
Klimakterium praecox
Das Klimakterium (Wechseljahre) läutet den Beginn der zweiten Lebenshälfte bei Frauen ein. Ab dem 40. Lebensalter arbeiten die Eierstöcke langsamer. Eizellen reifen nur noch in sehr großen zeitlichen Abständen heran. Auch die Östrogenherstellung lässt langsam nach. Ab dem 50. Lebensjahr beginnt schlussendlich die Menopause. Es handelt sich hierbei um die letzte Regelblutung. Frauenärzte benennen hier den eigentlichen Beginn der Wechseljahre.
Im Verlauf eines Lebens gibt es unterschiedliche Lebensphasen. Die Wechseljahre gehören hier ebenso dazu. Dennoch entspricht es nicht den natürlichen Lebensvorgängen, dass sich die Anzahl der Eizellen beziehungsweise die Hormonproduktion bereits frühzeitig einstellen. Geschehen diese Veränderungen (primäre Ovarialinsuffizienz) bereits vor Ende des 35. Lebensjahrs, lautet die Diagnose Klimakterium praecox. In Österreich leidet circa ein Prozent aller Frauen an verfrüht einsetzenden Wechseljahren.
Ursachen für Klimakterium praecox
Allein das individuelle genetische Programm einer Frau kann bestimmen, wie lange sie fruchtbar ist und wann die Wechseljahre einsetzen werden. Zudem kann dieser Zeitpunkt aufgrund externer Umweltfaktoren wesentlich beeinflusst werden. Bis dato kann die Wissenschaft noch keine eindeutige Erklärung für die tatsächlichen Gründe der frühzeitig einsetzenden Wechseljahre liefern. Dennoch gibt es Angaben in Bezug auf bestimmte Risikogruppen. Frauen, die an einer der nachfolgenden Erkrankungen leiden, erleben häufig den verfrühten Beginn der Wechseljahre:
- Diabetes mellitus (Typ I, Typ II)
- Einige Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Schilddrüsenfunktionsstörungen
- Systemischer Lupus erythematodes
- Nebenniereninsuffizienz
Aktuell laufen zudem Diskussionen auf wissenschaftlicher Ebene, dass auch das Auftreten akuter Infektionen, starker Nikotinkonsum, Stress, oftmals eher kurze Menstruationszyklen oder gar Eierstocktumore Auslöser für Klimakterium praecox sein können. Es ist zudem bekannt, dass Frauen frühzeitig in die Wechseljahre kommen, wenn einer Strahlenbehandlung beziehungsweise einer medikamentösen Behandlung wie beispielsweise Antihormon- oder Chemotherapie ausgesetzt sind.
Klimakterium praecox erkennen
Die Symptome dieser Erscheinung gleichen im Grunde genommen den typischen Auffälligkeiten der natürlichen Wechseljahre. Neben dem Ausbleiben der Monatsblutung sind folgende Symptome vom Klimakterium praecox erkennbar:
- Erschöpfungszustände
- Gemütsveränderungen
- Hitzewallungen
- Müdigkeit
- Scheidentrockenheit
- Schweißausbrüche (nachts)
- Schlafstörungen
- Sexualverlangen nimmt ab
- Unfruchtbarkeit
Diagnose der frühzeitigen Wechseljahre
Ob es sich bei den typischen Anzeichen schlussendlich tatsächlich um Klimakterium praecox handelt, verrät nur ein Bluttest. Mithilfe einer Blutuntersuchung kann die vorliegende Konzentration der unterschiedlichen Hormone bestimmt werden. Vorrangig stehen folgende Hormone im Fokus der Aufmerksamkeit:
- luteinisierendes Hormon (LH)
- follikelstimulierendes Hormon (FSH)
- Östrogene, vorrangig Estradiol
Der Anteil von FSH und LH ist beim Klimakterium praecox extrem hoch. Im Gegensatz dazu sind Östrogene nur in minimalen Werten enthalten.
- Normal: 10 bis maximal 15 mlU / ml
- Erhöht: 40 mlU / ml
Das weibliche Sexualhormon Estradiol beeinflusst die monatliche Regelblutung. Entsprechende Aussagen können aufgrund der ermittelten Estradiol Wert in Bezug auf die Wechseljahre getätigt werden. Grundsätzlich ist es jedoch empfehlenswert die Bestimmung des Hormonanteils mehrfach durchzuführen.
Frauen können zudem anhand der täglichen Bestimmung der Basaltemperatur Informationen erhalten. Handelt es sich wie vermutet um ein Klimakterium praexoc, bleibt der monatliche Eisprung aus. Entsprechend kann der dadurch verursachte Temperaturanstieg in der Zyklusmitte nicht festgestellt werden.
Therapie von Klimakterium praecox
Grundsätzlich sind typische Symptome ebenso therapiert wie bei den natürlich eintretenden Wechseljahren. In diesem Zusammenhang lernt die Frau diesen Prozess als ein Phänomen, welches nicht wieder rückgängig zu machen ist, zu begreifen. Nicht selten fällt es schwer damit zurechtzukommen, dass eine natürliche Schwangerschaft ab sofort nicht mehr möglich ist. Das Klimakterium praecox ist unmittelbar mit Unfruchtbarkeit verbunden.
