
FSME-Erkrankung: Vorsicht vor dem Zeckenstich
Mehr Zeckenjahre wegen des Klimawandels bedeutet auch mehr Informationsbedarf über die Krankheiten, die Zeckenstiche verursachen können: FSME und Borreliose.
Immer noch wissen viel zu viele Menschen nicht über die möglichen Auswirkungen eines Zeckenstiches Bescheid.
Ja, Zecken stechen, sie beißen nicht.
Mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen reißen Zecken die Haut des Wirts auf und graben mit ihrem „Stechrüssel“ eine Grube in das Gewebe, die mit Blut vollläuft.
Das Blut saugen sie immer wieder ab. Bereits während des Stechens sondern Zecken mit ihrem Speichel ein spezielles Mittel ab, das die Einstichstelle betäubt. Deshalb spürt man Zeckenstiche nicht. Das Wahrnehmen von Zeckenstichen wird zusätzlich noch dadurch erschwert, dass auch die Nymphen und sogar die Larven der Zecken Überträger von Viren sind.
Am gefährlichsten sind die nur etwa einen Millimeter großen Nymphen, da ihr Stich meist nicht auffällt und sie in großer Zahl auftreten. Experten raten daher, nach jedem Aufenthalt im Grünen den Körper gründlich nach Zecken – auch den ganz kleinen – abzusuchen und diese so rasch wie möglich zu entfernen.
Dabei sind nicht die Zecken an sich gefährlich, sondern die Krankheitserreger, die sie mitunter in sich trägt.
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Aber weshalb ist ein Zeckenstich potenziell gefährlich? Was bedeutet FSME und was ist Borreliose? Wie kann man einer Erkrankung vorbeugen?
Auch wenn die FSME-Impfung als Schutzmaßnahme in Österreich den meisten bekannt ist, fehlt es doch immer wieder an Detailwissen, wie zum Beispiel über die genaue Übertragung, Auffrischungsimpfungen und sonstige Vorsichtsmaßnahmen.
Um Abhilfe zu schaffen, hat der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) dazu eine Reihe von Informationen inklusive eines Aufklärungsinterviews mit dem Science Buster Martin Moder zusammengestellt. Er erklärt in dem Kurzvideo auch wie die Grundimmunisierung funktioniert, ab wann sie schützt und wie oft eine Auffrischungsimpfung nötig ist.
Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung
Zecken sind in Österreich in allen Bundesländern beheimatet. Bei warmen Wetter – zumeist ab April/Mai – verstärken sie ihre Aktivitäten. Dementsprechend steigt das Risiko eines Zeckenstiches in dieser Zeit, da viele Menschen im Freien unterwegs und sind in Kontakt mit Zecken kommen können, die wie erwähnt bei Wärme aktiv werden.
Hat der Wald ein sogenanntes Mastjahr hinter sich – das bedeutet, dass er aufgrund von Hitzestress stärker blüht – dann folgt üblicherweise zwei Jahre später ein extrem starkes Zeckenjahr. Damit steigt in diesen Jahren beim Aufenthalt im Freien auch die Gefahr von Zeckenbissen und in weiterer Folge die Infektion durch von Zecken verursachten Erkrankungen.
Die schwerwiegendste von Zecken übertragene Krankheit ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Diese wird durch das FSME-Virus, das sich im Speichel mancher Zecken befindet, ausgelöst und führt zu einer Gehirnentzündung (Enzephalitis). Antibiotika wirken in diesem Fall nicht, da es sich um virale Erreger handelt.
Es gibt allerdings eine seit Jahrzehnten bewährte Schutzimpfung, die das Risiko in den Endemiegebieten vorsorglich minimiert.
Weit häufiger sind nach einem Zeckenstich allerdings Borreliose-Fälle, da rund ein Drittel aller Zecken den bakteriellen Erreger in sich trägt.
Was tun bei FSME, was bei Borreliose?
