Alzheimer und Co. lassen sich bremsen
Gegen Demenzerkrankungen, von denen Alzheimer im Moment die am meisten bekannte und verbreitete ist, gibt es keine Medikamente, um sie zu heilen. Neuesten Studien zufolge ist es jedoch möglich, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Um den geistigen Verfall, vor dem sich die meisten fürchten, aufzuhalten, bedarf es demnach nur ein paar Änderungen im Lebensstil.
In einer finnisch-schwedischen Studie, an der 1200 Senioren zwischen 60 und 77 Jahren teilnahmen, wurde der Einfluss von ausgewogener Ernährungsweise, genügend Bewegung und geistiger Trainingseinheiten auf das Demenzrisiko ausgewertet.
Statistiken und Studien zu Demenzerkrankungen
Einige Statistiken ergaben in den letzten Jahren recht deutlich einen Zusammenhang zwischen Faktoren des Lebensstils und dem Risiko, an Demenz zu erkranken. Diese Statistiken können jedoch nur rückwirkend aus den Lebensumständen auf die darauffolgenden Wirkungen schließen. Aufschlussreicher sind Untersuchungen, wie sie seit 2009 von Ärzten in Finnland und Schweden durchgeführt werden. Dabei kontrollierte man die Auswirkungen einer aktiven Umstellung des Lebensstiles auf das Demenzrisiko. Schon nach nur 2 Jahren zeigten die Untersuchungen effektive Ergebnisse. In der Studie waren 1200 Menschen zwischen 60 und 77 Jahren, die zum Großteil schon an Bluthochdruck, hohen Cholesterinwerten oder Diabetes litten, welche als Risikofaktoren für Demenz gelten. 10% der Probanden hatten schon einen Schlaganfall oder Herzinfarkt hinter sich. Die Zusammenstellung der Probandengruppe repräsentiert somit ein recht reales Bild der Senioren in westlichen Industrieländern.
Verbesserung des Lebensstils in vier Bereichen
Keiner der Probanden litt zu Studienbeginn an Demenz, der geistige Leistungswert war durchschnittlich oder unterdurchschnittlich ausgeprägt. Die eine Studiengruppe erhielt zu Studienbeginn Materialien, durch die sie Informationen zu einem gesunden und ausgewogenen Lebensstil bekam, und zudem nahmen sie an einer Infoveranstaltung teil, die allgemeine Informationen zu Demenzerkrankungen und ihren Ursachen umfasste, sowie eine anschließende Beratung hierzu. Die andere Studiengruppe bekam Anleitung zur Prävention von Demenzerkrankungen. Dies beinhaltete:
- eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit allen wichtigen Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen. Verzicht auf Zucker und ungesunde Fette, stattdessen viel Obst, Gemüse und Lebensmittel, die mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäure enthalten.
- ein Bewegungsprogramm, bei dem mehrmals wöchentlich entweder Ausdauer- oder Kraftsport betrieben wurde.
- ein spezielles Computerprogramm, mit dem die Probanden mehrmals in der Woche 15 Minuten ihre Hirnleistung trainieren konnten.
- die Verringerung von Risiken des Herz-Kreislauf-Systems wie Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten durch eine optimale Anpassung der Medikamenten-Dosis.
Geistige Leistungssteigerung messbar
Nach einem Studienzeitraum von 24 Monaten wurden Vergleiche zum Anfangsstadium aufgestellt. Die Tests hierfür waren von großem Umfang und basierten auf einem standardisierten Verfahren aus dem Bereich der Neuropsychologie. Ganz klar ersichtlich war nach der Auswertung eine Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit, und dies sogar bei den Probanden, die zur Gruppe gehörten, welche lediglich Informationsmaterial und Beratung bekommen hatten, statt einer intensiven Schulung des Lebensstiles.
Die Teilnehmer konnten sich über eine geistige Leistungssteigerung von ca. 10% freuen. In der Gruppe der intensiv geschulten Teilnehmer waren die Ergebnisse sogar noch herausragender, was sich in einem 83% besseren Ergebnis in den Bereichen Impulskontrolle, Aufmerksamkeitssteuerung und strategisches Handeln deutlich machte. Auch die Verarbeitung von zugeführten Informationen war um einiges höher und erreichte nach der Auswertung der Berechnungen einen um 150% gestiegenen Wert verglichen zum Anfangswert. Ganz allgemein war der geistige Abbau in beiden Probandengruppen erheblich verringert worden. Diese Ergebnisse zeigen die Veränderung nach nur zwei Jahren konsequenter Änderung des Lebensstils. Um wie viel kann diese Ergebnis ausfallen, wenn noch mehr Jahre dazwischen liegen?
Vorbeugen statt Leiden
Wenn durch eine scheinbar einfache Änderung des Lebensstils die Symptome von Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen zumindest verzögert oder gestoppt werden können, wäre das ein wichtiger Hinweis für die Behandlung von Senioren. Bei Alzheimer sterben nach und nach immer mehr Gehirnzellen ab, was vom anfänglichen Gedächtnisverlust bis hin zum völligen Verlust der Urteilsfähigkeit und dem Verlieren der Persönlichkeit führt. Wird dieser Prozess schon in den Anfängen erkannt, kann er zumindest in seinem Verlauf verzögert werden. Eine Schulung und geistige Förderung von Senioren in den oben genannten Bereichen, sollte in ihre Behandlung aufgenommen werden.