
Geschlechtskrankheiten in Österreich: Vorbeugen, erkennen und behandeln
Ungeschützter Geschlechtsverkehr lässt die Zahl der Geschlechtskrankheiten in Österreich extrem ansteigen. Nachdem im Jahr 2011 erstmals wieder ein bedenkliches Rekordhoch bei Neuinfektionen der STI Krankheiten erreicht wurde, sind diese noch heute ebenso hoch, wie vor 20 Jahren. Neben geschütztem Geschlechtsverkehr ist eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten notwendig.
Was sind Geschlechtskrankheiten?
Sexuell übertragbare Krankheiten (Englisch: sexually transmitted infections (STI) sind Erkrankungen, die vorrangig durch sexuelle Kontakte übertragen werden. Es gibt verschiedene Arten von Geschlechtskrankheiten, welche nach ihrem Erreger klassifiziert werden:
- Viren
- Bakterien
- Pilze
- Protozoen (Einzeller)
Was sind klassische Geschlechtskrankheiten?
In die Gruppe der klassischen Geschlechtskrankheiten gehören:
- Tripper (Gonorrhoe)
- Lues (Syphilis)
- Ulcus molle
- Lymphogranuloma venereum
Von allen heute bekannten sexuell übertragbaren Erkrankungen machen klassische Arten nur etwa 10 Prozent aus. Aus diesem Grund spielten sie bis vor Kurzem nur eine untergeordnete Rolle. Dennoch ist dies nicht zu unterschätzen, da eine Zunahme der klassischen Geschlechtskrankheiten weltweit, in Europa als auch in Österreich zu verzeichnen ist. Nicht zuletzt mindert die einstig schwindente Anzahl dieser Erkrankungen die Angst der Menschen, welche dadurch verstärkt auf ungeschützten Geschlechtsverkehr setzen. Dies ist jedoch ein Irrweg, denn der starke Rückgang klassischer Geschlechtskrankheiten beruht nicht zuletzt auch auf dem häufigeren Gebrauch von Kondomen.
Was sind moderne Geschlechtskrankheiten?
Die heute am meisten auftretenden STI´s sind moderne Formen von Geschlechtskrankheiten. Hierzu zählen:
- Herpes genitalis
- Chlamydien
- Trichomoniasis (Trichomonaden)
- HIV / AIDS
- Genitalwarzen
- Hepatits B
- Candida – Infektionen (Candidiasis)
Im Gegensatz zu Herpes genitalis oder Genitalwarzen zähen Hepatitis B und Candida-Infektionen nicht nur zu sexuell übertragbaren Erkrankungen, da sie auch über andere Wege in den Organismus gelangen.
Was sind typische Symptome von sexuell übertragbaren Krankheiten?
Jede STI macht sich auch verschiedene Art bemerkbar. Dennoch gibt es Warnsignale, die als Folge von Geschlechtskrankheiten typisch sind.
- Ausfluss
- Ulzerationen (genitale Geschwüre)
- Unterbauchschmerzen
- Hodensackschwellungen
- entzündliche Schwellungen (Lendengegend)
- grippeähnliche Symptome
Darüber hinaus gibt es Geschlechtskrankheiten, die ohne typische Symptome verlaufen. Hierzu zählen Chlamydien, Genitalwarzen, HIV oder Hepatitis B. Aus diesem Grund werden sie lange Zeit nicht diagnostiziert und können währenddessen durch Geschlechtsverkehr ohne Kondom weiterverbreitet werden.
Es spielt keine Rolle, ob sexuell übertragbare Krankheiten bei Männern oder Frauen auftreten. Viel wichtiger ist eine fachgerechte Behandlung von STIs durch einen Arzt. Hierbei gilt: Umso früher Geschlechtskrankheiten erkannt und behandelt werden, desto geringer ist die Gefahr für Folgeerkrankungen beziehungsweise irreversible Schädigungen. Im Extremfall führen unbehandelte STIs zur Unfruchtbarkeit (beispielsweise bei Chlamydien, Gonorrhoe). Während der Schwangerschaft kann Syphilis die Ursache für den Tod des Fetus beziehungsweise später für eine angeborene Form von Syphilis beim Säugling führen.
Welche Geschlechtskrankheiten meldepflichtig?
In Österreich sind nur ausgewählte Geschlechtskrankheiten meldepflichtig:
- Gonorrhoe
- AIDS
- Syphilis (Lues)
- Lymphogranuloma venereum
Die Meldung erfolgt in jedem Fall anonym, solange wie sich der betroffene Patient in ärztlicher Behandlung befindet. Sie dient ausschließlich der statistischen Verwendung. Der Vorteil dieser Meldepflicht besteht darin, dass für diese STI´s eine aktuelle Angabe bezüglich der Verbreitung in Österreich möglich ist. Bei anderen Geschlechtskrankheiten wie beispielsweise Chlamydien, Genitalwarzen, Herpes genitales, HIV oder Hepatitis B besteht keine Meldepflicht in Österreich. Angaben zur Verbreitung basieren lediglich auf Schätzungen und sind dementsprechend relativ ungenau.
Wie häufig sind Geschlechtskrankheiten?
Den Angaben von Statistik Austria zur Folge betrug die gesamte Anzahl der gemeldeten Geschlechtskrankheiten im Jahr 2014 1.705. Dieser Wert beinhaltet Gonorrhoe, Syphilis, Ulcus molle und Lymphogranuloma venereum. Im Gegensatz dazu waren es 2011 insgesamt 1.875.
Ein beachtliches Tief weist die Anzahl gemeldeter STIs im Jahr 2000 mit nur 651 auf. Im Gegensatz dazu wurden 1975 insgesamt 12.755 Personen in Österreich mit sexuell übertragbaren Krankheiten gemeldet. Danach erfolgte eine kontinuierliche Abnahme dieser. 1990 erreichte die Anzahl dieser Erkrankungen ähnliche Werte wie 2014.
Welcher Arzt behandelt Geschlechtskrankheiten in Österreich?
Sobald ein Verdacht STIs besteht, empfiehlt sich die umgehende Konsultation eines Facharztes:
- Facharzt/-in für Urologie und Andrologie (für Männer)
- Facharzt/-in für Gynäkologie und Geburtshilfe (für Frauen)
- Facharzt/-in für Dermatologie und Venerologie (für Männer und Frauen)
- Wer zahlt die Behandlung von Geschlechtskrankheiten in Österreich?
Die Kosten zur notwendigen Diagnose als auch Therapie von Geschlechtskrankheiten werden von österreichischen Sozialversicherungsträgern gedeckt. Je nach Krankversicherungsträger gibt es diesbezüglich verschiedene Richtlinien in Österreich.
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