
Reductil – das umstrittene Abnehmmittel
Wer an Übergewicht leidet und dringend abnehmen möchte, braucht schon einen eisernen Willen und viel Disziplin, um seine bisherigen, meist schlechten, Ernährungsgewohnheiten abzulegen. Der tägliche Kampf ums Abnehmen spielt sich nicht nur in der Küche ab, wo neue, kalorienärmere Gerichte gekocht werden sollten, sondern auch im Alltag, da man sich öfter bewegen sollte als bisher. Vielen fällt diese Disziplin schwer und das Durchhaltevermögen ist oft nicht von langer Dauer. Wie leicht ist es da, auf einen Appetitzügler zurückzugreifen, um wenigstens das ständige Hungergefühl etwas zu unterdrücken. Auch wenn der Griff zu den Tabletten einfach ist, sollte man sich der Gefahr, die diese Medikamente mit sich bringen, bewusst sein. Das Mittel Reductil ist seit 2010 in Europa verboten, und das hat seine guten Gründe.
Was ist Reductil?
Das Medikament Reductil wurde in den achtziger Jahren zunächst als Antidepressiva entwickelt. Da es nur geringe Effektivität bei Depressionen zeigte, sah man davon ab, es auf den Markt zu bringen. Der Hersteller BASF (später Abbott) brachte Reductil jedoch aufgrund seiner in Tests festgestellten gewichtsreduzierenden Eigenschaften als Medikament gegen Adipositas auf den Markt. In den Jahren danach wurde Reductil millionenfach Menschen mit Adipositas (BMI über 30) verschrieben bzw. illegal ohne Rezept im Internet gekauft. Damals galt Reductil als äußerst wirksam und sehr verträglich, mit kaum zu erwähnenden Nebenwirkungen. Menschen, die unbedingt abnehmen wollten, lasen die Packungsbeilage meist nicht, da sie sich großen Erfolg von den Diätpillen versprachen und dafür bereit waren, Opfer zu bringen.
Der Wirkstoff Sibutramin in Reductil
In Reductil oder auch Tabletten mit dem Namen Raductil, Ectiva oder Meridia ist der Wirkstoff Sibutramin (Sibutraminhydrochlorid-Monohydrat) enthalten, welches stark appetitzügelnd wirkt. Die Massivität, mit der dieser Wirkstoff in den Körperstoffwechsel eingreift, ist enorm. Sibutramin gehört zu den Amphetaminderivaten und hat direkten Einfluss auf das vegetative Nervensystem. Es hemmt die Aufnahme der Botenstoffe Noradrenalin und Serotonin in die Nervenzellen. Dadurch steigt die Konzentration dieser Stoffe an, was eine Verstärkung der Erregung der Adrenozeptoren zur Folge hat, wodurch der Appetit gemindert wird und der Patient keinen Hunger mehr verspürt. Der veränderte Chemiehaushalt im Körper beeinflusst das Gehirn und den Verdauungstrakt. Gleichzeitig wird durch den Wirkstoff Sibutramin der Energieverbrauch erhöht und die körpereigene Wärmeproduktion gefördert, also mehr Kalorien werden verbraucht.
Warum wurde Reductil vom Markt genommen?
Aufgrund eines medizinischen Projektes, bei dem knapp 10.000 Personen über einen Zeitraum von maximal 6 Jahren entweder den Wirkstoff Sibutramin oder ein Placebo-Präparat verabreicht bekamen, wurde die Diätpille 2010 vom Markt genommen. Schon 8 Jahre zuvor, im Jahr 2002 erlitten zwei Frauen in Italien schwerwiegende Nebenwirkungen durch die Einnahme von Sibutramin-haltigen Medikamenten. Nach der Empfehlung des „Committee for Medicinal Products for Human Use“ (CHMP) zogen die Länder der Europäischen Union und auch andere Industrienationen den umstrittenen Wirkstoff aus dem Handel.
Die gefährlichen Nebenwirkungen von Reductil
Auch wenn Reductil bei vielen eine erfolgreiche Gewichtsabnahme bewirkt hat, sind die langfristigen Folgen, die die Einnahme dieses Wirkstoffes auf die Gesundheit hat, um einiges riskanter, als manche denken. Die Risiko-Nutzen-Bilanz ist in diesem Fall definitiv als negativ zu bewerten, weshalb jedem vor der Einnahme von Reductil abgeraten werden sollte. Vor allem besteht ein signifikant erhöhtes Risiko, eine Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden, wenn Sibutramin über längere Zeit eingenommen wird. Andere Nebenwirkungen, die auftreten können:
- Angst- und Panikgefühle, Bewusstseinsstörungen, Depressionen, Unruhezustände, Störungen des Kurzzeit-Gedächtnisses, Schweißausbrüche, Schlafstörungen
- Herzbeschwerden aller Art , Bluthochdruck, Blutungsneigung, Blutplättchen Mangel, Gefäßerweiterung, Hämorrhoiden, Veränderung der Leberenzym-Werte
- Erbrechen, Geschmacksstörungen, Mundtrockenheit, Nierenentzündung, Hautausschläge, Haarausfall,
- Zyklusstörungen, Störungen der Libido, Kopfschmerzen, Nervenstörungen
Zusätzlich gibt es eine ganze Reihe von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Erfahrungen mit Reductil
Laut neusten medizinischen Forschungen ist Reductil und jedes Präparat, das den Wirkstoff Sibutramin beinhaltet, nicht zu empfehlen, auch wenn es im Internet eine Reihe von Erfahrungsberichten gibt von Menschen, die erfolgreich mit Reductil abgenommen haben Diese Berichte sind nicht repräsentativ und auch die Richtigkeit der Berichte kann nicht bestätigt werden.
Reductil dennoch im Internet erhältlich
Reductil ist eigentlich ein verschreibungspflichtiges Medikament und kann normalerweise nicht ohne Rezept gekauft werden. Doch schon bevor es vom Markt genommen wurde, war es möglich Reductil über das Internet auch ohne Rezept zu erhalten. Seit 2010 sind alle Sibutramin-haltigen Mittel in Europa nicht mehr erhältlich, da verantwortungsbewusste Händler von einem Vertreib des Präparates absehen. Es wird deshalb darauf hingewiesen, dass es sich nur um unseriöse Händler handeln kann, die solche Medikamente noch in den Umlauf bringen.