Schulstress bei Kindern und Jugendlichen reduzieren

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Schulstress bei Kindern und Jugendlichen reduzieren

Zunehmend mehr Kinder weisen spezifische Symptome auf, die auf Schulstress zurückzuführen sind. Zunehmend mehr Lehrstoff, aber auch viele Termine im Nachmittagsbereich verursachen teilweise ernsthafte Störungen. Vereinzelt sind die Auffälligkeiten mit dem Burnout im Erwachsenenalter vergleichbar und resultieren aus einem kontinuierlich zunehmenden Leistungsdruck. Hier erfahren Eltern und Pädagogen mehr über die multifaktoriellen Ursachen, aber auch über eine aktive Prävention und ein frühzeitiges Erkennen von Schulstress bei Kindern oder Jugendlichen.


Schulstress bei Kindern und Jugendlichen reduzieren – Artikelübersicht:

Schulstress: Was ist das?

Schulstress ist durch eine kindliche Verhaltensänderung erkennbar, kann sich jedoch bei jedem Kind und Jugendlichen unterschiedlich äußern. Demotivation, Zurückgezogenheit und Abgeschlagenheit gelten als wissenschaftlich begründete Erkennungsmerkmale von Schulstress im Kindes- und Jugendalter. Zudem treten gehäufte Konzentrationsstörungen auf, welche sich nicht selten durch schlechter werdende Schulnoten bemerkbar machen.

Typische Warnsignale von Schulstress

  • Bauchweh
  • Kopfschmerzen (Migräne)
  • Einschlafschwierigkeiten
  • Schlafstörungen
  • anhaltende Müdigkeit
  • Aggressivität (verbal, physisch, psychisch)
  • permanente schlechte Laune
  • Nervosität
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Überdrehtheit
  • Traurigkeit
  • Essstörungen
  • Magersucht

Je nach individuellen Charaktereigenschaften der Kinder können sich einzelne Symptome auf verschiedene Weise äußern. Essstörungen können darin bestehen, dass die Kinder beziehungsweise Jugendliche sehr wenig Lebensmittel zu sich nehmen. Andere wiederum überessen sich stetig.

Warum entsteht Schulstress?

Erziehungswissenschaftler beschreiben verschiedene Ursachen für Schulstress. Zu den Hauptfaktoren zählt ein stetig wachsender Leistungsdruck, welcher in Kombination mit Angstzuständen auftritt. Letzteres ist mit starken Zweifeln verbunden, überhaupt den jeweiligen Anforderungen gewachsen zu sein. Nicht zuletzt resultiert dies aus der Tatsache, dass Eltern stets da Beste für ihre Kinder wünschen. Aufgrund der prekären Lage des Arbeitsmarktes legen sie einen besonderen Wert auf eine exzellente Ausbildung, um diese als Sprungbrett in den Arbeitsmarkt zu nutzen.

Dabei vergessen Väter und Mütter jedoch viel zu oft die eigentlichen Fähigkeiten beziehungsweise Interessen des Kindes. Schließlich möchte nicht jeder 1A-Schüler später studieren, sondern vielmehr seine eigenen Vorstellungen verwirklichen. Darüber hinaus gleicht der Schulalltag der Kinder auch zunehmend dem Arbeitstag eines Erwachsenen.

Nach der Schule sind Präsentationen und Klausuren vorzubereiten beziehungsweisen Hausaufgaben zu erledigen. Abgesehen davon läuft auch der Terminplan des Nachwuchses im Nachmittagsbereich geradezu über: Bereits die Kleinsten im Vorschulbereich werden in den bestmöglichsten Workshops gefördert.

Später sieht die Nachmittagsgestaltung auch nicht anders aus. Im Gegensatz zu vergangenen Jahrzehnten stehen dabei im außerschulischen Bereich fast ausschließlich kognitive Fähigkeiten im Vordergrund. Mit anderen Worten kommt das kindliche oder jugendliche Gehirn nach der Schule nicht zum Ruhen, sondern wird langsam aber sich in Richtung Überlastung getrieben.

Schulstress aktiv vorbeugen – die besten Tipps

Eines ist schon mal klar: Mithilfe von medizinischen Interventionen lassen sich grundsätzlich schulpolitische Probleme nicht lösen. Auf lange Sicht sollte die Schulpolitik gemeinsam mit pädagogischen Fachkräften das Konzept Schule neu definieren. Bis dahin können Eltern jedoch kurz- und mittelfristig ihren Nachwuchs effektiv unterstützen.

Tipp 1: Gemeinsam gesund und fit durch den Alltag

Um schulischem Stress gezielt vorzubeugen, ist der Ausgleich im Alltag notwendig. Neben genügend Freizeit sollten Kinder ausreichend Möglichkeiten erhalten, gemeinsame Momente mit Familie, Freunden und anderen realen sozialen Kontakten zu verbringen.

Gemeinsame sportliche Aktivitäten und eine ausgewogene Ernährung dienen als sichere Basis zur Prävention von Schulstress. Nicht zuletzt entstehen dadurch wertvolle Eindrücke, die bis spät ins Erwachsenenalter oft gut in Erinnerung bleiben.

Tipp 2: Stress in der Freizeit vermeiden

Gleichzeitig lohnt sich ein Blick auf den Familienterminkalender. Zu viele außerschulische Termine können sich als Stressfaktor in der Schule entpuppen. In diesem Sinne ist es empfehlenswert, die Kinder bei der Planung von Urlaub, Hobbys, aber auch Terminen stets aktiv mit einzubinden. Gleichzeitig ist es für Eltern hilfreich, ihre Kinder genau zu beobachten. Im Verlaufe der Zeit entwickeln sie durch die kindlichen Reaktionen mit Sicherheit ein Gefühl für das individuelle, optimale Maß.

