrankungen.
Weniger Neu-Infektionen
In den letzten Jahren gab es immer weniger bestätigte Neudiagnosen einer HIV-Infektion in Österreich. 2009 waren es 507, 2008 505 und 2007 515 Diagnosen. Im Jahr 2006 sank die Zahl auf 442, 2011 waren es 525 und 2012 523 Diagnosen und 2014 403 Diagnosen und liegt im September 2015 aktuell für dieses Jahr bei 342. Das bedeutet, dass in Österreich mehr als sein HIV-Neudiagnose pro Tag gestellt wird. Dennoch ist die Situation rund um AIDS und HIV weitgehend stabil.
Schneller Therapiestart, bessere Prognose
Die Aids Hilfe Wien motiviert dabei zum HIV-Test und setzt auf niederschwellige Testangebote für die Personen, die ein erhöhtes Risiko haben. Denn letztlich ermöglicht nur ein früher und schneller Start der Therapie Menschen mit HIV/Aids eine bessere Prognose und auch eine hohe Lebensqualität. Das hat natürlich auch Präventionshintergründe. Denn je mehr HIV-Infizierte eine Therapie beginnen, je geringer ist die Zahl der Neuinfektionen. In Österreich hat man dafür eine Agenda, die sich „90-90-90“ nennt. Diese besagt dass bis zum Jahr 2020 90 Prozent der HIV-positiven Personen ihren HIV-Status kennen sollen. Und von diesen sollten 90 Prozent eine Therapie erhalten und wiederum 90 Prozent eine HI-Viruskonzentration unterhalb der Nachweisgrenze haben. Schon heute hat Österreich eine der höchsten Pro-Kopf-Raten an HIV-Tests in Europa. Doch wie schon erläutert wird die Diagnose HIV leider bereits über über sogenannte Indikatorerkrankungen gestellt. Das heißt AIDS ist bereits ausgebrochen bzw. die HIV-Infektion liegt schon lange vor und hat schon erhebliche Schäden angerichtet.
Diskriminierung im Gesundheitswesen
Besonders für die Mitarbeiter bei Ärzten und im Spital ist es sehr wichtig sich gegen HIV-Infektionen zu schützen. Die Standards sind entsprechend hoch im österreichischen Gesundheitswesen. Dabei weigern sich offenbar einige Ärzte Infizierte zu behandeln. Die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) hat daher gemeinsam mit der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä) einen Appell gegen die Diskriminierung HIV-Positiver im Gesundheitswesen veröffentlicht. Dies geschah beim Deutsch-Österreichischen AIDS Kongress in Düsseldorf.
Dabei findet das geltende Regime des Epidemierechtes auf AIDS in Österreich keine Anwendung. Der Umgang mit AIDS-Patienten ist juristisch im sog. AIDS-Gesetz BGBl. Nr. 728/1993 und Nr. 177/1999 geregelt. Dabei beschränkt sich dies auf „zwanglose“
Vorbeugungs- und Informationsmaßnahmen. Und dies heißt, dass es keine behördlichen Zwangsmaßnahmen wie Untersuchungspflichten oder eine Meldepflicht für HIV-positive Menschen in Österreich gibt. Eine Meldepflicht für Ärzte besteht nur im Falle einer manifesten AIDS-Erkrankung (also dem Vorliegen einer Indikatorerkrankung, Stadium C).
Angemeldete Prostituierte müssen einen Nachweis für Infektionsfreiheit erbringen. Wird diesen eine HIV-Infektion nachgewiesen, erhalten sie ein Berufsverbot. Dabei darf ein HIV-Test nur nach Zustimmung der betroffenen Person durchgeführt werden.
Testen kann man sich lassen in Österreich in einer der sieben österreichischen AIDS-Hilfen oder beim Hausarzt und auch in eigenen Krankenhäusern. Dabei ist beim Hausarzt und in Krankenhäusern der HIV-Test nicht in jedem Fall gratis und anonym. Dies ist aber bei den AIDS-Hilfen garantiert.