Kollagenose
Kollagenose ist der Überbegriff für entzündliche Erkrankungen des Bindegewebes. Es handelt sich dabei um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem sich in sehr aggressiver Form gegen körpereigene Zellen bzw. Stoffe in den Zellen richtet. Zu den typischen Kollagenosen gehört der Systemische Lupus erythematodes (SLE) und die Sklerodermie. Die Erkrankung zeigt sich meist durch pralle Schwellungen an Händen, Fingern und Gelenken, die mit einer Morgensteifigkeit einhergehen.
Im Laufe der Zeit findet eine Degeneration des Bindegewebes statt, das Immunsystem ist fehlgesteuert und es werden immer mehr Autoantikörper gebildet, die sich gegen körpereigene Hormone, Gewebe oder Antikörper richten.
Was ist eine Kollagenose?
Kollagenosen gehören zu den Autoimmunerkrankungen, was in diesem Fall bedeutet, dass das Abwehrsystem das körpereigene Bindegewebe (Kollagen) als fremden Stoff einordnet und deshalb Antikörper dagegen bildet. Im Innern unseres Körpers ist Bindegewebe fast überall zu finden, auch in den meisten Organen, weshalb sich eine Kollagenose oft auch in Lunge und Herz, sowie Schleimhäuten, Gefäßen und der Haut ausbreiten kann. Die Verlaufsform einer Kollagenose ist häufig chronisch und beeinträchtigt die Patienten sehr in ihrem Alltag. Frauen sind durchschnittlich häufiger von einer Kollagenose betroffen als Männer, sie tritt meistens vor den Wechseljahren auf. Die Ursachen für eine Kollagenose sind nur unzureichend geklärt. Der Grund dafür, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer könnte in der Zusammensetzung der Hormone und/oder der Einnahme der Antibabypille liegen. Jedoch können auch gewisse Antigenkonstellationen auf den Immunzellen, die erblich bedingt sind, sowie bestimmte Erreger die Gründe für einen Ausbruch der Kollagenose sein.
Verschiedene Arten der Kollagenose
Es gibt verschiedene Arten von Kollagenose, die sich in ihrer Häufigkeit unterscheiden. Die Symptome sind ähnlich, die Diagnose jedoch nicht einfach zu stellen. Dafür müssen eine bestimmte Anzahl verschiedener Kriterien (ARA- oder ACR-Kriterien)erfüllt sein, welche vom American College of Rheumatology festgelegt wurden, um eine Diagnose abzusichern. Die verschiedenen Kollagenosen sind: das Sjögren-Syndrom, die Sklerodermie, der systemische Lupus erythematodes, die Polymyositis/Dermatomyositis, das Antiphospholipid-Syndrom und die Mischkollagenose, welche auch als Sharp-Syndrom bekannt ist.
Das Sjögren-Syndrom
Beim Sjögren-Syndrom sind hauptsächlich die Speicheldrüsen, sowie die serösen Drüsen im Kopf- und Halsbereich chronisch entzündet. Die Patienten haben meist trockene Augen und einen trockenen Mund, da zu wenig Tränen- und Speichelflüssigkeit gebildet wird. Ebenso tritt oft eine Schwellung der Ohrspeicheldrüsen auf. Wird an der Unterlippe eine Gewebeentnahme vorgenommen, sind vermehrt Entzündungsherde feststellbar. Bei Tests wird eine Erhöhung der Autoantikörper und des Rheumafaktors deutlich.
Die Sklerodermie
Bei der Sklerodermie verhärtet sich das Bindegewebe verschiedener Organe immer mehr. Erste Anzeichen sind meist pralle Schwellungen der Finger und Hände, die morgens steif sind und schmerzen. Im Laufe der Zeit kommt es zum Raynaud-Syndrom, wobei die Fingerspitzen zunächst blass werden, dann bläulich verfärben und sich danach röten (Tricolorenzeichen). Durch das Zusammenziehen der Haut und Absterben des Gewebes kommt es zu Narben an den Fingerspitzen. Deutlich wird die Veränderung der Haut im Gesicht, das sich wie zu einer straffen, starren Maske mit verkleinerter Mundöffnung verformt. Erstreckt sich die Starre auf weitere Gebiete, kommt es zu Versteifung der Speiseröhrenwand und zur Verhärtung des Zungenbändchens, wodurch das Schlucken erschwert wird und ein Rückfluss des Mageninhalts, sowie andere Störungen des Magen und Darm-Traktes auftreten. Durch die Verhärtung und Verengung der Gefäße entstehen Herzrhythmus- und Atemprobleme sowie Bluthochdruck.
Sonstige Arten der Kollagenose
Lupus erythematodes, Polymyositis, Antiphospholipid-Syndrom und Mischkollagenose kommen seltener vor, als die oben genannten Kollagenose-Arten. Bei Lupus erythematodes kommt es zu einer typischen Rötung auf dem Gesicht, welche der Krankheit ihren Namen gab. Das Schmetterlingserythem, eine Rötung welche symmetrisch im Gesicht aufritt und Jochbein, Wangenregion und Nasenrücken betrifft, hinterlässt nach dem Abheilen Hautschäden, die an die Narben eines Wolfsbisses erinnern (lupus ist der lateinische Name für Wolf). Zusätzlich ist die Haut extrem lichtempfindlich. Die Polymyositis breitet sich fast nur in den Muskeln und dem umliegenden Bindegewebe aus und bewirkt starke Beschwerden, die an einen Muskelkater erinnern. Zudem können gelenke, Herz und Lunge in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Antiphospholipid-Syndrom beeinträchtigt die Blutgerinnung, wodurch es zu Thrombosen und verstärkter Blutungsneigung kommen kann. Bei der Mischkollagenose zeigen sich Symptome verschiedener Kollagenose-Arten.
Kollagenose-Therapien
Je nachdem, um welche Art der Kollagenose es sich handelt, werden die Symptome spezifisch behandelt. Alle Arten werden jedoch durch eine Unterdrückung des Immunsystems mittels Medikamenten therapiert. Nebenwirkung dieser immunsystem-unterdrückenden Mittel ist jedoch eine häufigere Infektanfälligkeit des Körpers. Die auftretenden Symptome der Kollagenose werden auf verschiedene Art gelindert: für trockene Augen wird künstliche Tränenflüssigkeit verabreicht, zu wenig Speichelflüssigkeit wird mit ausreichender Flüssigkeitsaufnahme behoben, für die lichtempfindliche Haut muss ein Sonnenschutz mit sehr hohem Lichtschutzfaktor verwendet werden, das Raynaud-Syndrom wird mit ausreichendem Schutz gegen Kälte gelindert und die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit kann mit speziellen Übungen etwas Milderung erfahren.