Was ist Psoriasis oder Schuppenflechte?
Der Ausschlag taucht in Schüben und überwiegend an Ellenbogen, Knien und der Kopfhaut auf. Die Rede ist von Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt: Eine chronische, entzündliche Hauterkrankung.
Da es sich dabei um eine Systemerkrankung handelt, können mehrere Organe gleichzeitig betroffen sein. Weltweit leiden 125 Millionen Menschen daran.
Was ist Psoriasis – Experten im Interview
- Video: Experteninterview
- Eine Überreaktion des Immunsystems
- Experteninterview zum Thema Psoriasis
- Linktipps
Wir haben die Experten Univ. Doz. Dr. Paul Sator, Leiter der Ambulanz für Psoriasis am Krankenhaus Hietzing, Univ. Prof. Dr. Franz Trautinger, Leiter der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten am LK St. Pölten und Univ. Prof. Dr. Adrian Tanew, Leiter der Psoriasis-Ambulanz am Wiener AKH zu den Ursachen und Auswirkungen der Systemerkrankung Psoriasis befragt.
Video: Psoriasis-Experten im Interview
Weitere Filme finden Sie unter www.vielgesundheit.at |
Eine Überreaktion des Immunsystems
Leidet man an Psoriasis, entstehen sichtbare, juckende bis schmerzende, weißschuppende Bereiche auf der Haut. Aufgrund einer Fehlsteuerung, schüttet das Immunsystem des Körpers dabei in den äußeren Hautschichten übermäßig viele Enzündungsfaktoren („Zytokine“) aus. Unter Anderem können Nikotin, Alkohol und ein übermäßiger Einsatz von Antibiotika die Symptome der Psoriasis verstärken. Trotz einer Vielzahl an Behandlungsmethoden ist eine vollständige Heilung der Autoimmunerkrankung nicht möglich.
Über Hintergründe und Folgen von Psoriasis sprechen Univ. Doz. Dr. Paul Sator, Facharzt für Haut– und Geschlechtskrankheiten im Krankenhaus Hietzing, Univ. Prof. Dr. Franz Trautinger, Leiter der Abteilung für Haut– und Geschlechtskrankheiten im LKH NÖ/St. Pölten und Univ. Prof. Dr. Adrian Tanew, Leiter der Psoriasis–Ambulanz an der Medizinischen Universität Wien, AKH Wien. Außerdem kommt die Patientin Denise Lenz zu Wort.
Experten im Interview mit Dr. Paul Sator, Univ. Prof. Dr. Franz Trautinger und Univ. Prof. Dr. Adrian Tanew
Dr. Sator: Die Psoriasis ist eine entzündliche Erkrankung. Wir wissen heutzutage, dass es eine Systemerkrankung und eine Autoimmunerkrankung ist. Autoimmun bedeutet, dass der Körper sich selber angreift weil er sich selber als fremd erkennt. Sie gehört in den Formenkreis der entzündlichen Erkrankungen. Da haben wir drei Organe, die grob gesprochen betroffen sein können: Das Eine ist die Haut, dabei handelt es sich dann um die Psoriasis oder Schuppenflechte. Im zweiten Bereich, den Gelenken, spricht man von Arthritis. Der Dritte, der bei entzündlichen Erkrankungen betroffen sein kann, ist der Verdauungstrakt.
Anmerkung: Die Erkrankung verläuft nicht immer geradlinig. Der Ausschlag kann in unterschiedlichen Lebensphasen und unterschiedlichen Stärkegraden auftreten. Die Ursachen für das Entstehen für Psoriasis sind nicht zur Gänze geklärt. Heute weiß man, dass der Typ–1–Psoriasis eine genetische Veranlagung zugrunde liegt.
Dr. Trautinger: Die Schuppenflechte ist eine veranlagungsbedingte Erkrankung, das heißt die Veranlagung Schuppenflechte zu bekommen, ist jedem Menschen angeboren. Die Schuppenflechte hat keinerlei Ansteckungsgefahr, das heißt es ist nicht möglich, sie von einem Menschen auf den anderen zu übertragen. Allerdings wissen wir, dass es bestimmte familiäre Häufungen gibt. Das heißt, wenn jemand in der Familie Schuppenflechte hat, ist das Risiko sie auch zu bekommen für andere Familienmitglieder etwas höher. Es gibt aber keinen strengen Erbgang, das heißt, Eltern mit Schuppenflechte müssen nicht unbedingt befürchten, dass ihre Kinder sie auch bekommen.
Dr. Tanew: Es ist sicherlich ein gewisser genetischer Hintergrund da. Wir haben bei betroffenen Patienten eine familiäre Häufung, aber es kommen da noch zusätzliche, auslösende Faktoren in der Regel dazu. Das können Infektionen, Medikamente, Stress oder Lifestylefaktoren sein. Und diese Faktoren bedingen es, dass zu einem Zeitpunkt X die Krankheit ausbrechen kann.
Anmerkung: Die Psoriasis kann die Lebensqualität der Patienten enorm einschränken, vor allem für Jugendliche, die oft dem Spott anderer ausgesetzt sind, ist die Erkrankung ein enormer Einschnitt
Dr. Trautinger: Die Einschränkung bei sportlicher Betätigung ist am ehesten durch die soziale Stigmatisierung bedingt. Die Patienten haben Bedenken in Schwimmbäder zu gehen, werden manches Mal aus Schwimmbädern weggewiesen, haben Bedenken sich in Umkleideräumen vor anderen Menschen auszuziehen. Hier bestehen die hauptsächlichen Einschränkungen.
Fr. Lenz: Es war so, dass ich mich einschränken ließ, aber ich habe dann doch alles gemacht, weil ich irgendwann nach kurzer Zeit festgestellt habe, es hilft nichts. Ich kann es nicht ändern und ich muss mich damit abfinden. Und es war mir eben zu blöd, dass ich zu Hause geblieben bin, wenn die Freunde schwimmen gegangen sind.
Anmerkung: Neben den medikamentösen Behandlungsmethoden, empfiehlt es ich über Hautpflege und Ernährung der Psoriasis entgegenzuwirken. Zusätzlich sind oft psychologische Maßnahmen notwendig.
Linktipps
– Vorteilhafte Wirkung von Avocado bei Schuppenflechte
– Trockene Haut – was kann ich tun?
– Die spezielle Wirkung von Manukahonig
– Fango und Heilerde
– Psoriasis: Risiken & Auslöser (psoriasis-hilfe.at)