Burnout – was tun?
Überforderung, Erschöpfung, das Gefühl, sowohl den Arbeitsalltag als auch das Privatleben nicht mehr bewältigen zu können: all dies sind Anzeichen für ein Burnout. Aber was genau ist überhaupt ein Burnout? Wie macht es sich bemerkbar? Und was kann man dagegen tun?
Burnout ist in unserer heutigen Gesellschaft ein immer präsenteres Thema. Immer mehr Menschen fühlen sich erschöpft, ausgebrannt und überfordert.
Burnout hat nicht nur erhebliche Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden, sondern auch auf die Produktivität am Arbeitsplatz.
Es kann zu langfristigen gesundheitlichen Problemen führen und ist somit sowohl für die betroffenen Personen als auch für die Gesellschaft insgesamt von großer Bedeutung.
Leider schwirren viele mitunter verwirrende Bezeichnungen und Definitionen durch die Medien, ein Umstand der zu vielen Irritationen und Unsicherheiten bei Betroffenen führt.
Was also ist Burnout eigentlich und warum sollten wir diesem Thema unsere Aufmerksamkeit schenken?
Definition von Burnout
Wörtlich bedeutet Burn-Out „Ausgebranntsein“. Sehr allgemein lässt sich die Definition so formulieren: Es liegt eine physische, psychische und emotionale Erschöpfung vor, durch welche die Leistungsfähigkeit abnimmt.
Allerdings ist die Definition von Burnout nach wie vor nicht einheitlich und es gibt viele verschiedene Ansätze und Erklärungen.
Folgende Eingrenzungen können aber gezogen werden:
- Ein Zustand der Erschöpfung aufgrund von Überforderung, der von innen nach außen entsteht und sich organisch äußern kann.
- Ein Arbeitsplatz-assoziierte psychische Störung, die große syndromale Überschneidungen mit einer depressiven Episode aufweist.
- Ein Ungleichgewicht zwischen äußeren Anforderungen und individuellen Ressourcen auf drei Ebenen: objektiv, subjektiv und existenziell.
- Ein Zustand der emotionalen Erschöpfung, Depersonalisierung und reduzierter Leistungsfähigkeit.
Die Bezeichnung „Burnout“ wurde erstmals in den 1970er Jahren vom amerikanischen Psychologen Herbert J. Freudenberger verwendet, um den Zustand von Mitarbeitern zu beschreiben, die sich überarbeitet und ausgebrannt fühlen.
In den darauf folgenden Jahrzehnten wurde der Begriff weiterentwickelt und in verschiedenen Studien, Forschungsarbeiten und Diskussionen in der Fachliteratur verwendet.
Das Burnout-Syndrom wird in der Schulmedizin bis jetzt nicht als eigenständige Krankheit betrachtet, sondern als Zustand der Erschöpfung aufgrund von Überforderung, der von innen nach außen entsteht und sich organisch äußern kann.
Burnout wird auch als Risikozustand bewertet, auf dessen Basis sich psychische und psychosomatische Symptome entwickeln können. Solche sind beispielsweise Angststörungen und Depressionen sowie Kopfschmerzen und Magenbeschwerden.
Die WHO hat Burnout als Syndrom und nicht als eigenständige Krankheit klassifiziert. Seit 2019 wir es in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) als „Syndrom, das durch einen Zustand der Erschöpfung, negative Einstellungen gegenüber der eigenen Arbeit und reduzierte Leistungsfähigkeit gekennzeichnet ist“ definiert.
Hinweis: Ein Syndrom bezieht sich auf eine Gruppe von Anzeichen, Symptomen oder Verhaltensweisen, die gemeinsam auftreten und charakteristisch für eine bestimmte medizinische oder psychologische Zustandsänderung sind. Im Gegensatz zu einer Krankheit ist ein Syndrom möglicherweise nicht durch eine einzige Ursache oder spezifische Pathophysiologie definiert, sondern durch eine Ansammlung von Zeichen oder Symptomen, die gemeinsam auftreten.
Ursachen von Burnout
Die Entstehung von Burnout kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden, die im Wesentlichen in drei Kategorien unterteilt werden können: Arbeitsbedingungen, persönliche Faktoren und andere Einflüsse.
Arbeitsbedingungen
Lange Arbeitszeiten, hoher Druck, unklare Rollen und Erwartungen, ein schlechtes Arbeitsumfeld sowie ein Mangel an Unterstützung am Arbeitsplatz sind nur einige der Faktoren, die zum Auftreten von Burnout beitragen können.
Die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust sowie nicht genügend Wertschätzung sind ebenfalls Gründe für die Entwicklung eines Burn-Out-Syndroms. Auch hoher Zeitdruck, große Verantwortung und zu ambitionierte Ziele, die nicht erreicht werden können fallen darunter.
Persönliche Faktoren
Persönliche Eigenschaften wie Perfektionismus, ein geringes Selbstwertgefühl, mangelnde Work-Life-Balance und die Unfähigkeit, Grenzen zu setzen, können die Anfälligkeit für Burnout erhöhen.
Andere Faktoren
Zu den weiteren Einflüssen zählen persönliche Ereignisse wie Trauer, Trennungen oder schwierige Lebensphasen, die den Stresslevel zusätzlich erhöhen und somit das Risiko für Burnout steigern können.
Symptome von Burnout
Burnout äußert sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die sich auf verschiedenen Ebenen zeigen: körperlich, emotional und im Verhalten.
Körperliche Symptome
Zu den körperlichen Symptomen von Burnout gehören chronische Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen und ein geschwächtes Immunsystem.
