Gesund durch den Urlaub
Wer kennt das nicht: da ist man endlich am Urlaubsziel und eigentlich beginnen die stressfreien Tage, auf die man sich seit Monaten gefreut hat, und kaum kommt man zur Ruhe wird man krank.
Dasselbe passiert auch, wenn man es sich nur auf Balkonien oder Terrassien gemütlich machen und die nächsten zwei bis drei Wochen außer Sonne tanken, ausruhen, Grillen und Zeit mit lieben Menschen verbringen will, für die man das ganze Jahr keine Zeit hat.
In der Medizin gibt es für dieses Phänomen einen Namen „Leisure sickness“ oder Freizeit-Krankheit nennt man es, wenn sich bei Urlaubsbeginn Erkrankungen oder Beschwerden wie Fieber, Magen-Darm-Probleme, Erkältungen oder Kopf- und Rückenschmerzen einstellen. Doch gegen dieses Phänomen kann man sich auch gut im Vorfeld wappnen.
Wie kommt es zur Leisure sickness?
Die typischerweise zu Urlaubsbeginn auftretenden Beschwerden wie Infektionen mit entzündeten Atemwegen, Schmerzen in Kopf oder Rücken und Magenbeschwerden mit Übelkeit und Erbrechen, haben meist folgende Ursachen:
- Während des stressigen Alltags, in dem jeder nur funktionieren muss, sei es nun im Job oder Zuhause, bleibt kaum Raum, um kleine Wehwehchen oder auch Symptome, die auf eine schleichende Krankheit hinweisen, zu bemerken. Man ist so sehr mit seinen Aufgaben beschäftigt oder muss Anforderungen erfüllen, dass man körperliche Symptome entweder gar nicht erst bemerkt oder gekonnt ausblendet, da man sowieso „keine Zeit hat, krank zu werden“. Doch wenn der Körper und auch der Geist im Urlaub endlich einmal herunterfahren und der Stress sich legt und Entspannung sich einstellen sollte, spürt man plötzlich die Anzeichen, die man vorher so gut ignoriert hatte. Die Wahrnehmung ist im Urlaub eine andere als im stressigen Alltag.
- Dazu kommt, dass der Körper durch Stresshormone, die wir ständig auf hohem Level im Organismus haben, wenn wir unter Druck stehen, weniger Schmerzen spürt. Dies ist von Natur aus so angelegt, dass Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol unseren Schmerzlevel anheben. In Zeiten der Entspannung sinkt der Spiegel der Stresshormone im Körper und Beschwerden werden deutlicher spürbar, auch wenn sie vorher schon unbemerkt da waren. Die biochemischen Vorgänge verändern sich im Körper, wenn Hormone und Botenstoffe sich anders zusammensetzen.
- Ein weiterer Faktor für erhöhte Infektanfälligkeit während des Urlaubs ist das Zusammentreffen mit vielen Menschen. Sei es im Bus, im Flugzeug oder im Zug während der Reise, oder auch, da wir im Urlaub öfter Veranstaltungen aufsuchen oder an Baggerseen, in Schwimmbädern oder in Biergärten unsere Zeit verbringen.
Wer ist von der Freizeit-Krankheit betroffen?
Vor allem Menschen, die aufgrund ihrer Anforderungen im Berufs- oder Alltagsleben einem großen Druck ausgesetzt sind und ständig „funktionieren“ müssen, laufen Gefahr, im Urlaub die Freizeit-Krankheit zu bekommen.
Lange Arbeitszeiten, wenig Freizeit oder auch Tätigkeiten, in denen man mit kranken Menschen zu tun hat und immer stark sein und seine eigenen Bedürfnisse zurückstecken muss, sind ein idealer Faktor, um im Urlaub, wenn alle Belastung abfällt, selbst krank zu werden. Ähnlich geht es Menschen, die ständig perfektionistisch sind und ihren Kopf nicht abschalten können oder Workaholics, denen ohne Aufgabe etwas fehlt.
Gerade bei diesen Menschen ist der Unterschied zwischen Alltag und Urlaubsentspannung sehr krass, da sie von 150 Prozent plötzlich weit absinken. Das hat direkte Auswirkungen auf die Biochemie im Körper, wo sich, wie oben beschrieben, die Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol plötzlich im Ungleichgewicht befinden und sich neu sortieren müssen. Eine höhere Infektanfälligkeit und Schwächegefühle sind dabei eine ganz normale Reaktion des Körpers, der vor dem Urlaub ständig unter Strom stand.
Kann man der Freizeit-Krankheit vorbeugen?
Da die Zusammensetzung der Stresshormone im Körper und deren plötzliches Absinken im Urlaub einer der Gründe für die Freizeit-Krankheit sein können, wird empfohlen, schon vor dem Urlaub im Job und Alltag seine Energien etwas zu kanalisieren und alles etwas langsamer anzugehen, sodass der Unterschied zwischen Stress und Entspannung im Urlaub nicht so stark ist, wie oben beschrieben.
Sich eine bewusste Ruhephase zwischen den stressigen Zeiten zu nehmen, um den Körper an Entspannung zu gewöhnen, kann durch einfache Methoden erreicht werden.
Manche Menschen können ohne große Probleme auf den Ruhe-Modus schalten, andren mag das etwas schwerer fallen. Dafür gibt es jedoch einfache Möglichkeiten, wie ein langer Spaziergang am Abend, eine wohltuende Massage oder Entspannungsübungen wie Yoga, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, sowie bestimmte Atmungsübungen oder Autogenes Training. Eine simple aber effektive Methode ist zudem der Ausschaltknopf am Smartphone oder Laptop. So ist man für niemanden erreichbar und kann zur Ruhe kommen.
Nicht alle Symptome sind harmlose Zeichen für Leisure Sickness
Treten schlimmere Symptome auf, die sich auch nach den ersten Urlaubstagen nicht legen, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Nicht alle Beschwerden haben nur harmlose Hintergründe. Vor allem bei Auslandsreisen besteht doch auch immer eine Gefahr für schwerwiegende Krankheiten wie Malaria, Typhus oder Cholera. Doch auch verunreinigte Speisen und Getränke können Durchfallerkrankungen hervorrufen, die besser im Krankenhaus behandelt werden sollten.