Kinderernährung #4
Ist eine vegetarische Ernährung für Kinder und Jugendliche geeignet?
Der Begriff „Vegetarismus“ steht für verschiedene Ernährungsformen, denen eines gemein ist: der Verzicht auf Fleisch und Fisch. Es gibt drei verschiedene Formen vom Vegetarismus: lactovegetarisch, ovolaktovegetarisch und vegan. Die Laktovegetarier verzichten auf Eier, Fisch und Fleisch jedoch nicht auf Milch und Milchprodukte. Ovo-Laktovegetarier verzichten auf Fisch und Fleisch und nehmen neben Milch und Milchprodukten auch Eier zu sich. Etwa 80 % der Vegetarier leben nach diesen zwei Formen. Veganer verzichten auf sämtliche tierische Produkte und ernähren sich ausschließlich von pflanzlichen Produkten. Sie verzichten häufig auch auf Kleidung aus tierischen Materialien.
Die vegane Ernährung ist für Kinder ungeeignet und wird als gefährlich eingestuft. Aus dem Grund, dass sie Gedeihstörungen zur Folge haben und die Gesundheit und Entwicklung des Kindes gefährden kann. Es besteht die Gefahr, dass das Kind zu wenig Energie und Eiweiß erhält, außerdem ist die ausreichende Aufnahme von Kalzium, Eisen, Jod, Vitamin C, B2 und B12 kritisch.
Vegetarismus bei Säuglingen und Kleinkindern
Sollten Sie sich dennoch für eine vegane Ernährung für Ihr Kind entscheiden, sollten Sie sich vorher beim Kinderarzt informieren und beraten lassen. Das Risiko für einen Nährstoffmangel ist sehr hoch. Durch den Verzehr von Fleisch- und Fischprodukten entfällt bei allen Formen des Vegetarismus der Eisenlieferant. Wenn Kinder und Jugendliche sich zudem noch einseitig ernähren, kann dadurch eine Unterversorgung von Eisen entstehen. Dies sollte vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern vermieden werden, da es zu Anämien und zur Beeinträchtigung im Verhalten und in der psychomotorischen Entwicklung führen kann. Der Eisenmangel gehört auf der Welt zu der häufigsten Mangelerscheinung bei Säuglingen und Kleinkindern. Um einen Eisenmangel bei Säuglingen und Kleinkindern zu vermeiden, sollten ausschließlich gestillte Säuglinge spätestens nach dem 6. Monat eisenangereicherte Beikost erhalten, da der Eisengehalt in der Muttermilch zu gering ist. In den ersten 6 Lebensmonaten reichen die endogenen Eisenspeicher aus um den Bedarf zu decken. Die Eisenspeicher des Neugeborenen werden während der Schwangerschaft auf Kosten der Speicher der Mutter angelegt, sodass auf eine ausreichende Eisenversorgung der Schwangeren dringend zu achten ist.
Vegetarismus während der Pubertät
In der Pubertät reicht oft die Eisenzufuhr für die schnelle Vermehrung der Körpermasse nicht aus. Deshalb kommen besonders bei Jungen während des pubertären Wachstumsschubs ein latenter Eisenmangel und Anämien vor. Bei Mädchen steigt der Bedarf an Eisen bei dem Einsetzen der Menstruation an. Deshalb sollten bei Jugendlichen eisenreiche pflanzliche Lebensmittel wie Getreideprodukte aus Vollkorn, Gemüse wie Erbsen, Fenchel, Spinat sowie Hülsenfrüchte mit auf dem Speiseplan stehen. Zur besseren Eisenaufnahme wird empfohlen, immer ein Vitamin C reiches Lebensmittel zu verzehren. Pflanzliches Eiweiß ist nicht so gut für den Aufbau von körpereigenem Eiweiß.
Dies ist bedingt durch den Gehalt an und die Kombination aus den neun unentbehrlichen Aminosäuren – Eiweißbausteinen, die vom Körper nicht hergestellt werden können, von diesem jedoch zwingend benötigt werden. Durch günstige Kombinationen von Lebensmitteln kann man die Verwertbarkeit des Nahrungseiweißes erhöhen. Folgend werden Ihnen ein paar
Beispiele für gute Kombinationen und gute Eiweißlieferanten gezeigt:
- Getreide mit Milch/-produkten, z. B. Müsli, Käsebrot, Milchreis, Griesbrei, Nudelauflauf
- Getreide mit Ei, z. B. Grießbrei, Getreidebratlinge, Eierkuchen
- Getreide mit Hülsenfrüchte, z. B. Mais-Bohnen-Salat, Erbsensuppe mit Brot, Linsengemüse mit Spätzle
- Kartoffeln mit Ei, z.B. Kartoffeln mit Spiegelei, Kartoffelauflauf, Bauernomelett, Kartoffelsalat mit Ei
- Kartoffeln mit Milch/-produkten, z.B. Kartoffelpüree, Kartoffelgratin, Ofenkartoffeln mit Kräuterquark
Eine ausreichende Aufnahme von Eisen über pflanzliche Lebensmittel ist möglich. Man sollte darauf achten, dass man eher Vollgetreide wie Hafer und Hirse, eisenreiches Gemüse (z. B. Bohnen, Spinat, Karotten, Zucchini, Pilze, Feldsalat, Hülsenfrüchte), eisenreiche Beeren wie Brombeeren, Himbeeren, Erdbeeren und Johannisbeeren, Trockenfrüchte, Nüsse und Samen verzehrt. Auch Vitamin B12 zählt neben Eisen und Eiweiß zu den kritischen Nährstoffen einer veganen Ernährungsweise. Sie finden Vitamin B12 in größeren Mengen fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Milch. Kleinere Mengen von Vitamin B12 finden Sie zum Beispiel in Sauerkraut und auch in Algen, dies reicht jedoch nicht zur Bedarfsdeckung aus.
Bei Säuglingen und Kleinkindern vegan ernährter Mütter konnten schwere neurologische Störungen, verzögerte körperliche Entwicklung und Störung der Blutbildung festgestellt werden. Bereits schon im Alter von 4 bis 6 Monaten entwickelten die Kinder von Veganerinnen einen Vitamin B12 Mangel. Dies beweist Ihnen, dass Sie eine ausreichende Vitamin B12 Zufuhr während der Schwangerschaft und Stillzeit benötigen. Bei einer veganen Ernährung ist eine ausreichende Vitamin B12 Zufuhr nur über angereicherte Lebensmittel oder Supplemente möglich.