Bulimie
Bulimie ist eine Ess-Brech-Sucht (lateinisch bulimia nervosa) und gehört in die Gruppe der Essstörungen. Bekannt in dieser Gruppe sind auch die Magersucht (anorexia nervosa) und seit den letzten Jahren das binge-eating (immer wiederkehrende Fressattacken). Ein Bulimiker nimmt in Fressanfällen eine große Menge Nahrung zu sich, die er normalerweise direkt nach den Mahlzeiten wieder erbricht. Meist wird das Erbrechen dabei erzwungenermaßen herbeigeführt. Bulimie-Kranke entwickeln in vielen Fällen in der Folge eine Magersuchts-Erkrankung, oder aber aus einer Magersucht ergibt sich eine Bulimie. Patienten können aber auch Phasen beider Krankheiten abwechselnd ausleben. Bulimie führt im Gegensatz zur Magersucht nicht zwangsläufig zu heftigem Gewichtsverlust, manche Bulimiker haben eine ganz normale Figur, ihnen ist ihre Krankheit von außen nicht auf den ersten Blick anzusehen.
Bulimie – eine Erkrankung der Psyche
Bei der Bulimie handelt es sich, wie bei den meisten Essstörungen, um eine schwere Erkrankung der Psyche, der zumeist Mädchen und junge Frauen zugehören. Die Rate der betroffenen Jungen stieg jedoch in den letzten Jahren ebenso an. Bei Essstörungen ist eine Langzeittherapie nötig. Oft sind bestimmte Berufsgruppen oder Sportler betroffen, für die ein schlanker Körper vermeintlich wichtig ist, wie Models, Tänzer und Jockeys.
Symptome der Bulimie
Den Anfang der Essstörung Bulimie entwickeln die meisten Patienten im Zeitraum zwischen vierzehn und neunzehn. Sie verändern ihr Verhalten und es zeigen sich Störungen der Psyche und in der Folge der Krankheit auch der körperlichen Gesundheit. Der Großteil der Betroffenen ist älter als 19. Laut Bulimie-Studien sind Kinder unter 14 Jahren am seltensten betroffen.
Erkennbares Verhalten von Bulimie-Kranken
Die wörtliche Übersetzung der Bulimie, also Ess-Brech-Sucht, zeigt sehr deutlich, wie dieses Krankheitsbild einhergeht. Der Patient verfällt in Fressattacken, die täglich, wöchentlich oder monatlich auftreten können. Er führt sich dabei unkontrolliert große Nahrungsmengen zu, da sich in den Zeiten vor den Attacken eine unerträgliche Spannung aufgebaut hat, der er in seinem Fressanfall nachgeben muss. Kaum ist der Anfall vorbei, der selten bewusst gestoppt werden kann, wird der Patient von Gefühlen wie Ekel vor sich selbst, Scham vor den Mitmenschen, Wut über den eigenen Kontrollverlust sowie der Angst vor Gewichtszunahme übermannt, da bei solch einem Fressanfall nicht selten über 10.000 Kilokalorien zugeführt werden, was ihn dazu führt, das Gegessenen sofort wieder zu erbrechen. Das Erbrechen wird meist bewusst herbeigeführt, die Patienten entwickeln besondere Methoden, um sich besonders schnell oder auch leise erbrechen zu können. Viele Patienten gehen außerdem dazu über, exzessiv Sport zu treiben, um abzunehmen, oder durch Abführ- und Entwässerungsmittel den Körper wieder vom unnötigen Ballast zu befreien.
Psychische Symptome der Bulimie-Kranken
Bulimie ist eine Sucht, der der betroffene scheinbar ausgeliefert ist. Der Kontrollverlust, der während der Fressattacken stattfindet, löst im Patienten große Scham- und Ekelgefühle aus. Ebenso kommt die Angst, diese Anfälle niemals unter Kontrolle zu bekommen. Daraufhin folgen Phasen von absoluter Disziplin, in denen der Patient sich oft genau an Pläne hält, die er sich selbst vorschreibt, um wieder Kontrolle über seinen Körper und seine Psyche zu bekommen. Bis der nächste Anfall die Unkontrollierbarkeit der Sucht wieder deutlich macht. Der Großteil der Patienten leidet zudem an einer gestörten Selbstwahrnehmung, er empfindet sich immer als zu dick und im Vergleich zu anderen hat er keine reelle Vorstellung seines Körpers.
