
Paleoernährung
Innerhalb der Ökotrophologen (Wissenschaftler, die sich mit der menschlichen Ernährung befassen) hat sich ein Zweig herausgebildet, der sich mit der Ernährung auseinandersetzt, die unsere Vorfahren in der Steinzeit praktiziert haben. Diese „Steinzeiternährung“ wird „Paleoernährung“ genannt, wobei sich das Wort Paleo aus dem Wort Paläolithikum ableitet (Zeitraum des Steinzeitalters). Die Idee dahinter war die These, dass sich unsere Lebensweise, unsere Biologie und die herrschenden Umweltfaktoren nicht mehr unter einen Hut bringen lassen und die Überlegung, dass die meisten Zivilisationskrankheiten auf die heutige Ernährungsweise zurückführen sind.
Was bedeutet Paleoernährung?
In der Paleoernährung wird die Lebens- bzw. Ernährungsweise der Menschen zur Zeit der Jäger und Sammler nachgeahmt, da die Menschen in der Welt der Moderne und der Zivilisation immer häufiger an Krankheiten kleiden, die sehr oft Folge einer schlechten Ernährungsweise sind. Um unsere Gesundheit zu aktivieren oder zu unterstützen nahm man sich das Beispiel unserer Vorfahren.
Da es nur sehr wenige Überreste aus der Altsteinzeit (Paläolithikum) gibt, kann niemand detailliert auf die Ernährung Rückschlüsse ziehen, dennoch liegen uns Muster zugrunde, die durchaus als Basis der Paleoernährung angesehen werden können.
Wie aßen unsere Vorfahren?
Obwohl es Unterschiede in den Kulturen gibt und auch saisonale Bedingungen nicht außer Acht gelassen werden dürfen, kann man von ein paar einfachen Mustern ausgehen, die der Paleoernährung zugeschrieben werden:
-Die Lebensmittel aus Ackerbau und Viehzucht, dazu gehörten Milch, Hülsenfrüchte und Getreide, hatten nur einen geringen Anteil in der Ernährung.
-Weiterverarbeitung gab es damals nicht, so wie wir es heute praktizieren (mit Zusatzstoffen anreichern oder pasteurisieren)
-Die Qualität der Lebensmittel war viel höher als bei uns heute, da die Böden den Pflanzen noch viele Nährstoffe boten und nicht mit Kunstdünger versucht waren oder von Pestiziden belastet und die Tigere wuchsen in ihrem natürlichen Lebensfeld auf und wurden weder mit Kraftfutter noch mit Medikamenten gefüttert
Noch heute gibt es Naturvölker, die fernab der Zivilisation noch immer eine Lebensweise führen, die denen unserer Vorfahren ähnlich ist. Diese können als Anschauungsobjekt dienen, um die Paleoernährung genauer zu durchleuchten. Dazu gehören unter anderem die Inuit (Eskimos in Grönland) und die Kitavi (Inselbewohner von Papua Neuguinea).
Die Inuit und ihre Ernährung
Die Inuit dienen als Beispiel eines Volkes, das sich hauptsächlich von Fisch und Fleisch ernähren. Durch das Bevölkerungswachstum waren sie gezwungen, immer weiter in polare Gegenden auszusiedeln, wo kaum Pflanzen als Nahrungsmittel zur Verfügung stehen.
Je nach Jahreszeit stehen Blüten, grünes Blattgemüse und Beeren zur Verfügung, dazu kommt Seetang (Kelp). Zur Haltbarmachung werden die Pflanzen, getrocknet, eingefroren oder fermentiert und zu den tierischen Produkten ergänzt. Die Hauptnahrungsquelle der Inuit sind Robben- und Walfleisch, wobei dabei hauptsächlich die Innereien wie Leber und Nebennieren und bestimmte Schichten der Haut gegessen werden, um den Vitamin C- Bedarf zu decken. Auch bei Wildtieren werden Nebennieren und Magenwände gegessen, um Vitamin C zu bekommen. Auch Herz, Gehirn, Knochenmark und Hoden sind bei den Inuit beliebt, da sie sich im Gegensatz zu uns, eher nicht vom Muskelfleisch, das nur wenige Nährstoffe enthält, ernähren. Sie bevorzugen die rohen Innereien und ihre Haustiere bekommen das meiste Muskelfleisch. Um auch pflanzliche Nahrungsmittel und dadurch Vitamine und Mineralien zu bekommen, wird zum Beispiel der Mageninhalt von Elchen gegessen und Moos von Steinen gekratzt.