Aus diesem Grund ist es vorrangig für jüngere Patientinnen schwer, mit diesem Phänomen umzugehen. Oftmals wird es als nachteilig empfunden, als einzige Frau unter allen Freundinnen bereits an immer wiederkehrenden Hitzewallungen beziehungsweise starken Schlafstörungen zu leiden. Hinzu kommt, dass vor allem junge Frauen von der Diagnose Klimakterium praecox stark in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn die eigene Familienplanung noch lange nicht abgeschlossen war.
So fällt es in diesen Situationen besonders schwer zu verstehen, dass der eigene Kinderwunsch nur noch durch eine Eizellspende möglich ist. Seit dem Jahr 2015 ist die Eizellspende in Österreich per Gesetz erlaubt, wenn die Frau noch nicht 45 Jahre alt ist.
In jedem Fall kann es vorteilig für die Frau sein, wenn der beratende Arzt oder die Ärztin über psychologische Beratungskompetenzen verfügt. Nur so können mögliche Ängste, Wünsche oder auch Bedenken seitens der Frau etwas tiefgründige mitbetrachtet werden. Im Einzelfall ist es zudem ratsam, den Partner bei einem Beratungsgespräch mit zu involvieren.
Ist die Frau noch sehr jung und die Wechseljahre setzen bereits ein, kann im Einzelfall eine Hormonersatztherapie sehr hilfreich sein. Diese kommt jedoch nicht bei Patientinnen infrage, die bereits aufgrund von Brustkrebs behandelt wurden. Auch ist die Hormonersatztherapie bei Patientinnen mit diagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Thrombosen ausgeschlossen.
Ebenso beachtet werden sollte der tägliche Nikotinkonsum. Frauen, die sehr viel Rauchen oder auch übergewichtig sind, vertragen lediglich sehr geringe Hormondosen innerhalb eines eng abgesteckten zeitlichen Rahmens. Den aktuell geltenden Empfehlungen nach, ist eine Hormonersatztherapie bei Frauen mit Klimakterium praecox in einem Alter unter 40 Jahren in jedem Fall empfehlenswert, denn nur so kann nun fehlende Östrogene ersetzt werden. Gemäß dem aktuellen Stand der Wissenschaft zur Folge wirkt sich eine Hormonersatztherapie kurzfristig sehr günstig auf mögliche Beschwerden von frühzeitig einsetzenden Wechseljahren aus.
Aber auch langfristig gesehen senkt eine korrekt dosierte Hormonersatztherapie das Risiko für mögliche Erkrankungen, die verstärkt mit der Abnahme des Östrogenspiegels in Verbindung gebracht werden. Zur Hormonersatztherapie kommen jene Präparate zum Einsatz, die auf häufig als sogenannte Antibabypille verwendet werden. Es handelt sich hierbei um unterschiedlich dosierte östrogenhaltige Arzneimittel.
Sollte der Uterus (Gebärmutter) der Patientin im Klimakterium praecox noch vorhanden sein, besteht eine Hormonersatztherapie oftmals in der Anwendung von sogenannten Kombinationspräparaten. Diese enthalten Östrogene, aber auch Gestagene. Alternativ zur oralen Anwendung besteht auch die Möglichkeit, hormonelle Pflaster oder Infusionen zu verwenden. Vereinzelt nutzen Frauen auch hormonhaltige Vaginalgels.
Zusätzlich empfiehlt sich die Einnahme spezieller Arzneimittel, um beispielsweise Osteoporose gezielt vorzubeugen. In diesem Zusammenhang empfehlen Fachärzte häufig die tägliche Einnahme von Calcium in Kombination mit Vitamin D oder Bisphosphonat.
Prognose zum Verlauf der frühzeitigen Wechseljahre
Ist die Patientin noch sehr jung, dann ist es umso wichtiger, ab dem Zeitpunkt der Diagnose Klimakterium praecox verstärkt auf die eigene Gesundheit zu achten. Eine bedeutende Rolle spielt hierbei der ausgeglichene und gesunde Lebensstil. Denn mit einem veränderten Hormonspiegel steigen auch die gesundheitlichen Risiken für die Frau signifikant an. S
o besteht bei Patientinnen mit der Diagnose Klimakterium praecox das vermeintlich erhöhte Risiko an Übergewicht, Schlaganfall, Herzinfarkt, Osteoporose oder Diabetes mellitus zu erkranken. Mediziner unterstreichen in diesem Zusammenhang die hohe Bedeutung einer gesunden Ernährung, ausbleibendem Nikotinkonsum als auch ausreichender Bewegungseinheiten.
Linktipps:
– Wechseljahre – problemlos durchstarten
– Diabetes im Alter
– Neuer Diabetes Index ermöglicht realistische Risikoeinschätzung
– Diabetes Mellitus
– Die richtige Ernährung bei Osteoporose