Die Einnahme von Abführmitteln ist für den Patienten ein Ausgleich für den Kontrollverlust während der Fressanfälle, er bemerkt nicht, dass dies ebenso ein Suchtverhalten darstellt.
Körperliche Symptome der Bulimie-Kranken
Auf den ersten Anblick ist einem Bulimie-Kranken seine Sucht nicht äußerlich anzusehen, da er nicht wie ein Magersucht-Patient, deutliches Untergewicht, sondern meist ein normales Körpergewicht hat. Die Kalorien, die während der Fressanfälle zugeführt werden, bleiben teilweise im Körper, und in den Phasen zwischen den Fressattacken, legen Bulimiker großen Wert auf gesundes Essen und wenig Kalorien.
Bulimie und die Folgen für die Gesundheit
Die Folgen für die Gesundheit zeigen sich bei Bulimikern nicht zuerst an starkem Gewichtsverlust, sondern das häufige Erbrechen kann diverse gesundheitliche Störungen hervorrufen. Der Patient leidet meist an einem Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, zudem kommt eine höhere Infektionsanfälligkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen und bei Mädchen oder Frauen meist eine unregelmäßige bzw. ausbleibende Menstruation. Dazu kommen durch den lang anhaltenden Mineralstoffmangel Symptome wie Haarausfall, Schädigung der Nieren und Herzrhythmus-Störungen. Durch das ständige Erbrechen ist der Patient anfälliger für Karies und Erkrankungen der Speiseröhre sowie Sodbrennen. Nicht selten kommen zur Bulimie noch zusätzlich andere psychische Erkrankungen hinzu, wie depressive Verstimmungen und Angststörungen oder bipolare Störungen, bei denen sich manische und depressive Phasen abwechseln.
Der Griff zur Zigarette oder zu Alkohol ist ebenso keine Seltenheit.
Kann man als Außenstehender Bulimie erkennen?
Da Bulimiker sich Methoden aneignen, ihr Verhalten für Außenstehende gut zu verbergen, ist es für Freunde und Familie schwer, die Essstörung zu erkennen. Dennoch gibt es ein paar Anzeichen, die zum Verhaltensmuster der Bulimie gehören:
-das Essverhalten ist durch Kontrolle und Zwang geprägt, es muss gesund sein und darf nur eine bestimmte Kalorienanzahl haben
-das Körpergewicht wird genau kontrolliert und ist eher geringer als zu viel
-nach den Mahlzeiten wird (meist unter Ausreden) sehr schnell das Bad oder die Toilette aufgesucht, wo das Geräusch des Erbrechens durch Wasserrauschen übertönt werden soll
-die Themen Schlankheit und Figurbewusst sein werden oft angesprochen
-Einkauf von großen Mengen ungesunder, süßer, fetter, kalorienhaltiger Lebensmittel und Verstecken dieser im Schrank
– Versteckte Packungen von Abführ- oder Entwässerungsmitteln
-Mahlzeiten mit anderen werden meist mit der Ausrede „man hätte schon gegessen“ vermieden
-Haut- und Zahnprobleme
-Abschürfungen an einem oder mehreren Fingern, die beim Erzwingen des Erbrechens in den Mund geschoben werden und dabei an den Zähnen schaben
-Verdauungsprobleme
-exzessiv betriebene Sportarten
-Verleugnung der Weiblichkeit und Unlust
-Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle
Der Umgang mit Bulimie
Da die Betroffenen ihre Krankheit meist verleugnen, da sie sich schämen und ekeln, ist es für Familienangehörige oder Freunde meist schwer, das Thema direkt anzusprechen. Eine Basis des Vertrauens sollte daher erst einmal durch andere Gesprächsthemen geschaffen werden, bevor man dieses Thema direkt anspricht. Da Essstörungen unbedingt eine langfristige Verhaltenstherapie benötigen, muss sehr sachte mit dem Thema umgegangen werden und mit viel Feingefühl dem Patienten die Notwendigkeit eines Arztbesuches vor Augen gehalten werden. Kranke brauchen dabei die Hilfe und den Beistand der engen Familie und Freunde.