Tipp 3: Eltern zeigen Verständnis

Sobald sich eventuelle Stresssymptome zeigen, ist es sinnvoll, wenn die Eltern selbst nicht sofort panisch reagieren. In einer ruhigen Atmosphäre fällt es Schülern grundsätzlich leichter, über aktuelle Schwierigkeiten zu sprechen. Gleichzeitig werden negative Gefühle nicht unterdrückt und die Basis für eine potenzielle Stressentwicklung wird genommen.

Tipp 4: Eigene Erwartungen hinterfragen

Über 85 Prozent aller Eltern von gestressten Kindern sind sich nicht bewusst darüber, dass ihre Aktivitäten Stress verursachen. Entsprechend empfiehlt es sich, regelmäßige eigene Anforderungen an den Nachwuchs zu prüfen. Beispielsweise dient elterliche Motivation oder zu hoher Druck meist nicht. Die Kinder geraten vielmehr in eine Stresssituation und die eigene Neugier wird gehemmt.

Tipp 5: Qualitativ wertvolle Zeit für Eltern und Kinder

Um alltäglichem Stress gezielt vorzubeugen, ist es von großer Bedeutung, dass jeder eigenen Aktivitäten nachgehen kann. In der sogenannten Qualitätszeit (quality time) folgt jeder seiner Intuition. Dies entspannt den Geist und macht fit für folgende Herausforderungen.

Tipp 6: Sozialkompetenz statt glänzende Schulnoten

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung spielen später im realen Leben gute Schulnoten nur bedingt eine Rolle. Große innovative Unternehmen setzen vor allem auch auf eine ausgeprägte Sozialkompetenz. Teamfähigkeit und flexible Kooperationsbereitschaft sind die Stärken, welche heute im Vordergrund stehen. Entsprechende Schwerpunkte sollten auch Eltern bei der Betrachtung aller kindlichen Fähigkeiten legen.

Tipp 7: Kindern Strategien beibringen

Gemäß Großmutters Weisheit: Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen! Empfiehlt es sich Kindern frühzeitig Vorteile einer grundlegenden Arbeitshaltung zu vermitteln. Beispielsweise sind kleinere Schulaufgaben bis zur nachfolgenden Woche oder bis nach den Schulferien sofort zu erledigen.

Auf diese Weise können die Kinder die nachfolgenden Tage ruhiger angehen, ohne ständig noch offene Pflichten im Hinterkopf zu behalten. Zudem kann immer wieder etwas dazwischen kommen.

Sind jedoch alle Aufgaben bereits erledigt, stellen zusätzliche Herausforderungen keine große Hürde mehr dar.

Eltern können zudem ihren Kindern typische und altersgerechte Mut-mach-Sprüche beibringen. Sätze wie Ich fühle mich heute super und schaffe das mit Links! prägen sich bei den Kindern schnell ein. In vermeintlichen Stresssituationen, wie beispielsweise kurz vor der Klausur, sagen die Schüler die Mutmacher murmelnd vor sich hin und gehen mit einem positiven ruhigen Gefühl in die Klausur hinein.

Darüber hinaus unterstützt es Kinder in schulischen Stresssituationen, wenn sie sich genau in diesem Moment an ein ruhiges schönes Erlebnis erinnern können. Gleichzeitig atmen sie dabei tief ein und aus. Schnell relativiert sich der stressige erste Eindruck und das anscheinende Hindernis aktiv überwunden werden.

Auch der berühmte (altersunabhängige) Blackout sollte in Gesprächen zwischen Eltern und Kindern auf keinen Fall unerwähnt bleiben. Hier helfen beispielsweise positive Formulierungen wie: Bei meinem Blackout hatte ich den Eindruck, mein Kopf war leer wie einer Zuckerdose. Ich konnte mit an nichts mehr erinnern. Da habe ich tief durchgeatmet und dreimal bis fünf gezählt. Plötzlich war das Gelernte wieder da und ich konnte die Fragen beantworten.

Eltern sollten sich jedoch dessen bewusst sein, dass diese Tipps nur dann bei ihrem Nachwuchs fruchten, wenn sie authentisch vermittelt werden. Im Idealfall wenden Eltern selbst regelmäßig Entspannungsstrategien in stressigen Situationen erfolgreich an. Sollte dies nicht der Fall sein, ist es nie zu spät, sich zwei oder drei Strategien neu anzueignen. Auch die gemeinsame Suche nach Lösungsstrategien gegen Schulstress bei Kindern und Jugendlichen kann die Eltern-Kind-Beziehung stärken.

Dadurch profitiert der Nachwuchs von resilienten Eigenschaften. Resilienz macht die Kinder stark gegen nicht harmonische Ereignisse in ihrem Leben. Je früher diese positiven Eigenschaften intuitiv mithilfe von Beziehungen erworben werden, umso stärker „resilienter“ zeigen sich Kinder und Jugendliche zu späteren Zeitpunkten in Konfliktsituationen.

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Quellen:

– Schulstress – Leistungsdruck, Überforderung und Angst (www.familie-und-tipps.de)
– Schulstress und Lernprobleme (www.eltern-bildung.at – Initiative des Bundesministerium für Familien und Jugend)

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Linktipps

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