
Perücken & Zweithaar – Expertentipps nach Diagnose Krebs oder Alopezie
Eine Krebsdiagnose genau wie schwere Alopezie verändert die Lebensumstände eines Menschen sofort und nachhaltig. Die Versorgung mit gut passendem Zweithaar – sei es als Toupets oder Perücken – ist daher etwa während und nach einer Chemotherapie für viele Betroffenen eine zentrale Frage, die möglichst vor Behandlungsbeginn geklärt sein sollte. Doch was macht guten Haarersatz aus? Wir haben eine Expertin befragt.
Perücken & Zweithaar – Experten-Interview
- Expertin im Interview: Worauf achten bei Perücken & Zweithaar
- Spezialisierung für Friseure bei Haar- & Perückenberatung
- Linktipps
Erst die Diagnose Krebs, dann die Chemotherapie und schließlich eine Perücke – dieser Werdegang ist für die Betroffenen ein harter Weg. Die Diagnose Krebs fordert auch Friseure heraus – nicht nur fachtechnisch. Sie müssen in diesem Fall auch Empathie beweisen und sich hunderprozentig auf die individuellen Bedürfnisse Ihrer Kunden einstellen können.
Spezialisten im Zweithaarbereich müssen sich dringenden Fragen stellen: Etwa, was der Besuch eines Perückenstudios für Menschen mit drohendem Haarausfall bedeutet. Wie wird eine sensible und zeitintensive Beratung und Begleitung möglich? Was zeichnet gute Berater für Menschen mit Haarverlust aus? In einem eigenen Perücken-Kompetenzzentrum im zweiten Stock über dem Salon begleitet Peter Gress gemeinsam mit seiner Frau Susanne die Krebspatienten, um rechtzeitig vor Chemo- und Strahlentherapie das Thema Haarersatz anzugehen.
Susanne Gress begleitet Betroffene nicht nur als Zweithaarexpertin rund um das Thema Perücke, sondern auch mit mehr als 30 Jahren Erfahrung im Gesundheitswesen. Wir haben Sie zum Interview gebeten um die wichtigsten Fragen zu Perücken & Zweithaar zu beantworten.
Expertin im Interview: Worauf achten bei Perücken & Zweithaar
gesundheits-guide.at: Frau Gress, seit wann können sich Menschen mit Haarausfall an Sie wenden?
Susanne Gress: Ich kümmere mich bei Gress Friseure inzwischen seit fast 12 Jahren um unsere Kunden und Kundinnen, die von Haarverlust betroffen sind.
gesundheits-guide.at: Was genau ist dabei Ihr Aufgabenschwerpunkt?
Susanne Gress: Ich versorge Chemo-Patienten und Menschen mit Alopezie – also permanentem Haarverlust – mit Haarersatz. Das sind Kunsthaar- und Echthaar-Perücken, sowie Perücken aus Mischfasern (Echt- und Kunsthaar).
gesundheits-guide.at: Wie hat das angefangen, dass Sie sich mit diesem Thema befassen?
Susanne Gress: Triebfeder waren Krebsfälle bei langjährigen Kunden. Jahrzehntelang haben wir diese Menschen in unserem Salon betreut – da war es uns ein Anliegen, sie in Form einer Zweithaar-Dienstleistung auch weiterhin begleiten zu können.
gesundheits-guide.at: Krebs ist ein brisantes Thema – hatten Sie da nie Berührungsängste?
Susanne Gress: Nein. Ich bin seit mehr als 30 Jahren im Gesundheitswesen tätig und habe täglich Kontakt mit Patienten und diversen Krankheitsbildern. Auch in der Familie habe ich einiges an Erfahrung im Umgang mit Krebserkrankungen gesammelt. Hinzu kamen tief berührende Geschichten aus dem Leben unserer Kunden. Da wurde mir klar, dass ich in diesem Bereich helfen kann und will.
gesundheits-guide.at: Was genau umfasst Ihre Qualifikation?
Susanne Gress: Ich bin gelernte Arzthelferin, arbeite seit mehr als 30 Jahren im Gesundheitswesen, davon mehr als 20 Jahre im Klinikbetrieb, bin Zweithaarspezialistin und habe eine zweijährige Ausbildung zur Ayurvedischen Psychologischen Beraterin – mit Zertifizierung – absolviert. Daher bringe ich Teile meines Knowhows aus der Psychologie und Lebenshilfe ebenso ein wie medizinische Grundkenntnisse und Produktkenntnisse bei der Produktberatung.
