Phytoöstrogene
Ein pflanzliches Hormon für ewige Jugend und Fruchtbarkeit
Japanerinnen kennen weder Hitzewallungen noch Wechseljahresbeschwerden. Auch die Zahl der Brustkrebsdiagnosen, Osteoporose und Herz-Kreislauferkrankungen liegen in Asien deutlich unter österreichischen Statistiken. Wissenschaftler gehen der Frage nach, ob Phytoöstrogene aus Soja die Entstehung dieser Krankheitsbilder präventiv verhindern. Diese Forschungsprojekte bestehen zurecht, denn es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass Phytoöstrogene als Alternative zur konventionellen Hormontherapie dienen können.
Was sind Phytoöstrogene?
Phytoöstrogene sind sekundäre Pflanzenstoffe. Lignane und Isoflavone (Coumestrol, Daidzein, Genistein) gehören hier beispielsweise dazu. Es handelt sich dabei nicht um Östrogene, wie sie der Chemiker beschreibt. Vielmehr besteht ausschließlich aufgrund ihrer Struktur eine Ähnlichkeit zwischen Östrogenen und Phytoöstrogenen. Aufgrund diese sind Verbindungen mit den Östrogenrezeptoren möglich. Infolge dessen wereden antiöstrogene oder auch östrogene Wirkungen erzielt.
Wann wurden Phytoöstrogene entdeckt?
Das erste Phytoöstrogen wurde im zweiten oder dritten Jahrhundert nach Christus entdeckt. Es handelte sich hierbei um die Pflanze Sylphion (Ferula historica), welche durch die Entdeckung Frauen schließlich als Verhütungsmittel diente. Bald starb sie jedoch aufgrund der großen Nachfrage aus.
Im Jahr 1926 wiesen die Chemiker Spohr und Loewe Phytoöstrogene erstmals in Weidenkätzchen nach. Danach folgten Entdeckungen dieses Hormons ins der Rhabarberwurzel, in Rotkle und Palmenkernen.
1954 gelang es Forschern über 36 unterschiedliche Phytoöstrogene darzustellen.
Sind Phytoöstrogene in Lebensmitteln enthalten?
In Abhängigkeit von Klima, Sorte, Fruchtreife und Erntezeit enthalten Lebensmittel unterschiedlich hohe Anteile an Phytoöstrogenen. Am meisten ist mit 60 bis 145 Milligramm pro 100 Gramm in Sojabohnen enthalten. Es handelt sich hierbei um Isoflavone, welche neben nicht nur in Sojaprodukten sondern auch in Hülsenfrüchten vorkommen. Sogenannte Lignane sind ausschließlich in Mikrosätzen enthalten und treten in unseren Breiten deutlich häufiger auf.
Reine Phytoöstrogene sind in folgenden Nahrungsmitteln enthalten:
- Sojabohnen, inklusive Soja Produkte (Tofu, Sojamilch)
- Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Bohnen)
- Getreide (Roggen, Gerste)
- Getreidekleie
- Nüsse
- Obst: Erdbeeren, Cranberries
- Gemüse: Brokkoli, Oliven
- Samen: Kürbiskerne, Leinsamen
- Hopfen
- Kräuter: Salbei
- verschiedene Teesorten
- alkoholische Getränke (Whiskey, Wein, Bier)
Phytoöstrogene: Isoflavone und Lignane
Isoflavone und Lignane zählen zu jenen Phytoöstrogenen, welche die wichtigste Bedeutung für den menschlichen Stoffwechsel haben. Während des Verdauungsprozesses im Magen-Darm-Trakt werden diese Substanzen erst für den menschlichen Organismus verfügbar. Eine ausgewogene Ernährung mit anteiligem Phytoöstrogen kann folglich nur positive Wirkungen auf den Menschen haben, wenn eine intakte Darmflora gegeben ist.
Beispielweise wird die natürliche Funktionsweise der Darmflora durch die Einnahme von Antibiotika ungünstig beeinflusst. Infolge dessen kann diese Therapie Phytoöstrogene unwirksam machen.
Phytoöstrogene gegen Wechselsjahrbeschwerden
Seit vielen Jahren diskutieren Wissenschaftler die Bedeutung von Isoflavonen als alternative Hormontherapie. Folglich sind passende nicht rezeptpflichtige Präparate in Drogerien und Apotheken verfügbar.
Gleichzeitig folgten Forschungsprojekte (zwei bis sechs Monate) mit Soja als Nahrungsmittel, Sojaextrakten als auch Sojaproteinisolaten. Zudem kamen Präparate aus Rotklee zum Einsatz.
