
Die moderne Gendiagnostik
Was vor gut 50 Jahren mit der Entdeckung der DNA-Baupläne durch Francis Crick und James Watson begann, hat sich inzwischen zu einer großen Bandbreite von Möglichkeiten entwickelt. Was heutzutage anhand der Auswertung von DNA-Mustern jedes Lebewesens möglich ist, übersteigt alle damaligen Vermutungen, und trotz des Fortschritts sind längst noch nicht alle Geheimnisse der komplexen Baupläne entschlüsselt.
Doch jeder medizinische Fortschritt birgt neben der Begeisterung eine ebenso große Portion an Angst davor, was die Erkenntnisse für negative Folgen haben können.
Was kann durch Gentechnologie erreicht werden?
Der Wissenschaftszweig der Gentechnologie befasst sich ausschließlich mit der Analyse und Manipulation des Erbgutes von Lebewesen (DNA). Dadurch haben sich folgende Möglichkeiten ergeben:
- anhand des DNA-Musters können Personen identifiziert werden
- die Analyse von DNA-Mustern zeigt krankhaft veränderte Gene auf
- die Analyse der Oberflächenstruktur von infizierten Partikeln hilft dabei, Krankheiten zu diagnostizieren oder Impfstoffe gegen bestimmte Erreger zu entwickeln
- Gene können auf fremde Organismen übertragen werden, um Präparate zu Therapiezwecken herzustellen
- Pflanzen werden genmanipuliert, um ihre Widerstandskraft zu stärken oder ihren Ertrag zu vermehren
Die Angst der Bevölkerung vor negativen Folgen der Gentechnologie
Nach anfänglicher Begeisterung über die vielfältigen Möglichkeiten, die sich durch Analyse und Manipulation von DNA ergeben, breitet sich bei der Mehrheit der Bevölkerung eher eine Angst davor aus, was mit diesen wissenschaftlichen Forschungen erreicht werden kann. Die Grenze von Ethik und Moral kann diesbezüglich sehr schnell überschritten werden, zumal es oft noch keine Gesetze gibt, um die Entwicklung bzw. Anwendung zu stoppen.
Auch sind die vorherrschenden Gesetze nicht in allen Ländern gleich, sodass Forschungen, die in einem Land verboten sind, einfach in einem anderen Land weitergeführt werden.
Die positiven Errungenschaften der Gentechnologie
Die Gentechnologie erreichte in der Vergangenheit, vor allem in den Bereichen der Gendiagnostik und Gentherapie, einen sehr hohen Standard, den vor allem Patienten mit bestimmten Krankheiten sicher nicht mehr missen möchten. Durch gentechnisch hergestellte Medikamente ist es inzwischen möglich, Diabetikern ein Insulin zu verabreichen, das nicht mehr allergieauslösend ist. Zuvor wurde Insulin von Schweinen oder Rindern gewonnen, welches bei vielen Diabetikern zu starken Allergiesymptomen führte.
Was bedeutet Gendiagnostik?
In der Gendiagnostik werden die Gene (DNS= Desoxyribonukleinsäure bzw. in Englisch DNA= deoxyribonucleic acid) in bestimmten Verfahren analysiert, um ihre strukturelle und funktionelle Beschaffenheit, sowie ihre Biosynthese zu erkennen. Dadurch können in der Wissenschaft oder der Diagnose viele Dinge abgeleitet werden, um Nutzen daraus zu ziehen. Bei der Genom-Analyse werden die spezifischen genetischen Informationen jeder Spezies(Mensch, Tier und Pflanze) aufgedeckt sowie von Pilzen, Viren oder Bakterien. Das Ziel ist es, Krankheiten, die genetisch bedingt sind, zu erforschen, diagnostizieren, analysieren und im besten Fall dann vorzubeugen.
Wenn festgestellt werden kann, wo auf der DNA die Zuständigkeit für gewisse Krankheiten liegt, können sowohl im Bereich Therapie als auch im Präventionsbereich neue Wege eingeschlagen werden.
Gendiagnostik im Alltag
Während einer Schwangerschaft können Gentests eine eventuelle Behinderung oder Fehlbildung des Embryos schon vor der Geburt feststellen, so dass gleich nach der Geburt die nötigen medizinischen Vorkehrungen getroffen werden können. In der Kriminologie dient die Gendiagnostik der Identitätsfeststellung des Opfers oder Täters. Und um den Vater eines Kindes eindeutig festzustellen bietet die Gendiagnostik die Möglichkeit des Vaterschaftstests, der zu 99,999% die richtige Auskunft gibt.
Die Eindeutigkeit der Identifizierung
Die DNA, welche auch oft „der genetische Fingerabdruck“ genannt wird, zeigt auf bestimmten Regionen unverwechselbare Eigenschaften, die nur bei einem Menschen vorkommen. Einzige Ausnahme sind dabei eineiige Zwillinge, deren Erbgut gleich ist. Um diese DNA-Muster zu bestimmen, reicht prinzipiell eine einzige Zelle aus Blut, Speichel, Sperma oder Haaren, da die DNA in allen Zellen des Körpers gleich ist. Zur Identifizierung einer Person werden 12 – 16 Genorte des Erbgutes mit den Daten einer Datenbank verglichen, um eine statistische Übereinstimmung zu bekommen. Bei dieser Art der DNA-Analyse wird nur die Identität festgestellt, ohne weitere Angaben wie Geschlecht oder Hautfarbe zu analysieren.
Kritische Argumente gegen die Gendiagnostik
Mit Informationen über genetische Analysen muss sensibel umgegangen werden. Viele Menschen befürchten einen Nachteil bei der Jobsuche oder bei Beiträgen der Krankenversicherung, wenn diese Daten publik gemacht werden.
Einer der größten Kritikpunkte ist die vorgeburtliche Gendiagnostik, bei der genetische Defekte des Embryos analysiert werden. Dies ergibt viele Fragen zu Akzeptanz und Verhalten gegenüber Behinderungen und Krankheiten. Genauso kritisch wird die Präimplantationsdiagnostik (PID) diskutiert, bei der einem, durch künstliche Befruchtung erzeugten, Embryo VOR der Einpflanzung in die Gebärmutter Zellen entnommen werden, die auf das Vorliegen bestimmter Krankheiten oder Chromosomenstörungen getestet werden.