Spezialisierung für Friseure bei Haar- & Perückenberatung
gesundheits-guide.at: Es braucht also mehr als nur Kenntnisse zum Zweithaar. Warum ist das so?
Susanne Gress: Kunden mit einer Krebsdiagnose sind physisch oft angegriffen oder instabil, sie brauchen eine völlig andere Betreuung als im üblichen Salonalltag. Der Haarersatz ist zwar der Ausgangspunkt und das Endprodukt, tatsächlich aber geht es um einen Menschen in einer schwierigen Situation. Es ist mitunter sehr schwer, mit der Diagnose und deren Folgen umzugehen. Hier möchte ich unterstützen.
gesundheits-guide.at: Was ist also Ihr Ansatz?
Susanne Gress: Mir ist eine ganzheitliche Beratung sehr wichtig, bei der immer der Mensch im Vordergrund steht. Dafür habe ich viel Zeit und Geduld – das erleben Patienten eher selten. Erst einmal ankommen, Vertrauen zueinander finden, intensive Gespräche führen, eine Beziehung aufbauen – das passiert in den sehr persönliche Begegnungen. Ich bin für meine Kunden ganz da.
gesundheits-guide.at: Wie wird Ihre Dienstleistung abgerechnet?
Susanne Gress: Meine Kunden bringen ein Rezept vom behandelnden Arzt mit. Ich berechne die Zuschüsse und den Eigenanteil, kümmere mich um die Abwicklung mit der Krankenkasse und übernehme die ganze Administration rund um die Bestellung.
gesundheits-guide.at: Was bekommen die Kunden außer der Perücke? Worauf sollte geachtet werden?
Susanne Gress: Betroffene sollten auf ein „Rundum-Sorglos-Paket“ achten, bei dem möglichst keine Fragen offen bleiben. Bei uns wird das Zweithaar ausgesucht, bestellt und dann probiert und anschließend, falls notwendig, von unseren Friseuren angepasst. Passendes Shampoo und Pflege, sowie Trockenständer liefern wir gleich mit. Ich gebe Tipps und Ratschläge – nicht nur für den Umgang mit der neuen Haarpracht, sondern insgesamt für die Zeit der Therapie.
gesundheits-guide.at: Und wie verarbeiten Sie die oft schlimmen Schicksale?
Susanne Gress: Ich habe in meiner Ausbildung zur „Ayurvedischen Psychologischen Beraterin“ gelernt mich zu „schützen“ und wahre eine gewisse emotionale Distanz und Professionalität. Die Verbindungen bleiben oft noch lange erhalten, die Kunden schreiben mir Postkarten und Emails. Und ich bin in Gedanken oft bei diesen Menschen…
gesundheits-guide.at: Wie alt sind Ihre Kunden und Kundinnen?
Susanne Gress: Aus allen Generationen, größtenteils sind sie zwischen 45 und 60 Jahren alt – doch manchmal sind auch ganz junge Mädchen dabei. Ihnen allen möchte ich ein neues Strahlen schenken, ein kleines Glück, wenn sie mit neuer Frisur und Glanz in den Augen den Salon verlassen.
gesundheits-guide.at: Ist Anonymität wichtig?
Susanne Gress: Ja bei vielen schon. Es ist ein geschützter Rahmen, in dem ich auf meine Kunden eingehe. Wenn der Kunde will, kann er einen gesonderten Eingang benutzen, um nicht mit den Kunden konfrontiert zu werden, die gerade geschnitten, geföhnt und gestylt werden.
Ich habe ein sehr breites Wissen, was den Ablauf der Chemotherapie angeht, angeeignet, kenne die drängensten Sorgen gerade kurz nach der Diagnose und kann rund um dieses Thema ihnen Ängste nehmen und auch Tipps geben. Ich verfüge über ein großes Netzwerk, welches auch psychologische Hilfe anbietet und die ganze Familie umsorgt werden kann. Das wichtigste Anliegen ist es uns jedoch, dass unsere Kunden sich in der Zeit, in der sie bei uns sind, wohlfühlen.
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Quelle: Interview mit Susanne Gress, Perückenspezialistin bei Bettina und Peter Gress GbR
Rossmarkt 13
73728 Esslingen
Telefon: 0711-35 77 01
Mail: rezeption@gress.de
https://www.gress.de/leistungen/peruecken/
Linktipps
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