Safran als alternativer Behandlungsansatz bei Depressionen?
Extrakte aus Heil- und Gewürzpflanzen stehen bei der Entwicklung neuer Pharmazeutika hoch im Kurs. Besonders bei Depressionen kommen vermehrt alternative Behandlungsansätze aus der Pflanzenforschung. Immerhin sind in den Pflanzen dieser Welt unzählige Substanzen verborgen, von deren Wirkung auf unseren Körper wir noch so gut wie nichts wissen. Die stimmungsaufhellende Wirkung von Safran in Kombination mit Kurkuma ist schon länger Gegenstand von Untersuchungen, nun hat ein Hersteller in einer randomisierten, Placebo kontrollierten Doppelblindstudie herausfinden wollen, ob auch Safranextrakt (mit den wirksamen Bestandteilen Crocin und Safranal) allein die Stimmung verbessern kann.
Manche Überlieferungen, ob aus den Erfahrungswerten der chinesischen Medizin, mittelalterlichen europäischen Rezepten oder von historischen Papyrusrollen aus Ägypten, bieten uns allerdings einen Hinweis auf mögliche altbekannte Mittel, die mit neuer Technologie genauer untersucht werden sollten.
Kann Safran Depressionen lindern?
Safran, die Blütenfäden einer Krokusart, wurde schon vor über 3000 Jahren als Mittel gegen Nierenleiden erwähnt, im 14. Jahrhundert unter anderem gegen Magenschmerzen empfohlen und wird heutzutage sowohl in pseudowissenschaftlichen als auch medizinischen Behandlungen wiederentdeckt. Frühere Studien hatten bereits demonstriert, dass Safran in Kombination mit Curcumin wirksam gegen depressive Symptome helfen konnte (Lopresti & Drummond, 2017).
Prof. Prodanov vom Institut für Ernährungswissenschaften im spanischen Madrid untersuchte mit australischen und englischen Kollegen nun, ob ein reiner, aufgereinigter Safranextrakt mit den wirksamen Bestandteilen Crocin und Safranal die Stimmung verbesserte. Für eine erste Abschätzung von Wirksamkeit und zur Ermittlung der besten Dosierung wurde diese Studie in gesunden Teilnehmern mit selbstberichteter depressiver Stimmung durchgeführt.
Die Studie im Detail
128 Teilnehmer ohne Depressionsdiagnose wurden für 4 Wochen zufallsverteilt entweder mit dem Safranextrakt in einer Dosierung von 28 mg/Tag, 22 mg/Tag oder mit Placebo behandelt. Die Teilnehmer wussten dabei nicht, welches Mittel sie erhielten. Zu Beginn der Studie und am Ende wurden der allgemeine Stimmungszustand (profile of mood states, POMS), unterschiedliche Stimmungen und Gefühle (positive and negative affect schedule, PANAS) und Hinweise auf Depressionen und Ängste (Depressions-Angst-Stress-Skala, DASS-21) ermittelt. Zudem wurde die Schlafqualität untersucht (Pittsburgh Schlafqualitätsindex, PSQI).
Bei der höchsten Dosierung (28 mg/Tag) bewirkte der Safranextrakt eine Linderung der negativen Stimmung, von Stresssymptomen und Ängsten (POMS-Werte zwischen Placebo und Behandlung, p Einschätzung
Die Studie hat nur eingeschränkte Aussagekraft, da einerseits nur gesunde Teilnehmer rekrutiert wurden und andererseits die Symptomstärke auf eigenen Einschätzungen basierte. Vorherige Studien berichteten bereits von Effekten von Safran zumindesten in Kombination mit anderen Substanzen (z.B. Curcumin) bei klinischen Depressionen.
Es gibt aber auch zwei weitere Studien, die sich mit der Behandlung mit Safran bei leichten und mittleren Depressionen beschäftigten. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass Safran genauso wirksam sein kann wie bestimmte Antidepressiva ohne dabei dieselben Nebenwirkungen zu haben. Eine Meta-Studie, die gleich 6 klinische Studien berücksichtigte, schreibt Safran im Vergleich zu einem Placebo einen signifikanten Effekt zu. Die selbe Studie kommt zu dem Schluß, dass Safran im Vergleich zu einem klassischen Antidepressivum in etwa den selben Effekt hatte.
In diesem Kontext ist es spannend zu sehen, dass der Safranextrakt allein möglicherweise auch bei leichteren depressiven Symptomen helfen und damit eventuell als Nahrungsergänzung unterstützend auch bei stärkeren Depressionen zur Linderung beitragen könnte. Weitere Studien zu Safran oder seinen Bestandteilen könnten also in Zukunft interessante neue Behandlungsansätze bei Depressionen hervorbringen.
Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass Nahrungsergänzungsmittel kein Ersatz für eine gesunde und ausgewogene Lebensweise sind und die Einnahme deshalb mit dem Vertrauensarzt abgesprochen werden sollte. Safran ist zwar ein Gewürz und kein Nahrungsergänzungsmittel, aber wenn man Safran – wie in der oben angeführten Untersuchung – quasi als Nahrungsergänzungsmittel anwendet, sind unbedingt auch die Verpackungshinweise zu beachten.
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Quellen:
¹ A novel saffron extract improves mood in healthy adults over 4 weeks in a clinical trial. (Complement Ther Med. 2017 Aug;33:58-64. via bellit.de)
² Comparison of Crocus sativus L. and imipramine in the treatment of mild to moderate depression (Akhondzadeh S, Fallah-Pour H, Afkham K, et al. in BCM Comp Altern Med. 2004;4:12.) PMID: 15341662
³ Hydroalcoholic extract of Crocus sativus L. versus fluoxetine in the treatment of mild to moderate depression (Noorbala AA, Akhondzadeh S, Tahmacebi-Pour N, Jamshidi AH. in J Ethnopharmacol. 2005;97:281-4.) PMID: 15707766
* Meta-Study: Saffron (Crocus sativus L.) and major depressive disorder (Hasenblas, Saha, Dubyak, Anton in J Integr Med. 2013 Nov;11(6):377-83.) PMID: 24299602
Linktipps
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