Emotionale Symptome
Emotionale Symptome umfassen Gefühle von Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit, Hoffnungslosigkeit, Angstzustände und eine allgemeine Abnahme des Interesses an beruflichen und persönlichen Aktivitäten.
Verhaltenssymptome
Verhaltenssymptome können sich in Rückzug aus sozialen Aktivitäten, erhöhtem Konsum von Alkohol oder anderen Drogen, Vernachlässigung persönlicher Bedürfnisse und sozialen Isolationen zeigen.
Diagnose von Burnout
Die Diagnose von Burnout kann eine Herausforderung sein, da es keine klare medizinische Definition oder standardisierte diagnostische Verfahren gibt.
Wie und von wem wird Burnout diagnostiziert?
In der Regel erfolgt die Diagnose durch Gespräche mit einem Arzt, Psychologen oder einem anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister, der die Symptome und den Verlauf der Erkrankung bewertet.
Welche Schwierigkeiten gibt es bei der Diagnose?
Die Diagnose von Burnout kann erschwert werden, da die Symptome oft mit anderen psychischen Gesundheitsproblemen wie Depressionen oder Angststörungen verwechselt werden können.
Abgrenzung zur Depression
Burnout unterscheidet sich von anderen psychischen Erkrankungen durch den klaren Bezug zu beruflichem Stress und Überlastung.
Obwohl Burnout und Depression ähnliche Symptome aufweisen können, ist Burnout spezifisch mit beruflichem Stress verbunden, während Depression eine breitere Palette von Ursachen hat und nicht unbedingt an berufliche Belastung gebunden ist.
Behandlung von Burnout
Die Behandlung von Burnout sollte umfassend sein und sowohl Selbsthilfe- als auch professionelle Ansätze berücksichtigen.
Selbsthilfe-Maßnahmen
Selbsthilfe umfasst die Entwicklung gesunder Bewältigungsstrategien, die Verbesserung der Work-Life-Balance, regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und die Pflege sozialer Beziehungen.
Professionelle Hilfe
Professionelle Hilfe kann durch Psychotherapie, Stressmanagement-Kurse, Coaching und Beratung erfolgen, um effektive Strategien zur Stressbewältigung zu erlernen.
Medikamente
In einigen Fällen können Medikamente, insbesondere zur Behandlung von begleitenden Symptomen wie Angst oder Schlafstörungen, in Absprache mit einem Arzt sinnvoll sein.
Prävention von Burnout
Die Prävention von Burnout sollte auf individueller und organisatorischer Ebene stattfinden.
Wie kann man Burnout vermeiden?
Individuell können gesunde Lebensgewohnheiten, effektives Zeitmanagement, klare Kommunikation und die Fähigkeit, Grenzen zu setzen, helfen, Burnout zu verhindern.
Was können Arbeitgeber tun, um Burnout zu verhindern?
Arbeitgeber sollten ein unterstützendes Arbeitsumfeld schaffen, klare Erwartungen kommunizieren, angemessene Ressourcen bereitstellen, regelmäßige Pausen und Erholungszeiten ermöglichen und Mitarbeiter in Gesundheitsprogramme einbinden.
Arbeitgeber haben ganz konkrete Möglichkeiten, um ihre Mitarbeiter vor Burnout zu bewahren:
- Zeitmanagement-Programme: Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern helfen, ihre Arbeitszeit besser zu organisieren, um Überlastung und Stress zu vermeiden.
- Flexible Arbeitszeiten: Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern flexible Arbeitszeiten anbieten, um ihnen mehr Freiheit bei der Gestaltung ihres Arbeitstages zu geben.
- Arbeitsplatzgestaltung: Ein angenehmes Arbeitsumfeld kann dazu beitragen, dass Mitarbeiter sich wohler fühlen und weniger gestresst sind. Arbeitgeber können beispielsweise für ausreichend Tageslicht, eine gute Luftqualität und eine angenehme Raumtemperatur sorgen.
- Schulungen und Trainings: Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern Schulungen und Trainings anbieten, um ihnen beispielsweise Stressbewältigungsstrategien oder Zeitmanagement-Techniken beizubringen.
- Mitarbeiterbefragungen: Arbeitgeber können regelmäßig Mitarbeiterbefragungen durchführen, um herauszufinden, welche Faktoren zu Stress und Überlastung führen, und entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Fazit
Burnout ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem, das nicht unterschätzt werden darf. Mit der richtigen Prävention, Erkennung und Bewältigung können wir dazu beitragen, die Auswirkungen von Burnout zu minimieren.
Ein ausgewogenes Leben, professionelle Hilfe und eine unterstützende Arbeitsumgebung sind Schlüsselelemente, um Burnout erfolgreich zu bekämpfen und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
In der Zukunft werden wir hoffentlich eine zunehmende Sensibilisierung und Aufklärung über Burnout sehen, sowohl in der Gesellschaft als auch in Arbeitsumgebungen.
Die Integration von gezielter Prävention, verbesserten Diagnosemethoden und maßgeschneiderten Behandlungsansätzen wird jedenfalls entscheidend sein, um Menschen vor Burnout zu schützen und ihnen zu helfen, ein erfülltes und gesundes Leben zu führen.
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Quellen:
¹ Maslach, C., & Leiter, M.P. (2016). Understanding the burnout experience: recent research and its implications for psychiatry. World Psychiatry, 15. DOI: 10.1002/wps.20311
² Elsässer, J., Sauer, K.E. (2013). Definition und Eingrenzung von Burnout. In: Burnout in sozialen Berufen. Perspektiven Sozialer Arbeit in Theorie und Praxis, vol 2. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-851-1_3
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