Vorsicht bei Einnahme Psychopharmaka und Alkohol
Psychopharmaka sind verschreibungspflichtige Medikamente, welche einige Vorgänge im Gehirn beeinflussen können. Aufgrund möglicher Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und Wechselwirkungen sind Präparate dieser Medikamentengruppe nicht ohne ärztliche Empfehlung einzunehmen. Unabhängig vom rezeptpflichtigen Arzneimittel dieser Art ist es von großer Bedeutung, vor allem auf gefährliche Wechselwirkungen zwischen Alkohol (Ethanol) und Antidepressiva, Neuroleptika, Hypnotika, Psychostimulanzien, ADHD-Therapeutika, Tranquilizer oder Suchttherapeutika zu achten. Erfahren Sie hier, warum Psychopharmaka und Alkohol niemals kombiniert werden sollten.
Alkohol hemmt den Abbau von Psychopharmaka
Alle Arzneimittel dienen zur Behandlung von bestimmten Erkrankungen. Psychopharmaka dienen beispielsweise der Therapie von Depressionen, Suchterkrankungen oder anderen psychisch verursachten Krankheitsbildern. Neben der erwünschten Wirkung können ebenso unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Letzteres ist jedoch nur bis zu jenem Zeitpunkt möglich, bis die einzunehmende Substanz inklusive seiner Bestandteile in unschädliche Elemente aufgespalten wird. Im Anschluss daran erfolgt die Ausscheidung zur Bereinigung des Organismus.
Dieser Vorgang ist in der Medizin unter Metabolisierung (Stoffwechselvorgang) bekannt und findet vorrangig in der Leber statt. Je mehr Zeit ein solcher Vorgang in Anspruch nimmt, umso länger dauern mögliche Nebenwirkungen an. An dieser Stelle lässt sich der problematische Konsum von Alkohol in dieser Zeit verorten. Schließlich gilt dieser als zusätzliche Substanz im Blutkreislauf, welche ebenso von der Leber abgebaut werden muss. Da diese jedoch mit zwei verschiedenen Stoffen gleichzeitig beschäftigt ist, werden die eingenommenen Psychopharmaka, aber auch der Alkohol bedeutend langsamer abgebaut. Folglich hält die Wirkung beider Substanzen länger an und verursacht im Extremfall Vergiftungserscheinungen.
Zudem ist die ungünstige Kombination von Psychopharmaka mit Alkohol nicht nur auf den verlangsamten Abbau von beteiligten Wirkstoffen zurückzuführen. Vielmehr kann es ebenso geschehen, dass ein bestimmtes Enzym (Aldehydrogenase) in seiner eigentlichen Funktion stark beeinträchtigt wird. Dies ist insofern bedenklich, als dass es für den Abbau von Alkohol verantwortlich ist.
Beim Abbau von Alkohol entsteht eine giftige Substanz namens Acetaldehyd (ADH). Wird diese durch das verantwortliche Enzym nicht schnellstmöglich abgebaut, kommt es zu einer Flush Reaktion. Betroffene leiden bereits beim Genuss von geringen Mengen an Alkohol unter Übelkeit, ihr Gesicht färbt sich rot, das Herz beginnt zu rasen und die Patienten beginnen stark zu schwitzen.
Alkohol vermindert Funktionstüchtigkeit der Leber
Nehmen Patienten, die unter chronischem Alkoholkonsum leiden beziehungsweise sich häufig betrinken, Psychopharmaka in Kombination mit Alkohol ein, kommen weitere mögliche Folgewirkungen zustande.
Der häufige Genuss von Alkohol verändert die Zusammensetzung der in der Leber enthaltenen Enzyme. Vorrangig betrifft dies das Enzym CYP21E, welches nicht nur für den Abbau von alkoholischen Substanzen, sondern vielmehr auf für den bestimmter Medikamente zuständig ist. In diesem Fall liegt CYP21E jedoch in einer derartig hohen Konzentration vor, dass es die Substanzen aus Psychopharmaka als auch Alkohol vorrangig in die Leber schädigende Moleküle umwandelt. Ab einem gewissen Grad trägt sie starke Folgewirkungen davon.