Im Ergebnis zeigten sich lediglich vereinzelte Verbesserungen typischer Wechseljahrbeschwerden wie Schweißausbrüche oder Hitzewallungen. Bei keinem Proband war ein komplettes Verschwinden dieser zu beobachten.
Dennoch gilt zu unterstreichen, dass sich bei regelmäßiger Anwendung der oben aufgeführten Substanzen ein günstigerer Verlauf der Beschwerden entwickelt. Nicht zuletzt lassen die Studien aufgrund ihres Designs keine zuverlässigen Aussagen zu. Vielmehr ist zu vermuten, dass bei adäquat randomisierten Studiendesigns die Effekte von einem noch positiveren Bild gekennzeichnet wären.
Osteoropose Prävention durch Phytoöstrogene
Auch zum Thema Osteoporose und Phytoöstrogene liegen unterschiedliche Studienergebnisse vor. Je nach Durchführung und Alter beziehungsweise Gesundheitszustand der Studienteilnehmer sind vereinzelt positive Effekt zu verzeichnen.
Es wird angenommen, dass Phytoöstrogene positive Wirkungen auf die Knochendichte als auch die Knochenstoffwechselmarker haben. Entsprechend kann jedoch nur in geringem Maß davon ausgegangen werden, dass Isoflavone wie Soja zuverlässig zur Prävention eingesetzt werden können.
Vorsicht mit Sojaprodukten
Gleichzeitig warnen Wissenschaftler davor, plötzlich die eigene Ernährung zum angeblichen Schutz vor Osteoporose und Wechseljahrbeschwerden komplett auf Sojaprodukte umzustellen. So treten beispielsweise im europäischen als auch amerikanischen Raum verstärkt Stoffwechselprobleme, die Unverträglichkeiten und Verdauungsprobleme verursachen. Tatsächlich hängt dies damit zusammen, dass Österreicher beispielsweise im Vergleich zu Asiaten Schwierigkeiten haben, Sojaeiweiß komplett zu verstoffwechseln. Dies ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass Phytoöstrogene für den menschlichen Körper zugänglich und dadurch ihre präventive Wirkungsweise ausbreiten. Die Ursache für diese elementaren Unterschiede einzelner Bevölkerungsgruppen liegt darin, dass Asiaten ein ganz bestimmtes Enzymmuster besitzen, welche die komplette Verstoffwechselung von Soja ermöglicht.
Öffentliche Beratungsstellen unterstreichen darüber hinaus, dass in keinem Fall eine allgemeingültige Aussage getroffen werden kann. Jeder Mensch sollte beim Genuss von Sojaprodukten auf körpereigene Reaktionen achten. Verdauungsbeschwerden treten nicht bei jedem auf. Dennoch gilt zu beachten, dass bei circa 0,3 bis 0.4 der europäischen Bevölkerung mit einer Allergie gegen Sojaeiweiß zu rechnen ist.
Phytoöstrogen über regionale Ernährung aufnehmen
Um der Gefahr von Stoffwechselstörungen aufgrund der Sojaernährung zu entkommen, empfehlen Experten, auf regionale Pflanzen auszuweichen. Bewährt haben sich in diesem Sinne einheimische Nahrungsmittel wie Leinsamen, Erbsen, Bohnen oder Linsen. Auch Erdbeeren sind im Sommer verfügbar.
Phytoöstrogene allein sind nicht gesund
Ein Blick nach Südostasien zeigt, dass die positiven Effekt auf die menschliche Gesundheit nicht nur auf eine phytoöstrogenreiche Ernährungsweise zurückzuführen sind. Zwar gelten die Asiaten als Vorreiter in puncto Sojakonsum, dennoch fällt noch ein anderes Detail auf. Im Vergleich zu Österreich verzehrt die südostasiatische Bevölkerung wesentlich weniger Milchprodukte und Fleisch. Vielmehr gehören Algen, Fisch und verschiedene Gemüsesorten auf den täglichen Speiseplan.
In diesem Zusammenhang lohnt es sich zudem, aktuelle Erkenntnisse aus der Krebsforschung vergleichsweise mit heranzuziehen. Diese gibt klare Hinweise darauf, dass nicht die isolierte Aufnahme einzelner Substanzen, wie beispielweise die sekundären Pflanzenstoffe Phytoöstrogene für den menschlichen Organismus von Vorteil ist. Vielmehr kommt es auf eine ausgewogene Balance zwischen Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen, Mineralstoffen und Vitaminen an.
Hinzu kommt, dass eine ausgewogene Mischkost möglichen Nebenwirkungen der Phytoöstrogene vorbeugt. Nicht zuletzt ist beispielsweise die lang anhaltende Einnahmen von isolierten Phytoöstrogenen nicht ohne Risiko für die menschliche Gesundheit zu betrachten.