Zu dünn oder zu dick?
Jugendliche und somit auch Kinder befinden sich im Wachstum. Bei jedem verläuft das anders, der eine wächst sehr schnell und sieht schlank/schlanker aus, der andere wächst eher langsamer und legt eher an Gewicht zu. In der Pubertät legen die meisten Kinder an Gewicht zu, die Jeans geht nicht mehr zu, das T-Shirt ist zu eng und in der Röhrenjeans wirken die Oberschenkel wie Elefantenbeine. Liegt das am kommenden Wachstumsschub oder ist das ein Warnzeichen für ein späteres Übergewicht? Es ist völlig normal, wenn Kinder in der Vorpubertät fülliger werden. „Der Körper braucht eine gewisse Fettmasse, um in die Pubertät starten zu können“, so Martin Wabitsch, Leiter der Adipositasambulanz an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Ulm. „Evolutionär betrachtet sind Menschen nur dann für die Fortpflanzung geeignet, wenn sie genügend Energiereserven haben.“
Werden aus dicken Kindern auch dicke Erwachsene?
Die Anzahl von übergewichtigen Grundschülern nimmt sehr deutlich zu. Etwa 3 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen leiden an der Fettleibigkeit. Bei den Sieben- bis Zehnjährigen ist es schon das doppelte, etwa sechs Prozent. Bei den 14- bis 17-Jährigen ist die Anzahl auf neun Prozent gestiegen. Dicke Kinder werden nicht automatisch dicke Erwachsene, jedoch ist bei ihnen das Risiko übergewichtig zu bleiben sehr hoch. In Untersuchungen von 1000 Grundschülern aus der Region Ulm fand Wabitsch heraus, dass heutzutage normalgewichtige Kinder im Vergleich zu den siebziger Jahren mehr Körperfett, dafür aber weniger Muskeln und eine schlechte Knochenqualität besitzen.
Dies stellten Wissenschaftler anhand der Dicke der Hautfalten fest. „Bei etwa gleichbleibendem Umfang hat sich die Hautfaltendicke im Durchschnitt verdoppelt“, so Wabitsch. Die Gewichtszunahme wird aber vor allem einer zu fett- und zuckerhaltigen Kost zugeschrieben. Durch Signale der Hungerzellen im Gehirn wird der Appetit nach diesen Dickmachern kurz vor Pubertätseintritt verstärkt. „Aber die Menge können Eltern durch eigenes gesundes Essverhalten und gezügelte Verfügbarkeit steuern“, sagt der Stoffwechselexperte.
Zuckerhaltige Nahrung
Vor allem nehmen Kinder in der Pubertät durch gesüßte Getränke wie Cola, Limo, etc. an Gewicht zu. Der häufige Verzehr von Softdrinks oder Säften steht laut der deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin bei Mädchen zwischen neun und 18 Jahren in direktem Zusammenhang mit einem höheren Body-Mass-Index (BMI). Wenn Zucker flüssig ist, wirkt er weniger sättigend, als wenn er in festen Lebensmitteln ist, jedoch führt er dem Körper genauso viel Energie zu.
Wenn Kinder zum Beispiel 0,33 l Limonade trinken, sind in der Limonade 40 bis 50 Gramm Zucker enthalten, dies entspricht etwa 10 Teelöffeln. Wenn nun Kinder diese Energiemenge täglich über ein Jahr hinweg zu sich nehmen, könnte dies etwa 6,8 Kilogramm mehr auf die Waage bringen, so die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.
In der Pubertät können Essstörungen entstehen
Zum Durstlöschen wird Wasser empfohlen, damit die Gewichtszunahme nicht zu Übergewicht oder Adipositas führt. Alternativen zum Wasser wären andere energiefreie oder energiearme Getränke wie ungesüßte Kräuter- und Früchtetees oder verdünnte Saftschorlen mit einem Mischverhältnis von 1:2. Man sollte lieber Obst essen, anstatt Fruchtsäfte zu trinken und die Snacks für zwischendurch sollten eingeschränkt werden. Vorteilhaft ist es sich die Mahlzeiten zu Hause und mit frischen Zutaten zuzubereiten. Mit dem Body Mass Index (BMI) können Sie ermitteln, ob Ihr Gewicht sich im grünen Bereich befindet. Befindet sich das Gewicht im oberen Bereich, kann man einen Kinderarzt zurate ziehen.
Sie sollten aber auf keinen Fall die Portionen rationieren oder den Teller wegnehmen. Bei Jugendlichen könnten Diäten sogar das Übergewicht noch extra erhöhen. Auch Bemerkungen über die Figur „Du solltest etwas mehr Sport machen.“, „Du hast aber zugenommen.“ und ähnliche Sätze sollten Sie unterlassen, ansonsten könnten Sie damit die Grundlage für eine Essstörung legen. Legen Sie den Fokus lieber auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung, seien sie selber Vorbild und achten sie auf ausreichend Bewegung, empfiehlt Wabitsch. Meist bleibt dann nach den pubertären Wachstumsschüben kein zusätzlicher Speck mehr zurück.
Hormonelle Einflüsse auf das Gewicht
Der Botenstoff Leptin, der in den Fettzellen gebildet wird, teilt dem Gehirn mit, ob die Hormone im ausreichenden Maße vorhanden sind. Man kann sagen: ohne Fett kein Leptin und ohne Leptin keine Pubertät. Bei Leistungssportlerinnen oder magersüchtigen Mädchen kann sich der Anfang der Menstruation bis hin zum 16. oder 17. Lebensjahr hinauszögern. Das Sexualhormon Östrogen, welches in der Vorpubertät ansteigt, kann bei Mädchen zu mehr Körperfülle führen.