Antidepressiva, Beruhigungsmittel und Alkohol
Der ungünstige Einfluss von Psychopharmaka und Alkohol macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn beide Substanzen ähnliche Wirkungsweisen aufzeigen. So besitzt Alkohol beispielsweise eine das zentrale Nervensystem dämpfende Wirkung. Ähnlich ist dies auch bei Beruhigungs-, Schlafmittel, Neuroleptika oder Antidepressiva. Werden diese Medikamente mit alkoholischen Getränken kombiniert, kann es sein, dass sich beide Substanzen in Bezug auf ihrer Wirkungsweise verstärken. In akuten Fällen kann es hierbei zu Herz- beziehungsweise Atemstillstand kommen.
Bereits geringste Mengen von Alkohol können ein leichtes Gefühl von Benommenheit verursachen, diese ebenso wie Psychopharmaka die Blut-Hirn-Schranke überschreiten können und das Gehirn ungünstig beeinflussen. Vereinzelt treten zudem Müdigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und/oder Schwindel auf. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass dies vorrangig auf Medikamente zutrifft, die Chloraldehyd enthalten. Es ist wichtig, dass Patienten in diesem Fall unbedingt auf die Führung von Fahrzeugen und Maschinen verzichten. Dies gilt ebenso für den weiteren Alkoholgenuss.
Nicht zu unterschätzen sind ähnliche Wirkungsweise bei nicht rezeptpflichtigen Arzneimitteln und Alkohol.
Prognose von Alkohol in Kombination mit Psychopharmaka
Die gleichzeitige Anwendung von Psychopharmaka und Alkohol kann verschiedene Konsequenzen mit sich bringen. Experten beschreiben, dass geringe Mengen an Alkohol diesbezüglich eine oftmals günstige Prognose ermöglichen. Gleichzeitig gilt zu beachten, dass dies stark von den eingenommenen Psychopharmaka abhängig ist. So verursachen einzelne Arten dieser starke Nebenwirkungen, die zum Teil einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen können. In diesem Fall ist eine ungünstige Prognose zu beschreiben. In jedem Fall sollte hierbei unbedingt ein Arzte konsultiert werden, wenn nicht gewohnte Symptome aufgrund von Alkoholkonsum auftreten.
Forscher fordern differenzierte Patienteninformationen
Grundsätzlich treffen oben aufgeführte Nachteile von Alkohol auf einen beachtlichen Großteil alle Psychopharmaka zu. Dennoch fordern Wissenschaftler Ärzte und Apotheker immer wieder auf, ihre Patienten differenziert zu beraten. So scheint beispielsweise ein vorrangiges Verbot von Alkoholkonsum bei Behandlungen mit Psychopharmaka nicht zu zielführend zu sein. Einerseits kann oftmals ein Blick in mögliche Kontraindikationen, als in der Packungsbeilage vermerkte Gegenanzeigen der jeweiligen Psychopharmaka Klarheit schaffen. So gibt es jene Produkte, die in keinem Fall mit Alkohol zu kombinieren sind. Bei anderen wiederum wirken ausschließlich große Alkoholmengen schädlich. Infolge dessen ist beispielsweise ein geringer Alkoholkonsum gestattet. Je nach Krankheitsbild ist hierbei seitens der betreuenden Fachkraft weiter zu differenzieren.
Darüber hinaus darf auch die ursprüngliche Erkrankung als Grund für eine Verordnung von Psychopharmaka nicht außer Acht gelassen werden. Handelt es sich beispielsweise um ein akutes Schockereignis (Trauma), so werden Psychopharmaka oftmals nur zeitlich begrenzt verabreicht. Aufgrund der Belastung des Ereignisses sollte hierbei beispielsweise neben einem möglichen Alkoholverbot eine begleitende nicht medikamentöse Therapieform gewählt werden, damit sich das mögliche Bedürfnis nach Alkohol gar nicht erst einstellt. Nicht zu vergessen sind darüber hinaus jene Personen, die auf die lebenslängliche Einnahme von Psychopharmaka angewiesen sind.
Nicht selten werden sie in sozialen Kontexten Alkohol angeboten bekommen. Sollte dieser überhaupt nicht mit dem eingenommen Mittel verträglich sein, müssen im Sinne der ärztlichen Verantwortung adäquate Schutzmechanismen trainiert werden, die ein selbstbewusstes Ablehnen von Alkohol bei der oftmals nicht offiziell erwähnten Anwendung von Psychopharmaka ermöglichen. Vor dem Hintergrund einer in Österreich zunehmenden Anzahl von Psychopharmakaverordnungen, sollten genau diese Punkte verstärkt in die Aufmerksamkeit von medizinischem und therapeutischem Fachpersonal rücken. Lesen Sie hier, warum immer mehr Österreicher Psychopharmaka einnehmen.