Gonorrhoe in Österreich sehr häufig
Die weltweit bekannte Geschlechtskrankheit Gonorrhoe (Tripper) ist in Österreich meldepflichtig. Aus diesem Grund sind die Statistiken zu Gonorrhoe sehr aussagekräftig und gleichzeitig stimmen sie nachdenklich. Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurden lediglich 400 Fälle mit Gonorrhoe gemeldet. Danach stieg diese Zahl immer weiter an. 2002 hatte sich die Anzahl der gemeldeten Fälle auf 1.000 bereits mehr als verdoppelt. 2011 wurden in Österreich insgesamt 1.454 Neuinfektionen mit Gonorrhoe notiert. Nur im Jahr 2008 sank die Zahl auf 820 Behandlungen. Da aktuell circa 50 Prozent aller Frauen und circa 10 Prozent der Männer erste Anzeichen einer Gonorrhoeerkrankung nicht bemerken, ist es von besonderer Bedeutung, sich mit dieser in Österreich immer häufig werdenden Geschlechtskrankheit etwas näher zu beschäftigen.
Wodurch wird Gonorrhoe verursacht?
Gonorrhoe wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae hervorgerufen. Eine Infizierung erfolgt in fast allen Fällen durch sexuelle Kontakte. Zudem ist es möglich, dass Neugeborene unter Gonorrhoe leiden, da sie sich während der Geburt durch die mütterliche Schleimhaut infizieren. Erkennbar ist dies an der Konjunktivitis (Bindehautentzündung) bei Neugeborenen. Die Schleimhäute folgender Körperregionen sind typischerweise betroffen:
- Harnröhre
- Gebärmutterhals
- Enddarm
- Augen
- Rachen
Auch Hände und Gelenke können von einer Infizierung betroffen sein. Darüber hinaus ist es bei 10 bis 20 Prozent aller infizierten Frauen möglich, dass die Bakterien bis in die Gebärmutter als auch Eileiter gelangen. Es kommt zu entzündlichen Reaktionen im Bereich des kleineren Beckens (Adnexitis). Bei Männern tritt vereinzelt eine Nebenhodenentzündung (Epididymitis) auf.
Vereinzelt ist es möglich, dass sich Gonorrhoeerreger über das Blut hämatogen ausbreiten. Infolge dessen sind Entzündungen von Sehnenscheiden, Haut, Herz, Leber und Hirnhaut möglich.
Darüber hinaus konstatieren Experten, dass 15 bis 50 Prozent aller Patienten mit Gonorrhoe zeitgleich auch eine Chlamydieninfektion aufweisen.
Welche Symptome sind für Tripper typisch?
Oben beschriebene Körperbereiche schmerzen beispielsweise durch eine Infizierung mit dem Gonorrhoeerreger. Eine akute Infektion geht mit teilweise geschlechtstypischen Symptomen einher.
Männer:
- Schmerzen und/oder Beschwerden im Hoden
- Schmerzen und/oder Brennen beim Urinieren (Dysurie)
- Eitriger, dickflüssiger Ausfluss aus der Harnröhre
Frauen:
- Zwischenblutungen
- Stärkere Menstruationsblutungen
- Vaginaler Ausfluss verändert sich in Farbe, Menge und Geruch
- Schmerzen und/oder Beschwerden im Unterleib
- Eitriger, dickflüssiger Ausfluss aus der Harnröhre
- Schmerzen und/oder Brennen beim Urinieren (Dysurie)
- Achtung: Gefahr von Sterilität
Männer und Frauen
- Infektionen des Analbereichs (rektale Gonorrhoe): vereinzelt Juckreiz, Verstopfung, lokale Krämpfe Blutungen, eitriger Ausfluss
- Infektionen des Rachens, vereinzelt mit Halsschmerzen
- Konjunktivitis (Infektion der Augen) aufgrund von Schmierinfektion: Achtung hier besteht die Gefahr von Blindheit bei Nichtbehandlung.
Wie kann Gonorrhoe vorgebeugt werden?
Aufgrund der Tatsache, dass ein Großteil der Betroffenen bei Gonorrhoe keine Symptome bemerken, ist darauf zu achten, bei sexuellen Kontakten stets ein Kondom zu verwenden. Dies trifft vor allem dann zu, wenn die Geschlechtspartner (homosexuell oder heterosexuell) immer wieder wechseln. Partner in festen Beziehungen könnten vor dem ungeschützten Geschlechtsverkehr (beispielsweise bei Kinderwunsch) einen Arzt konsultieren, um eine eventuelle Infektion mit einer sexuell übertragbaren Erkrankung sicher ausschließen zu können.
Wie wird Gonorrhoe diagnostiziert?
In den meisten Fällen erfolgt die Diagnose von Tripper aufgrund einer eitrig schleimigen Entzündung von Gebärmutterhals beziehungsweise der Harnröhre. Gleichzeitig erfolgt ein Abstrich aus diesen Regionen. Alternativ ist ein Abstrich auch aus dem Rachen oder Analkanal möglich. Dieser wird meist mikroskopisch untersucht. Das Ziel dieses Diagnoseverfahrens ist es bestimmte Nukleinsäuren, winzige genetische Bausteine der Erreger nachzuweisen. Oftmals wird dies kombiniert mit der Untersuchung einer Harnprobe.
Wichtig ist eine dazu parallel erfolgende Untersuchung des Partners oder der Partnerin. Bei einem eventuell positiven Ergebnis müssen zudem beide Geschlechtspartner zeitgleich behandelt werden, um eine erneute Infizierung mit dem Erreger zu vermeiden. Der behandelnde Arzt muss im Fall einer positiven Diagnose von Tripper eine anonyme Meldung an das örtliche Gesundheitsamt machen. Sobald die Patienten den ärztlichen Empfehlungen nicht Folge leisten, ist die Fachkraft zudem verpflichtet, die entsprechenden Personen namentlich zu melden.
Welche Therapie kommt bei Gonorrhoe infrage?
Infektionen mit Gonokokken sind mit Antibiotika zu behandeln. In diesem Zusammenhang muss der zuständige Arzt mögliche Resistenzen des Patienten ausschließen. Unkomplizierte Infektionen mit Gonorrhoe werden durch eine einmalige Antibiotikagabe therapiert. Gonorrhoe im fortgeschrittenen Stadium ist durch mehrmalige Gaben zu kurieren. Sollte der Arzt eine akute Verlaufsform dieser Geschlechtskrankheit diagnostizieren, ist eine sofortige Einweisung ins Spital notwendig.
Unabhängig von der schlussendlichen Behandlungsart sind nachträgliche Kontrollen verpflichtend.
Fazit
Es ist sehr wichtig, bei jedem Verdacht auf Gonorrhoe einen Arzt aufzusuchen. Bleibt eine Behandlung aus, besteht die Gefahr, dass sich schwerwiegende Krankheiten wie Zervizitis (Entzündungen des Gebärmutterhalses), Epididymitis (Entzündungen des Nebenhodens), Urethritis (chronische Harnröhrenentzündung bei Männern), Fitz-Hugh-Curtis Syndrom, disseminierte Gonokokkeninfektion, Gonokokkenathritis oder Gonokokkensepsis entwickeln.