Typische Symptome einer FSME Erkrankung sind zuerst grippeartige Beschwerden wie Fieber, Kopfweh und Gelenkschmerzen. Diese verschwinden nach wenigen Tagen wieder. Doch bei etwa 5 bis 15 Prozent der Patienten kommt es nach einem beschwerdefreien Intervall zu einer zweiten Krankheitsphase mit Befall des zentralen Nervensystems. Bei schweren Verläufen können Lähmungen der Arme, Beine oder der Gesichtsnerven auftreten und zu bleibenden Behinderungen führen.
Allerdings kann man sich mit einer Impfung gegen eine Infektion schützen. In Österreich liegt die Durchimpfungsrate bei 60 Prozent – eine im internationalen Vergleich durchaus hohe Zah, wie auch die Virologin Judith Aberle von der MedUni Wien im ORF-Interview festhält. Aus diesem Grund gibt es in Österreich nun deutlich weniger FSME-Fälle als früher.
Für Personen, die jünger als sechzig Jahre alt sind, wird die Auffrischungsimpfung alle fünf Jahre empfohlen, ältere Personen sollten den Impfschutz alle drei Jahre nach dem Erststich auffrischen.
Wer unsicher ist, kann auch mittels Titerkontrolle feststellen ob eine Auffrischungsimpfung tatsächlich schon notwendig ist. Diese Untersuchung gibt Aufschluss, ob man noch ausreichend FSME-Antikörper im Blut hat oder nicht.
Zur Einschätzung des Risikos und der Häufigkeiten von Erkrankungen: Statistisch gesehen erkranken in Österreich etwa 33 Prozent der Infizierten, womit etwa jeder 100. bis 300. Zeckenstich tatsächlich zu einer Infektion führt. 2020 wurden in Österreich 219 Fälle von FSME-Erkrankungen registriert, 2021 waren es 128 Fälle.
Bei Borreliose (konkret: Lyme-Borreliose) wiederum können Nerven- und Gelenksinfektionen mit schweren Langzeitfolgen auftreten. Gegen diese Infektionskrankheit gibt es keine Impfung, allerdings machen Antibiotika (zumeist Doxycyclin oder Amoxicillin) den Erreger der Borreliose unschädlich.
Die Lyme-Borreliose spricht in der Regel gut auf die Behandlung an und heilt in den meisten Fällen vollständig aus. Schwere Verläufe sind eher selten. Allerdings ist es wichtig, dass die vom Arzt verschrieben Antibiotika bis zum Ende eingenommen werden um die Borrelien sicher unschädlich zu machen.
Weltweit über 800 Zeckenarten
Es gibt weltweit über 800 Zeckenarten, in Österreich sind mittlerweile 18 Arten heimisch. Dabei können prinzipiell alle Zecken-Arten FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borreliose übertragen.
Bei uns wird FSME hauptsächlich vom „Gemeinen Holzbock“ übertragen wird, dessen Weibchen das etwa 100- bis 200-Fache ihres Gewichtes an Blut aufnehmen können?
Was man sich als Mensch auch nur schwer vorstellen kann: Nach nur einer Mahlzeit kann eine Zecke bis zu zwei Jahre ohne weitere Nahrung überleben.
2018 wurden in Österreich und Deutschland erstmals Tropische Riesenzecken (Hyalomma-Arten) gefunden wurden, die es bei uns normalerweise nicht gibt. Sie kommen üblicherweise in tropischen und subtropischen Gebieten vor und können das Krim-Kongo-Hämorrhagische Fieber und das Zeckenfleckfieber (Rickettsiose) übertragen.
Die vollgesogenen Nymphen dieser Zecken werden wahrscheinlich im Frühjahr mit den Zugvögeln aus dem Süden zu uns gebracht.
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Quellen:
¹ FSME: so funktioniert die Impfung (Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller; PDF)
² Borreliose | Krankheitslexikon (gesund.co.at)
Linktipps
– FSME – ab wann wird die Krankheit übertragen?
– Was Sie über Lyme-Borreliose wissen müssen
– Impfpläne in Österreich