Schmerztherapie in Österreich
Schmerztherapie ist auf den ersten Blick ein recht allgemeiner Begriff. Darunter werden alle therapeutischen Maßnahmen verstanden, die zur Reduktion von Schmerzen führen. Gemeint ist damit vor allem die Behandlung von chronischen Schmerzen. Die Schmerztherapie soll dabei zu einer Reduzierung der Schmerzen führen. Doch da vor allem die Behandlung chronischer Schmerzen einen recht interdisziplinären Ansatz erfordert, kann man die Schmerztherapie auch eher als Schmerzmanagement bezeichnen. Dadurch wird eine effektive Gestaltung einer effektiven Schmerztherapie möglich. Zur Schmerztherapie gehören unter andrem auch schmerzlindernde Eingriffe, aber auch schmerztherapeutische Maßnahmen und letztlich auch die Dokumentation und die Organisation der Schmerztherapie.
Auch in Österreich gibt es einen Ansatz der multimodalen Schmerztherapie, der von einer kombinierten Schmerzbehandlung ausgeht, die vorsieht, dass der Patient eine interdisziplinäre Behandlung von chronischen Schmerzzuständen angeboten bekommt, und zwar unter Einbeziehung von bewährten psychiatrischen, psychologischen und letztlich auch von psychosomatischen Disziplinen. Doch in den letzten Jahren bemängelt die renommierte Österreichische Schmerzgesellschaft, dass im österreichischen Schmerztherapie-System erhebliche Defizite zu bemängeln sind. Entsprechend wurde auch schon ein umfangreicher Defizitkatalog vorgelegt.
Dessen Ergebnis ist eindeutig: Die Versorgung von chronischen Schmerzpatienten in Österreich verschlechtert sich auch weiterhin. Es wird sogar eine Unterversorgung in vielen Regionen befürchtet!
Immer weniger Schmerzambulanzen
Der Inhalt des Defizitkataloges ist exemplarisch und enthält vor allem, dass viele der in Österreich bestehenden Schmerzambulanzen geschlossen werden und die Wartezeiten insbesondre für Magnetresonanz-Untersuchungen bei Gelenksproblemen einfach zu lange dauern. Zurzeit gibt es in Österreich nur 20 Kassen Rheumatologen. Darüber hinaus gibt es noch rund 100 weitere Rheumatologen – ohne Kassenzulassung. Die Zahl der Rheuma-Kranken wird dabei in Österreich auf ca. 2 Millionen geschätzt, wobei akut rund 800.000 Menschen betroffen sind. An der Spitze der Schmerzpatienten stehen in Österreich aber mit rund 1,8 Millionen Betroffenen diejenigen, die unter chronischen Kreuz- bzw. anderen Rückenschmerzen leiden. Das bedeutet, dass rund 23 Prozent der Frauen und 26 Prozent der Männer in Österreich betroffen sind. Bei psychologischen Erkrankungen sieht es in Österreich noch düsterer aus: Hier gibt es nur eine einzige Schmerzambulanz in Österreich, die sämtliche Fachrichtungen, inklusive Psychologie, im Programm hat.
Weiter sind besonders in Österreich chronische Leiden wie Nackenschmerzen und Beschwerden an der Halswirbelsäule verbreitet. Dabei zählt zu den Hauptursachen für die meisten Formen von Gelenkschmerzen die höhere Lebenserwartung, die in Österreich bei Frauen bei 82,9 und bei Männern bei 77,4 Jahren liegt, also im Schnitt bei gut 80 Jahren. Doch mit der medizinischen Versorgung der Millionen von chronischen Schmerzen in Österreich betroffenen Menschen steht es schlecht!
Ursache für schlechte Versorgung
Dabei hat jeder Betroffene von Gesetzeswegen her das Recht auf eine umfassende medizinische Versorgung. Das heißt Schmerzen müssen prinzipiell nicht schicksalshaft ertragen werden, weil es im Bereich der Schmerzmedizin auch gute Weiterentwicklungen gibt. Doch auch wenn das Recht auf die bestmögliche Schmerzmedizin in der österreichischen Patientencharta enthalten ist und die Politik dafür in Verantwortung steht, wird in Österreich die Anzahl Schmerzambulanzen reduziert bzw. die bestehenden Anlaufstellen reduzieren ihr Angebot. Dies drängt die Betroffenen zunehmen in den Privatbereich. Doch viele können sich das überhaupt finanziell nicht leisten.
Idealvorstellung und Realität
Grundsätzlich wäre es bei chronischen Erkrankungen wünschenswert, dass die Diagnose binnen von kurzer Zeit gestellt und gleich danach auch entsprechende Maßnahmen zur Verfügung stehen würden. Dabei muss jemand, der wenig Einkommen hat sogar erst sparen, um eine MR-Untersuchung machen zu lassen. Denn in Österreich gibt es einen Mangel an Möglichkeiten für MR-Untersuchungen auf Kassenkosten, da die Wartezeiten eindeutig zu lang sind. Wünschenswert wäre, dass ein Patient, der unter entsprechenden Symptomen leidet tagesklinisch behandelt werden kann und dass er dann schnellstmöglich wieder an die Arbeit zurückkehrt.
Bisher ist es so, dass die erste Anlaufadresse bei chronischen Schmerzen der Hausarzt ist und dieser aufgrund von Befunden die Diagnose erstellt und zum Facharzt überweist, der im Idealfall ein Schmerzdiplom haben sollte. Doch zielführend ist letztlich nur der Besuch einer Schmerzambulanz. Und um dort eben einen Termin zu bekommen, dauert es Wochen. Wie bei allen anderen Leiden gilt natürlich hier auch: Je früher eine Therapie einsetzt, umso größer ist die Chance schnell und ausreichend eine Schmerzlinderung zu erzielen.
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