Das Heubad
Das Heubad hat in Österreich eine lange Tradition. Vor allem auf den Almen betrieb man diese Wellnessanwendung regelmäßig. Schließlich hatte man dort auch die Zutat, die man für ein Heubad benötigt – saftiges Heu. Heu ist dabei mehr als nur getrocknetes Gras. Heute ist das Heubad eine beliebte Wellnessmethode in den vielen Hotels in Österreich. Vor allem nach dem Skifahren ist ein Heubad sehr entspannend. Und keine Angst, die Hotels, die in Österreichs Skigebieten Heubäder anbieten, die haben auch genügend Vorrat an dem getrockneten Grün.
Wenn man so will ist das Heubad eine österreichische Wellnessentwicklung, denn es stammt aus Südtirol und wurde zu einer Zeit entwickelt, als diese heutige italienische Region noch zum österreichischen Kaiserhaus gehörte. Die Bauern Südtirols machten nämlich die Entdeckung, wenn man in der Nacht auf dem frischgemachten Heu schlafen würde, man am nächsten Morgen frisch und erholt ist. Davon berichteten sie Wissenschaftlern die in die Region kamen.
Mediziner und Wissenschaftler gemeinsam untersuchten dieses Phänomen um das Heubad erstmals im Jahr 1888. Es wurde darüber auch im Buch über die „Volksmedizin“ berichtet. Völs wurde damals schon zum Heubadort ernannt offiziell. Was anfänglich für die Wein- und Obstbauern aus der Umgebung eine gute Möglichkeit war ihre Gliederschmerzen zu regulieren, entwickelte sich mit dem aufkeimenden Tourismus in der Bergregion auch zu einem richtigen Renner. Mit der Zeit wurden daher dort Kurzbetriebe eröffnet. Die Wirkung des Heubads wurde natürlich parallel auch weiter erforscht.
Anwendung Heubad
Dabei liegt die heilende Wirkung des Heubads vor allem in den enthaltenen vielfältigen Blättern und Blumen sowie Kräutern, die sich bei der Ernte einfach so dazwischen mischen. Wichtig ist auch, dass das Heu nach der Ernte richtig gelagert wird. Denn nur so kann sich der Gärungsprozess richtig entwickeln, der durch Spaltpilze hervorgerufen wird. In den gärendem Heuhaufen, welcher Temperaturen von 40 bis 60 °C erreichen kann, macht der Betreiber eines Heubades dann ein Loch, in das sich der Kurgast bis zum Hals hineinlegt. Der Körper beginnt dann zu transpirieren und der Stoffwechsel wird dadurch angeregt. Dies ist jedenfalls die traditionelle Vorgehensweise, wobei diese weniger hygienisch war, da sich gleich mehrere Gäste in dem Raum mit Heu befanden und der Heuhaufen auch mehrfach genutzt wurde.
Neue hygienische Standards
Die Methode des Heubadens wurde letztlich Anfang der 1990er Jahre weiterentwickelt und den aktuellen hygienischen Standards angepasst. Auch wollte natürlich kein Gast mehr mit einem anderen im gleich Raum baden, denn auch die Gesellschaft hatte ich in den letzten 100 Jahren erheblich verändert. Man ist ein bisschen prüder geworden, aber auch ein bisschen empfindlicher, was die Hygiene angeht. Unter den Umständen, wie vor 1991 ein Heubad zubereitet bzw. angeboten wurde, könnte heute kein Wellness-Hotel einer Prüfung mehr standhalten wegen der Hygiene.
Auch dass sich die Nutzer von einem Heubad nicht mehr ins nasse Heu legen mussten, findet das Heubaden heute in einem modernen Wellnessraum statt. Dieser ist hygienisch und steril, wobei das Heut auf eine Liege gelegt wird, und zwar 3 bis 4 Kilo pro Person (kommt auf die Größe und das Gewicht bzw. den Umfang an). Das Heu wird dann eingewässert und eine Folie gelegt. Der Nutzer muss sich dann darauf nackt legen und der ganze Körper wird anschließend mit Heut bedeckt. Danach wird man in Folie eingewickelt und in ein beheiztes Wasserkissen abgesenkt.
Die Temperatur, bei der hier geschwitzt wird, beträgt 42 °C. Die Anwendung dauert rund 20 Minuten. Solange liegt man im Heu. Danach geht es ab in den Ruheraum. Dort wird man in Leinentüchern und Decken eingewickelt und darf dort nachschwitzen. Kräutertee gibt es dann nach dem Schwitzen auch noch.
Wirkung eines Heubades
Ein Heubad ist besonders sinnvoll und zu empfehlen bei Muskel- und Gelenkrheumathismus, Muskelkrämpfen, Ischias, aber auch bei subakuten Nierenentzündungen und wenn Stoffwechselkrankheiten vorliegen. Sogar Fettleibigkeit und Lebererkrankungen können damit gelindert werden. Denn das Heubad wirkt entschlackend.
Das Heu, das für das Heubad verwendet wird, ist dabei unterschiedlich nach Region von seiner Zusammensetzung her. Dabei gilt: Je höher der Anbau des Heus war, umso eher befinden sich darin auch seltene und wertvolle Pflanzen mit ätherischen Ölen wie Baldrian.