Die Kitavi und ihre Ernährung
In tropischen Gegenden gibt es ganz andere Lebensmittel als in den polaren Gefilden, weshalb eine Gegenüberstellung einige Unterschiede vorweist. In den Tropen, wo die Kitavi leben, wird viel weniger Fleisch gegessen und auch die Menge der Gesamtkalorien ist geringer. Das liegt daran, dass dort ein größeres Angebot an Frucht- und Gemüsesorten zu finden ist. Die Umwelteinflüsse sind dort ganz anders, so muss wegen der hohen Sonneneinstrahlung niemand das wichtige Vitamin D über die Nahrung zu sich nehmen und durch die warme Temperatur liegt der Kalorienverbrauch weit unter dem der Inuit. Die Kitavi haben den Vorteil, das ganze Jahr frische Pflanzen essen zu können, auch müssen sie sich körperlich nicht so anstrengen, um an die Nahrung zu kommen. In ihrer Nahrung ist viel Kokosfett und Omega-3-Fettsäure enthalten, da sie oft Fisch und Meeresfrüchte zu sich nehmen. Kohlenhydrate nehmen sie durch das Essen von Gemüse, Wurzeln und Knollen zu sich. Meist gibt es bei den Kitavi zwei größere Mahlzeiten am Tag, wovon die Morgenmahlzeit aus Blattgemüse, Wurzeln und Salz besteht, die gebraten werden, und die Abendmahlzeit der am Morgen sehr ähnlich ist, nur kommt dann noch Fisch oder Meeresfrüchte inklusive Innereien dazu.
Als Zwischenmahlzeiten dienen Früchte und Kokosnüsse. Diese gesunde Ernährungsweise verhindert Zivilisationskrankheiten, wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes, Krebs, Demenz, Adipositas, und Bluthochdruck, so lange die Kitavi bei ihrer Lebensweise bleiben und sich nicht der westlichen Lebensweise anpassen.
Gegenüberstellung der Ernährungsweisen von Inuit und Kitavi
Betrachtet man beide Ernährungsweisen, die durchaus beide als „paleolithisch“ bezeichnet werden können, ist die Ernährungsweise der Kitavi allerdings gesundheitlich höher anzusetzen. Die Lebenserwartung der Inuit liegt durchschnittlich bei 43,5 Jahren im Gegensatz zu den Kitavi mit 75 Jahren. Die basische Ernährung der Kitavi ist der fleischlastigen Ernährung der Inuit vorzuziehen, wenn man vom gesundheitlichen Aspekt ausgeht.
Was ergibt sich daraus für die Paleoernährung der Moderne?
Nach dieser Gegenüberstellung lassen sich einige Dinge ableiten: die Paleoernährung ist eine basische Ernährung, bei der 80 % der Lebensmittel basisch sind und die restlichen 20% trotz Säurebildung qualitativ hochwertig. Unsere Ernährung sollte also zu 80 % aus pflanzlicher Kost bestehen, da zu viele tierische Eiweiße unangenehme Wirkungen haben können. Verzichtet man dagegen gänzlich auf tierische Kost, sollte evtl. eine Zufuhr der Vitamine B12, D3, DHA u.a. oral erfolgen. Die Proteine aus tierischen Produkten sind in hohem Maß in den Innereien enthalten, weswegen auf Muskelfleisch mehr und mehr verzichtet werden sollte. Zudem gelten Meeresfrüchte, Eier, Fisch und Algen als proteinreich. Diese Proteinlieferanten und Rohmilch oder Insektenprotein werden in der Paleoernährung den Getreide- und Hülsenfrüchte vorgezogen, da sie fast keine Antinährstoffe enthalten. Bei der Auswahl von tierischen Produkten ist die Herkunft sehr wichtig.
Die Paleoernährung im Experiment
Die paleolithische Ernährungsweise wurde in Experimenten wissenschaftlich untersucht und belegt einen hohen gesundheitlichen Wert. Vor allem Menschen, die nicht gern auf Fleisch verzichten möchten, können mit der Basis der Paleoernährung durchaus eine sehr gesunde Ernährungsweise leben. Doch der Paleo-Lifestyle richtet sich nicht nur nach den Vorgaben aus der Ernährungsweise, er hat noch mehr positive Grundgedanken: genügend Bewegung an der frischen Luft mit viel Sonnenschein, wenig Stress aber dafür soziale Verbundenheit und nicht zuletzt eine gute Schlafqualität sind ein guter Leitfaden für ein gesundes Leben.